Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben
Wenn heute über die Revolution des Mikrocomputers in der zweiten Hälfte der 70er berichtet wird, dann fällt meist der Name der Firma Apple. Das in jener Zeit unzählige kleine und grosse Firmen für Innovationen gesorgt hatten, geht heute meist vergessen. 1977 waren es drei Firmen, die mit ihren in grossen Stückzahlen produzieren Rechner den Markt für Computer auf den Kopf stellten: Apple mit dem Apple II, Commodore mit dem PET 2001 und Tandy mit dem TRS-80. Dass vor allem die Firma Commodore bis Mitte der 80er-Jahre mit ihren Produkten den europäischen Markt dominierte, wird heute gerne übersehen. Die Sieger waren später IBM, Microsoft und Apple.
«I did not think that Apple was by far the leading best-in-class machine. I thought they were just one of the better companies that had a lot better press in the Valley.»
Ron Nicholson, Apple Hardware Ingenieur und später Entwickler bei Amiga Corporation
Wer sich ein umfassendes Bild über die spannende Geschichte von Commodore machen möchte, dem empfehle ich folgende Bücher:
Brian Bagnall: Commodore - A Company on the Edge, 2011 (en)
Brian Bagnall: Commodore - The Amiga Years, 2017 (en)
Brian Bagnall: Commodore - The Final Years, 2019 (en)
Brian Bagnall: Volkscomputer - Aufstieg und Fall des Computer-Pioniers Commodore und die Geburt der PC-Industrie, 2011 (de)
Ebenfalls sehr lesenswert sind die Publikationen ehemaliger Commodore-Mitarbeiter, die einen subjektiven Einblick in die Firma gewähren:
Michael S. Tomczyk: Home Computer Wars, 1984 (en)
Rainer Benda: Der Untergang von Commodore, 2007 (de)
Petro Tyschtschenko: Meine Erinnerungen an Commodore und Amiga, 2014 (de)
David J. Pleasance: Commodore - The Inside Story, 2018 (en)
In den letzten Jahren sind auch einige sehenswerte Dokumentarfilme produziert worden:
8 Bit Generation: The Commodore Wars (2016)
From Bedrooms to Billions: The Amiga Years! (2016)
Viva Amiga (2017)
The Commodore Story (2018)
«I did not think that Apple was by far the leading best-in-class machine. I thought they were just one of the better companies that had a lot better press in the Valley.»
Ron Nicholson, Apple Hardware Ingenieur und später Entwickler bei Amiga Corporation
Wer sich ein umfassendes Bild über die spannende Geschichte von Commodore machen möchte, dem empfehle ich folgende Bücher:
Brian Bagnall: Commodore - A Company on the Edge, 2011 (en)
Brian Bagnall: Commodore - The Amiga Years, 2017 (en)
Brian Bagnall: Commodore - The Final Years, 2019 (en)
Brian Bagnall: Volkscomputer - Aufstieg und Fall des Computer-Pioniers Commodore und die Geburt der PC-Industrie, 2011 (de)
Ebenfalls sehr lesenswert sind die Publikationen ehemaliger Commodore-Mitarbeiter, die einen subjektiven Einblick in die Firma gewähren:
Michael S. Tomczyk: Home Computer Wars, 1984 (en)
Rainer Benda: Der Untergang von Commodore, 2007 (de)
Petro Tyschtschenko: Meine Erinnerungen an Commodore und Amiga, 2014 (de)
David J. Pleasance: Commodore - The Inside Story, 2018 (en)
In den letzten Jahren sind auch einige sehenswerte Dokumentarfilme produziert worden:
8 Bit Generation: The Commodore Wars (2016)
From Bedrooms to Billions: The Amiga Years! (2016)
Viva Amiga (2017)
The Commodore Story (2018)
Die Organisationsstruktur von Commodore
Commodore International Limited (CIL)
CIL bildete die oberste Organisationsstruktur von Commodore und wurde nach einer Umstrukturierung des Konzerns 1975 auf den Bahamas eingetragen. Der Sitz auf den Bahamas hatte rein steuertechnische Gründe und wurde von einem "Strohmann" besetzt. Geleitet wurde CIL in den USA: Zum einen aus den Büros von Irving Gould in New York, zum anderen aus dem Hauptsitz in Santa Clara und später West Chester. CIL umfasste den Verwaltungsrat, die C-Suite, das Engineering und später den Support (CATS). Die fehlende Kommunikation zwischen dem Marketing und dem Engineering war zu grossen Teilen der Tatsache geschuldet, dass die beiden Bereiche in unterschiedlichen Firmen integriert waren.
Commodore Electronics Limited (CEL)
CEL wurde 1966 in Kanada gegründet, nachdem die Produktion von Schreib- und Addiermaschinen nach Japan verlagert wurde. CEL hatte später nachweislich Büros in Hongkong, Maidenhead und Aesch und war für die Länder weltweit zuständig, die keine eigene Niederlassung von Commodore besassen. Das hiess beispielsweise, dass ein Händler in der Türkei im Jahr 1990 die benötigten Amigas bei CEL in Aesch bestellte. Vermutlich koordinierte CEL auch die Produktion in Ländern wie China oder den Philippinen.
Ländervertretungen
Die Ländervertretungen von Commodore waren weitgehend autonom und operierten auf eigene Rechnung. Dies umfasste Leitung, Marketing und Vertrieb, teilweise auch Produktion und Entwicklung. So entwickelte das VIC-Commando von Commodore USA Software für den VIC-20, Commodore Deutschland die ersten IBM-kombatiblen Rechner von Commodore, den Amiga 2000A und das Bridgeboard, und Commodore UK den Amiga 1500. Die erste Ländervertretung von Commodore in Europa wurde 1967 in Genf gegründet. In Genf hatte auch die Digital Equipment Corporation ihre Europazentrale.
CIL bildete die oberste Organisationsstruktur von Commodore und wurde nach einer Umstrukturierung des Konzerns 1975 auf den Bahamas eingetragen. Der Sitz auf den Bahamas hatte rein steuertechnische Gründe und wurde von einem "Strohmann" besetzt. Geleitet wurde CIL in den USA: Zum einen aus den Büros von Irving Gould in New York, zum anderen aus dem Hauptsitz in Santa Clara und später West Chester. CIL umfasste den Verwaltungsrat, die C-Suite, das Engineering und später den Support (CATS). Die fehlende Kommunikation zwischen dem Marketing und dem Engineering war zu grossen Teilen der Tatsache geschuldet, dass die beiden Bereiche in unterschiedlichen Firmen integriert waren.
Commodore Electronics Limited (CEL)
CEL wurde 1966 in Kanada gegründet, nachdem die Produktion von Schreib- und Addiermaschinen nach Japan verlagert wurde. CEL hatte später nachweislich Büros in Hongkong, Maidenhead und Aesch und war für die Länder weltweit zuständig, die keine eigene Niederlassung von Commodore besassen. Das hiess beispielsweise, dass ein Händler in der Türkei im Jahr 1990 die benötigten Amigas bei CEL in Aesch bestellte. Vermutlich koordinierte CEL auch die Produktion in Ländern wie China oder den Philippinen.
Ländervertretungen
Die Ländervertretungen von Commodore waren weitgehend autonom und operierten auf eigene Rechnung. Dies umfasste Leitung, Marketing und Vertrieb, teilweise auch Produktion und Entwicklung. So entwickelte das VIC-Commando von Commodore USA Software für den VIC-20, Commodore Deutschland die ersten IBM-kombatiblen Rechner von Commodore, den Amiga 2000A und das Bridgeboard, und Commodore UK den Amiga 1500. Die erste Ländervertretung von Commodore in Europa wurde 1967 in Genf gegründet. In Genf hatte auch die Digital Equipment Corporation ihre Europazentrale.
Die Geschichte von Commodore
Jack Tramiel wurde 1928 als Jacek Trzmiel oder Idek Tramielski in Łódź (Polen) als geboren. Geschwister hatte er keine. Sein Vater war Schuhmacher, über die Mutter ist leider nicht viel bekannt. 1939 kam er zusammen mit seinen Eltern in das Ghetto Łódź und arbeitete in einer von den Nazis geführten Fabrik in der Łagiewnicka-Strasse. Was Jack zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Seine spätere Frau, Hinda Goldgrub, arbeitete auf der anderen Strassenseite in einer Schneiderei im Haus Łagiewnicka 37. Nach der Räumung des Ghettos im August 1944, wurden Jack und seine Eltern in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Im Lager wurde Jack von seiner Mutter getrennt. Bereits drei Wochen später verliess ein Transport von tausend Häftlingen das Lager, der drei Tage später die Stadt Hannover erreichte. Jack und sein Vater wurden als Zwangsarbeiter für die Continental-Werke in das Lager Hannover-Stöcken an der Stelinger Strasse verbracht (Jack Tramiel bezeichnete diesen Ort später als Lager Steckin). Nach zwei Monaten wurden die Häftlinge auf Wunsch von Continental nach Hannover-Ahlem verlegt, wo Jack und sein Vater beim Bau einer unterirdischen Fabrik eingesetzt wurden. Im Dezember 1944 war der Vater am Ende seiner Kräfte und wurde von den Nazis ermordet. Bei der Evakuierung blieb Jack zusammen mit 250 nicht mehr marschfähigen Häftlingen im Lager zurück und wurde im April 1945 von der 84. US-Infanterie Division befreit. Jack reiste sofort nach Łódź, um seine Mutter zu sehen, kehrte aber wieder nach Deutschland zurück und bekam einen Hilfsjob bei der US-Army in Marburg. In einer kleinen Stadt in der Nähe von Hannover, lernte Jack die gleichaltrige Marie Helen (Hinda) Goldgrub kennen, die er 1947 heiratete. Bereits im November desselben Jahres emigrierte Jack mit Hilfe der Hebrew Immigration Aid Society (HIAS) in die Vereinigten Staaten. Die ersten zwei Wochen lebte er im Gebäude der HIAS in New York und wurde, als er das erste Mal das Gebäude verlassen wollte, von einem Auto angefahren. Jack flüchtete, weil er Angst hatte, aufgrund des Vorfalls verhaftet zu werden. Er hatte zwar keine schweren Verletzungen, lag aber ein Woche im Bett. Später wohnte er bei Freunden in der East 10th Street und erhielt einen Job in einem Lagerhaus in der Fifth Avenue. Mit Benjamin und Regina Silberman bekam Jack «Stiefeltern» an die Seite gestellt, die ihm in der neuen Heimat halfen. Im März 1948 trat Jack der US-Army bei und absolvierte die Grundausbildung im Fort Dix in New Jersey. Anschliessend sollte Jack nach Alaska versetzt werden, was er auf keinen Fall wollte. Doch er hatte Glück: Er traf einen Soldaten, der an der Befreiung der Konzentrationslager beteiligt war und dessen Eltern aus Europa stammten. Der Mann kannte einige Leute in der Army und liess seine Beziehungen spielen. So wurde Jack als Koch nach Camp Kilmer in New York versetzt. Im gleichen Jahr emigrierte auch seine Frau Helen nach New York. Nebenbei besuchte Jack eine Schule für Bürotechnik von IBM und lernte elektrische Schreibmaschinen zu reparieren. Als 1951 Tramiels Sohn Sam auf die Welt kam, arbeitete er in in der Army als Gerätetechniker. In jener Zeit lernte er den deutschen Immigranten Manfred Kapp kennen, der in der Kampfmittelabteilung diente.
Manfred Siegbert Kapp wurde im Dezember 1928 in Lüneburg geboren und wohnte im Haus «Vor der Sülze 1». 1933 flüchtete die Familie - Vater Heinrich, Mutter Sophie und die zwei Jahre ältere Schwester Hanna Josephine - nach Strassburg. Ab 1934 lebte die Familie in Toulouse. Nach mehreren Verhaftungen wurde der Vater zwischen 1939 und 1942 im nahen Lager Recebedou interniert und später in das Lager Drancy verschleppt. Im September 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet. Im gleichen Jahr wurde auch Mutter Sophie verhaftet und zusammen mit ihren Kindern in Recebedou interniert. Sie wurden wieder entlassen und versteckten sich bei Freunden und Bekannten. Einige Monate vor der Befreiung Frankreichs wurde Mutter Sophie während einer Kontrolle verhaftet und nach Ravensbrück deportiert. Im März 1945 wurde sie in’s Konzentrationslager Bergen-Belsen verbracht, wo sie kurz nach der Befreiung an Typhus starb. Die Kinder überlebten dank der Unterstützung von Freunden und konnten 1947 in die USA auswandern.
Nach seiner Entlassung aus der Army arbeitete Jack Tramiel 1952 als Techniker für die Ace Typewriter Repair Company, war mit seinem Arbeitgeber aber unzufrieden. Er verdiente 50 Dollar pro Woche und musste Nachts als Taxifahrer ein Zubrot verdienen, damit er seine junge Familie ernähren konnte. 1953 entschied die Familie, dass Helen eine Arbeitsstelle annimmt, damit sich Jack selbstständig machen konnte. Jack kündigte und eröffnete zusammen mit Manfred Kapp ein Geschäft, dass sich mit dem Verkauf und der Reparatur von elektrischen Schreibmaschinen beschäftigte. Tramiel wusste, wie man Schreibmaschinen reparierte und Kapp hatte aus der Armeezeit Kenntnisse in der Buchhaltung. Die beiden erwarben von den Vereinten Nationen 200 gebrauchte Schreibmaschinen, welche sie revidierten und wieder verkauften. Mit dem Erlös kauften sie ein Unternehmen in der Bronx, die Singer Typewriter Company, und zogen in deren Geschäftsräume in der East Fordham Road. Zudem übernahmen sie die Vertretung von Addiermaschinen der italienischen Marke Everest.
Jack war der «outside man» in der Partnerschaft mit Manfred Kapp und war als Vertreter oft auf Reisen. Auf seinen Verkaufstouren besuchte er oft Toronto, wo seine Frau Helen Verwandte hatte. In Toronto herrschte ein grosses Interesse der lokalen Händler für die Everest-Maschinen. In der New Yorker Bronx hatte sich Jack nie wohl gefühlt und er hatte die Vermutung, im kleineren Kanada grössere Chancen zu haben. Er überredete Everest, ihm und Manfred Kapp den exklusiven Vertrieb der Everest-Produkte für Kanada zu überlassen. Jack schlug Kapp vor, entweder mit ihm nach Kanada zu ziehen oder das Geschäft in der Fordham Road allein zu übernehmen. Im Jahr 1955 zog Jack Tramiel mit seiner Familie in den Don Mills Bezirk von Toronto. Jack eröffnete mit Geld, dass er von seinen Stiefeltern in New York geliehen hatte, in der Toronto Street die Firma Everest Office Machine Company Limited. Nebst den Produkten von Everest, hatte Tramiel gebrauchte Schreibmaschinen der Firma Type Sales Inc. im Angebot, einem ehemaligen Lieferanten der Singer Company, die er revidierte und an die lokalen Warenhäuser verkaufte. Manfred Kapp, der während eines Jahres Tramiel nur an den Wochenenden unterstützen konnte, zog 1956 mitsamt seiner Familie ebenfalls nach Toronto und stieg mit in die Firma ein. Das Geschäft mit den Schreib- und Addiermaschinen von Everest war sehr erfolgreich und der Verkauf der gebrauchten Schreibmaschinen wurde in eine andere Firma verlagert. Beide Unternehmen, die neu gegründete Wholesale Typewriter Company und die etablierte Everest Office Machine Company, waren im Besitz von Manfred Kapp und seiner Frau Estelle sowie Jack Tramiel und seiner Frau Helen. Nachdem es 1958 zu ersten Schwankungen im Geschäft mit gebrauchen Schreibmaschinen kam, konnte neues Kapital mit der Beteiligung von Type Sales Inc. am gewonnen werden.
Während einer Geschäftsreise in England lernte Jack Tramiel den englischen Vertreter für Everest-Produkte, Erik Markus kennen. Markus musste 1936 Deutschland verlassen und war ein früherer Schwiegersohn von Willy Feiler, der in West-Berlin mechanische Buchungsmaschinen produzierte. Da die Nachfrage an gebrauchten Schreibmaschinen in Kanada schwand, interessierte sich Tramiel für Erik Markus’ Vorschlag, osteuropäische Maschinen zu importieren und diese an die lokalen Bedürfnisse anzupassen. Dies war auch nötig, um in Kanada an öffentliche Aufträge zu kommen. Markus verschaffte Tramiel Kontakte in die Tschechoslowakei und Jack bekam eine Lizenz für den Nachbau der tschechischen Schreibmaschine vom Typ Consul. Diese vertrieb er im kanadischen Zweig der grossen Kaufhauskette von Sears & Robuck. Im Oktober 1958 wurde in der Toronto Street die Aktiengesellschaft Commodore Portable Typewriter Co. Ltd. gegründet. Inhaber der Aktien waren Jack und Helen Tramiel, Manfred und Estelle Kapp, sowie Benjamin und Regina Silberman. Die Firma wuchs sehr schnell und ein Jahr später bezog die Firma nach einigen Umzügen ein grosses Ladenlokal in der Kings Street. Das Geschäft lief zufriedenstellend und die tschechischen Schreibmaschinen konnten in den beiden grössten Kaufhäusern in Toronto, Eatons und Simpsons, verkauft werden. Doch der Mangel an Betriebskapital wurde zu einem grossen Problem. Über den tschechischen Hersteller der Consul-Maschinen wurde ein Kredit mit der Tschechoslowakischen Staatsbank ausgehandelt. Doch diese verlangte Garantien für den Kredit, welche anfänglich durch das Finanzinstitut Interprovincal Discount zugesichert, aber später widerrufen wurde. Jack Tramiel bekam Unterstützung von Douglas R. Annet von Annet & Co. Nach Verhandlungen im Februar 1959 wurde Jack aber eröffnet, dass es keine Finanzierungsmöglichkeit durch ein Investmenthaus oder eine andere Institution gäbe. Annett war aber bereit, ihm ein anderes Finanzunternehmen vorzustellen, wenn die Vereinbarungen mit Interprovincial Discount unbefriedigend wären. Kurz darauf traf Jack Tramiel in Annets Büro den Investor Campbell Powell Morgan. Morgan war Präsident der Atlantic Acceptance Corporation und bekundete Interesse, in das Geschäftsfeld von Commodore einzusteigen. Es bleibt bis heute ein Rätsel, aus welchem Beweggründen im März 1959 die Tochtergesellschaft Commodore Sales Acceptance gegründet wurde, mit der sich Morgan an der Commodore Portable Typewriter Co. Ltd. beteiligte. Der Einstieg von Morgan brachte Geld und sicherte das Wachstum der Firma. Es war aber auch der Beginn von undurchsichtigen Geschäftspraktiken und Transaktionen, deren Ausmass bis heute nicht restlos geklärt werden konnten.
1960 gründete Tramiel mit der Commodore Business Machines Inc. in den USA die erste Ländervertretung und übernahm in Kanada gleichzeitig den nationalen Vertrieb von Evermac Office Equipment Company Ltd., ein Hersteller von hochwertigen Büromöbel aus Metall, der im nahen Scarborough ansässig war. Anfang 1961 besuchte Manfred Kapp, während der Rückreise nach einem Besuch des tschechoslowakischen Lieferanten, eine Ausstellung in Paris. Commodore war an neuen Produkten interessiert und Kapp traf an der Ausstellung Erik Markus, den Vertreter für Everest-Produkte in England und Geschäftsführer von Typewriter Sundries Limited. Markus zeigte ihm die neue Quick-Handaddiermaschine, die von seinem früheren Schwiegervater Willy Feiler in West Berlin produziert wurde. Als Jack Tramiel davon erfuhr, flog er umgehend nach England um mit Erik Markus über die exklusiven Vertriebsrechte für den Nordamerikanischen Markt zu verhandeln. Die neue Addiermaschine erwies sich als riesiger Erfolg, so dass Tramiel das Werk in Berlin besuchte und auf eine Steigerung der Produktion drängte. Doch Willy Feiler lehnet ab; er sei zu alt, um eigenes Geld in die Firma zu investieren. So kam es, dass zwischen Feiler und Tramiel eine enge Beziehung entstand. 1962 verkaufte Willy Feiler die Feiler Zähl- und Rechenwerke GmbH - zur Freude von Campbell Powell Morgan für einen Schnäppchenpreis - an Jack Tramiel. Commodore besass auf einen Schlag ein deutsches Unternehmen mit 2000 Mitarbeiter. Erik Markus, der selber Jude war, warnte Jack davor, den Leuten im Werk zu erzählen, dass er Jude sei. Doch Jack schlug den Rat seines Freundes in den Wind und hielt eine Rede vor allen Angestellten der Firma Feiler, in der er seine Geschichte erzählte. Er ordnete auch an, dass jeder, der im Krieg in der SS diente, in den nächsten zwei Tagen in seinem Büro erscheinen soll. Über zwanzig Männer kamen und sechs davon weigerten sich schlussendlich, für Jack zu arbeiten. Im gleichen Jahr brachten Morgan, Tramiel und Kapp die Commodore Portable Typewriter Limited unter dem Namen Commodore Business Machines (Canada) Limited an die New Yorker-Börse. Campbell Powell Morgan besetzte die Position des Verwaltungsratspräsidenten. Jack Tramiel zog mit seiner Familie von Toronto nach New York, um die Geschicke des Konzerns aus den USA zu lenken. In Kanada folgte 1963 der Umzug von Commodore in ein grosses Vertriebszentrum in der Warden Avenue in Scarborough.
Ende 1963 kaufte Commodore die AS Ace Industries Limited in Shannon, Irland, und änderte deren Namen in Commodore Industries Limited. Die Fabrik in Shannon und eine 1964 erstellte Produktionsstätte mit über 800 Mitarbeiter in Offenburg, sollten die hohe Nachfrage an Addiermaschinen decken. Im gleichen Jahr kaufte Commodore in Kanada die Belpree Company Limited und den Hersteller für Präzisionswerkzeuge, die Associated Tool & Manufacturing Co. Mit dessen Know-How begann Commodore in einer neu erstellten Produktionshalle am Standort in der Warden Avenue selber Büroschränke und Schreibtische aus Stahl im unteren und mittleren Preissegment herzustellen. In Berlin kaufte sich Jack Tramiel als Grossaktionär bei der Hugo Oppenheim & Sohn Nachf. Berliner Privatbank AG ein sorgte für eine Kapitalerhöhung, indem er kurzfristig über acht Millionen Mark in bar einzahlte. Nachdem in der Zentrale von Commodore an der Warden Avenue eine kanadische Filiale der Bank installiert wurde, zog Tramiel das Geld wieder aus Berlin ab, um es in Aktien des Firmenkonstrukts von Atlantic und Commodore anzulegen. Gemäss Berichten des Spiegels versuchte Tramiel sogar, Bankeinlagen aus dem Oppenheim-Depot herauszuschleusen. Die Bank musste später Konkurs anmelden und die rund 200 Einleger verloren einen Grossteil ihrer Einlagen.
1965 kaufte Commodore den Büromöbelhersteller Evermac Office Equipment Company Ltd. in Scarborough und die Willson Stationers and Envelopes Ltd. in Winnipeg und geriet aufgrund von Scheingeschäften des Verwaltungsratspräsidenten Campbell Powell Morgan in grosse Schwierigkeiten. Morgan profitierte angeblich von Transaktionen zwischen der bankrotten Atlantic Acceptance Corporation, dubiosen Scheinfirmen und Commodore. Tramiel selber wurde nie angeklagt, doch die Folgen der Atlantic-Pleite brachte Commodore fast an den Rand des Ruins. Durch den Einstieg des Investors Irving Gould konnte Commodore 1966 vor der Pleite gerettet werden. Campbell Powell Morgan starb noch während der Untersuchung durch eine Kommission der Provinz Ontario im Oktober 1966 an Leukämie.
Jack Tramiel zog wieder nach Toronto und Irving Gould straffte die Organisation der Firma. Gould reduzierte die Schulden des Unternehmens, indem er alle Vermögenswerte verkaufte. So wurde im April 1966 die Feiler Zähl- und Rechenwerke GmbH an die kalifornischen Litton Industries Inc verkauft. Auch die anderen Beteiligungen wurden nach und nach abgestossen. Als Ersatz für die Feiler-Werke wurde die Produktion der Schreib- und Addiermaschinen zu Billigproduzenten in Japan verlagert und eine Niederlassung in Tokyo gegründet. Im Juli 1968 verliess der Firmengründer Manfred Kapp Commodore und kaufte die Associated Tool & Manufacturing aus dem Konzern heraus. Die Firma wurde in ATM Industries umbenannt und produzierte vor ihrem Konkurs im Jahr 1983 nachweislich Handstapler.
In Japan kamen Gould und Tramiel zum ersten Mal in Kontakt mit elektronischen Tisch- und Taschenrechner und beide waren davon überzeugt, dass die Zukunft von Commodore in diesem Bereich lag. Tramiel beauftragte Casio und andere Hersteller damit, Tischrechner mit dem Label «Commodore» für den nordamerikanischen Markt herzustellen. 1967 wurde die erste europäische Niederlassung von Commodore in Genf gegründet, um die Marke Commodore in Europa einzuführen. Als Commodore 1968 den ersten elektronischen Tischrechner einführte, stiegen Umsatz und Gewinn rapide an. Anfang 1969 wurde eine Niederlassung in Santa Clara gegründet und Jack Tramiel zog mit seiner Familie nach Kalifornien. Tramiel und Gould versuchten nun, mehr Kontrolle über die Produktion zu erlangen und handelten 1969 eine Vertrag mit Texas Instruments aus, um deren Halbleiterchips in den Commodore-Rechner verwenden zu können. 1971 erschien mit dem Commodore C108 der erste kompakte Taschenrechner für den Massenmarkt. Aufgrund der steigenden Nachfrage eröffnete Commodore 1974 neue Produktionsanlagen in Palo Alto (Kalifornien), Bristol (Virgina) und Eaglescliff (England).
Als Texas Instruments 1975 begann, eigene Taschenrechner zu verkaufen und der Markt zudem mit japanischen Taschenrechner überschwemmt wurde, brach der Umsatz von Commodore drastisch ein. Jack Tramiel reagierte umgehend und schloss das Werk in Bristol, verlegte den Commodore-Sitz in Japan näher an die lokalen Produktionsstätten in Osaka und verlegte die Finanzzentrale unter dem Namen Commodore International Ltd. in das steuerfreie Bahamas. Zudem wurde eine Produktionslinie in Hong Kong eröffnet und in die Forschung und Entwicklung von Flüssigkristallanzeigen investiert. Tramiel und Gould wollten sich in Zukunft unabhängig von externen Halbleiterhersteller machen und erwarben einige kleine Chiphersteller. Die wichtigste Erwerbung im Sinne der «vertikalen Integration» war im September 1976 die Firma MOS Technologies an der Ostküste in Valley Forge, Pennsylvania. Mit MOS hatte Tramiel nicht nur eine eigene Chip-Produktion in seinem Portfolio, sondern auch der von Chuck Peddle und Bill Mensch entwickelte Mikroprozessor MCS6502: Eine kostengünstige 8-Bit-CPU für den Massenmarkt, die ein Jahr zuvor an der WESCON in San Francisco der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Der leitende Entwickler der 6501/6502-Prozessoren, Chuck Peddle, arbeitete zuvor bei Motorola und war an der Entwicklung der 6800-CPU beteiligt. Er hatte die Vision, dass günstige Mikroprozessoren auch in Haushaltsgeräten zum Einsatz kommen sollten. Doch die Firmenleitung von Motorola ignorierte Peddles Visionen und hielt die Preise ihrer Prozessoren künstlich auf einem hohen Niveau. Peddle verliess Motorola und ging zu MOS Technology, wo er als Entwicklungsleiter die preiswerte 6500-Familie entwickelte. Als Commodore im Herbst 1976 MOS übernahm, erkannte Jack Tramiel das Potential des 6502 nicht: Sein Interesse lag einzig darin, preiswerte Chips für die Produktion von Taschenrechner zu erhalten. Das Team um Chuck Peddle war frustriert und innerhalb weniger Wochen verliess der grösste Teil der 6501/6502-Entwickler MOS. Auch Chuck Peddle wollte MOS verlassen und gemeinsam mit Bill Seiler bei Allied Leisure auf Basis des 6502 einen Mikrocomputer entwickeln. Peddle konnte aber von Andre Sousan - leitender Ingenieur bei Commodore in Palo Alto - davon überzeugt werden, erstmal eine Anfrage der Geschäftskette für Elektronikprodukte Radio Shack zu prüfen, die einen eigenen, von Commodore produzierten, Personal Computer verkaufen wollten. Peddle flog in Begleitung seiner Frau an die Westküste und skizzierte zusammen mit Sousan die Spezifikationen eines Computers, der von Commodore produziert werden konnte. Andre Sousan überzeugte Jack Tramiel davon, in die Entwicklung eines Mikrocomputers zu investieren und Chuck Peddle zog im Oktober 1976 mitsamt seiner Familie nach Kalifornien.
Die Zeit bis zur Consumer Electronic Show drängte und Chuck Peddle wollte als Basis für seinen Rechner die Hardware des Apple I von Steve Wozniak verwenden. Es kam zu Verhandlungen mit Steve Jobs und Wozniak, die beide einverstanden waren, Apple an Commodore zu veräussern. Jobs wollte die Firma zusammen mit dem Apple II verkaufen, der sich damals noch in Entwicklung befand und trieb den Preis entsprechend hoch. Jack Tramiel war aber nicht bereit, die geforderten 100’000 Dollar zu bezahlen und liess den Deal platzen. Peddle musste sich nach einer anderen Lösung umschauen. Statt der Hardware des Apple I nahm Peddle einen Controller zur Steuerung von Bewässerungsanlagen als Basis, der von Petr Sehnal bei Commodore an der Westküste entwickelt worden war. Gemeinsam mit den japanischen Taschenrechner-Ingenieuren «Fujiyama» und «Aoji» und der Erfahrung von Sehnal entwickelte das Team in den Commodore-Büros an der California Avenue in Palo Alto einen ersten Prototypen, der am letzen Tag der CES in Chicago einem Vetreter von Radio Shack - John Roach - präsentiert werden sollte.
Als John Roach den Prototypen im Januar 1977 - während einem der kältesten Winter mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius - an der CES sah, war er zunächst mit einer Zusammenarbeit einverstanden. Als aber Jack Tramiel Zugeständnisse für sein Taschenrechnergeschäft verlangte, sah Roach von einem Deal ab. Stattdessen entwickelte Radio Shack in den folgenden Monaten einen eigenen Personal-Computer: Den TRS-80. Chuck Peddle war enttäuscht! Doch Jack Tramiel hatte erkannt, dass mit diesem Gerät ein Geschäft zu machen war und wollte selber mit einem Computer in den Markt einsteigen.
Jack Tramiel gab Chuck Peddle die nötigen Mittel, um innerhalb von Commodore eine Computer System Division aufzubauen. Peddle holte Bill Seiler in das Team, mit dem er vorgängig bei Allied Leisure die Idee eines Personal Computers skizziert hatte. Mit John Feagans gewann Peddle einen talentierten Software-Ingenieur für das PET-Projekt, der eigentlich beim IBM einen Vertrag unterschrieben hatte. Zudem setzte er Leonard Tramiel, einer der Söhne von Jack, auf die Gehaltsliste. Leonard hatte im Sommer 1976 sein Physikstudium abgeschlossen und kehrte nach einer halbjährigen Auszeit nach Hause zurück. Jack war mit der Anstellung seines Sohnes nicht einverstanden. Doch Peddle schätzte die Arbeit von Leonard und half ihm mit dem Einkommen über den Sommer.
Jack Tramiel bemühte sich inzwischen, Commodore in den schwarzen Zahlen zu halten. Er teilte das Unternehmen in vier Gruppen auf: Die Konsumgütersparte mit Taschenrechner und Uhren, die Komponentensparte mit Halbleiter und Uhrenmodulen, die Systemsparte mit Mikro- und Personalcomputer, und die Metallproduktegruppe mit Büromöbel aus Stahl. Der PET 2001 wurde schliesslich im März 1977 in einem handgeschnitzten Holzgehäuse auf der Hannover-Messe in Deutschland vorgestellt. Im April folgte die Präsentation an der West Coast Computer Faire (WCCF) in San Francisco, an der Commodore mit einem Mr. Calculator-Stand vertreten war. Gleichzeitig präsentierte Steve Jobs an der WCCF den Apple II, der aber aufgrund seines hohen Preises und der nicht-intuitiven Bedienung kaum auf Interesse stiess. An der Sommer CES zeigte Commodore in Chicago als einziger Aussteller - nebst den von Al Charpentier bei MOS entwickelten Telespielkonsolen 2000K und 3000H - einen Personal Computer. Die Firma war praktisch Pleite, erregte aber das Interesse von Rick Inatome, der den PET als erster in seiner neu gegründeten Inacomp-Kette verkaufen wollte. Inatome übergab Commodore einen Check von 25’000 Dollar und brachte Jack Tramiel auf die Idee, den PET über ein Vorfinanzierungsmodell zu finanzieren. Eine Woche nach der CES zeigte Commodore den PET an der National Computer Conference (NCC), einer Messe für Grossrechner der etablierten Hersteller wie IBM und GE. Die Messe war für Commodore ein riesiger Erfolg: Die Stände der Grossrechnerhersteller blieben praktisch leer und Commodore nahm mittels Vorbestellungen für den PET einen Haufen Geld ein. Die Finanzierung war kurzfristig gesichert und die Produktion des PET konnte im September 1977 in der Fabrik an der Reed Street gestartet werden. Jack Tramiel wollte die Produktion umgehend mit neuen Krediten ankurbeln, doch Irving Gould war dagegen und genoss es, Tramiel an der kurzen Leine zu halten. Zudem überwarf sich Jack mit dem leitenden Ingenieur André Sousan, der Commodore in Folge verliess und für Apple das Europageschäft aufbaute.
Während der PET 2001 erschien, entwickelte der Chip-Designer Al Charpentier bei MOS den Video-Interface-Chip 6560 (VIC). Der VIC war der erste Chip von MOS, der Farben generieren konnte. Der VIC war als Grafik-Generator für Terminals, Kontrollsysteme und Arcade-Maschinen vorgesehen, doch niemand wollte ihn damals einsetzen. Auch an der Westküste lief nicht alles rund: Chuck Peddle hatte sich mit Jack Tramiel überworfen und verliess Commodore im Jahr 1978. An seiner Stelle wurde Tim Kennedy neuer Chef-Ingenieur. Peddle folgte einem Jobangebot von Apple, musste aber bald feststellen, dass ihm falsche Versprechungen gemacht wurden. Anfang 1979 kehrte er zu Commodore zurück und bezog mit seinem Team neue Labors im Industriezentrum Moorpark, rund zehn Minuten von der neuen Commodore-Zentrale am Scott Boulevard in Santa Clara entfernt.
Im gleichen Jahr erschien VisiCalc für den Apple II und brachte dem Rechner neuen Aufschwung. Jack Tramiel sah sich gezwungen, dem Konkurrenten entgegenzutreten und beauftragte Chuck Peddle und Bill Seiler mit der Entwicklung einer neuen Hardware auf Basis der neuen Farbchips von MOS. Es entstanden Prototypen des TOI (The Other Intellect) auf Basis des 6564-Video-Chips und des Color-PET auf Basis des 6562-Video-Chips. Beide Chips waren Weiterentwicklungen des erfolglosen VIC (6560), die aber beide sehr teures statisches RAM benötigten, um schnell genug arbeiten zu können. Gleichzeitig baute Bill Seiler in seiner Freizeit einen Prototypen um den gescheiterten VIC-Farbprozessor, den er in ein gebrauchtes Tischrechnergehäuse mit alter PET-Tastatur steckte. An der Winter-CES im Januar 1980 wurden der Color-PET und der TOI vorgestellt. Da der TOI zu jenem Zeitpunkt nur aus Datenbätter existierte, verkaufte Peddle den günstigen Prototypen von Seiler als Vorstudie des TOI. Jack Tramiel erkannte den Schwindel und untersagte die Weiterentwicklung von Seilers Prototypen. Jack war wütend und warf dem Moorpark-Team vor, dass sie nichts zustande gebracht hätten.
Im April 1980 trafen sich die Geschäftsführer aller Ländervertretungen von Commodore, MOS Technologies, sowie Jack Tramiel und Chuck Peddle zu einem Meeting in London. Commodore war in Deutschland und Grossbritannien im Bereich der Personal-Computer klar Marktführer, in den USA aber hinter Apple und Tandy zurückgefallen. Jack Tramiel erhoffte sich neue Strategien, um auf dem amerikanischen Markt Anteile zurückerobern zu können. Chuck Peddle stellte den anwesenden Vertretern den neuen CBM 8032 (ein PET mit 80-Zeichen-Darstellung), und die in der Entwicklung befindlichen Projekte TOI und Color-PET vor. Peddle provozierte damit einen offenen Konflikt mit Tramiel, der Peddle vorwarf, dass die Geräte viel zu teuer wären und die Entwicklung zuviel Zeit in Anspruch nahm. Obwohl Tramiel zuvor die Weiterentwicklung an Bill Seilers Prototypen untersagt hatte, forderte er stattdessen die Entwicklung eines kostengünstigen Farbcomputers, den er für läppische 300 US-Dollar anbieten konnte.
Im Anschluss an das Meeting reiste Jack Tramiel an die Hannover-Messe, der damals grössten Industrie-Messe der Welt. Commodore war traditionell mit einem grossen Stand vertreten und präsentierte ihre Rechner der CBM-Serie. Zudem nutzten Tramiel und der Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Harald Speyer, die Gelegenheit, um mit einigen Vertretern von Banken zu verhandeln. Commodore wollte in Braunschweig eine leer stehende Fabrik erwerben, um eine neue Produktionsstätte in Deutschland aufzubauen.
Gemäss der Forderung von Jack Tramiel, einen preiswerten Farbcomputer zu entwickeln, baute der junge Chip-Designer Robert «Bob» Yannes mit der Unterstützung von Al Charpentier und Charles Winterble in den Labors von MOS den MicroPET. Ein günstiger Prototyp rund um den gescheiterten VIC-Chip (6560). Der MicroPET sollte an der Sommer-CES im Juni 1980 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zur Überraschung des MOS-Teams hatten auch Bill Seiler und John Feagans vom Moorpark Research and Development Team in kürzester Zeit ihren günstigen VIC-Prototyp reaktiviert und weiterentwickelt. So wurden dem ausgesuchten Publikum an der CES in Chicago tatsächlich zwei Prototypen eines günstigen Farbcomputers präsentiert. Jack Tramiel gab schliesslich dem Entwurf von Bob Yannes den Vorzug: Eine Entscheidung, die offensichtlich dem Konflikt mit Chuck Peddle geschuldet war. Tramiel stellte als Verantwortlicher für das MicroPET-Projekt den ehemaligen Apple-Mitarbeiter Tom Hong ein, der zusammen mit der Production Engineering Group in Santa Clara aus Yannes Prototypen einen Rechner für die Massenproduktion entwickeln sollte. Tramiel degradierte damit Chuck Peddle, der fortan nur noch für die Ingenieure in Moorpark verantwortlich war. Das Team in Santa Clara war aber weiterhin von Moorpark abhängig und Bill Seiler unterstützte den jungen Ingenieur Robert «Bob» Russel in allen Belangen, um den MicroPET weiter zu entwickeln. Da Bob Yannes Entwurf sehr weit von einem echten Computer entfernt war, mussten unter dem Codenamen Vixen grosse Teile des Designs neu erstellt werden. So glich das Endprodukt viel mehr dem TOI oder dem Color-PET der ehemaligen Moorpark-Entwickler, als dem ursprünglichen Prototypen von Yannes.
Jack Tramiel wollte aus dem MicroPET einen «japanischen Computer» machen um der drohenden Konkurenz in Japan entgegenzutreten. Die Ingenieure Bob Russel und Shiraz Shivji arbeiteten aus diesem Grund sehr eng mit dem kleinen Entwicklerteam von Yash Terakura in Tokio zusammen, um den Vixen kompatibel für den japanischen Markt zu machen. Die japanischen Konzerne (welche bei Commodore gemeinhin als «Japan Inc.» bezeichnet wurden) standen kurz davor, mit eigenen Entwicklungen den amerikanischen Markt zu erobern. Jack Tramiel wollte mit der Veröffentlichung seines Farbcomputers die japanische Konkurrenz schocken und den Vormarsch um einige Monate verzögern.
Chuck Peddle war mit der Strategie von Commodore nicht einverstanden und nach einem heftigen Streit mit Jack Tramiel schloss dieser von einem Tag auf den anderen die Labors in Moorpark. Peddles Ingenieure, allen voran Bill Seiler und John Feagans, wurden Tom Hong im Hauptsitz in Santa Clara unterstellt. Chuck Peddle sollte Kalifornien verlassen und unter Dick Sanford, dem Chef von Commodore USA, in Valley Forge arbeiten. Chuck Peddle weigerte sich und verliess die Firma im September 1980 endgültig. Zusammen mit Chris Fish, dem ehemaligen Vice President of Finance, gründetet er die Firma Sirius Systems Technology. Etliche Ingenieure folgten Chuck Peddle zu Sirius. Auch Bill Seiler schloss sich im November Peddle an, während John Feagans in der Production Engineering Group verblieb.
Inzwischen hatte Jack Tramiel seinen Assistenten Michael Tomczyk zum verantwortlichen Marketing Director für den «Vixen» befördert und ihn nach Valley Forge versetzt. Tomczyk bezog Büros bei der Computer Systems Division von Dick Sanford und stellte ein kompetentes Team (das VIC-Kommando) für die Einführung des in VIC-20 umbenannten Vixen zusammen. Tomczyk hatte erkannt, dass für eine erfolgreiche Einführung eine umfangreiche Bibliothek von Software und eine detaillierte Dokumentation zur Verfügung stehen musste. Bevor der VIC-20 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hatte Bob Yannes den Videoprozessor VIC massgeblich verbessert: So wurden Features des 6562 (verbesserter Soundgenerator) und des 6564 (mehr Farben) in den 6560 integriert. Nach der Präsentation des VIC-20 an der CES im Januar 1981 folgte die weltweite Einführung des ersten Farbcomputers von Commodore (als VC-20 in Deutschland und als VIC-1001 in Japan). Der VIC-20 wurde dank seines günstigen Preises von 299 US-Dollar, seiner vollwertigen Tastatur und trotz seiner mageren Ausstattung ein riesiger Erfolg und war 1982 der meistverkaufte Computer weltweit. Der VIC-20 war zudem der erste Rechner, der die Produktionsmarke von einer Million Exemplaren überschritt.
In den Jahren 1980 und 1981 bekundete Commodore grosse Mühe, junge Ingenieure zu finden. Die Firma hatte einen sehr schlechten Ruf in der Branche und bezahlte zudem sehr tiefe Löhne. Jack Tramiel beschloss, die gesamte Entwicklungsabteilung an die Ostküste zu verlegen. Ein grosser Teil der Ingenieure waren mit dem Umzug nicht einverstanden und blieben entweder in der Zentrale, oder kündigten bei Commodore. Bob Russel folgte nach anfänglichem Widerstand der Anweisung von Jack Tramiel und teilte sich nun die Räumlichkeiten mit den Chip-Designern bei MOS in Norristown.
Im Januar 1981 initiierte die Geschäftsleitung von MOS ein Projekt zur Entwicklung von neuen Grafik- und Audio-Chips. Robert Yannes entwickelte den SID-Chip (Sound Interface Design) und Al Charpentier einen Nachfolger des VIC-Chips, den VIC-II (MOS6567). Die beiden Ingenieure Bob Russel und Robert Yannes kritisierten nach der Einführung des VC-20 die Geschäftspolitik von Commodore deutlich, da die Zukunft nur teure Nachfolgemodelle der CBM-Serie für Geschäftskunden vorsah, der Heimcomputer-Markt aber völlig vernachlässigt wurde. Mit der Unterstützung der MOS-Manager Alfred Charpentier und Charles Winterble schlugen die jungen Ingenieure Jack Tramiel vor, einen vollwertigen Nachfolger des VIC-20 zu entwickeln. Jack Tramiel war einverstanden, verlangte aber, dass der neue Computer über 64KB Arbeitsspeicher verfügen musste. MOS begann auf Basis der neuen Chips umgehend mit der Entwicklung des VC-40 und des Ultimax. Die beiden Projekte wurden in Rekordzeit fertiggestellt und an der CES im Januar 1982 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Ultimax, dessen Entwicklung von Yash Terakura von Commodore Japan geleitet wurde, war eine abgespeckte Version des VC-40, der lediglich über 4.5KB Speicher und einer Folientastatur verfügte. Michael Tomczyk, der Marketing Director des VC-20, sah von Anfang an keine Zukunft für den Ultimax, da dieser nicht erweitert werden konnte. Als der Ultimax im November 1982 von der Consumer Electronic Division vermarktet werden sollte, konnte Bill Wade, Vice President der Computer Systems Region Group, Jack Tramiel davon überzeugen, das Projekt einzustellen. Die bereits produzierten Geräte wurden unter der Bezeichnung «MAX Machine» ausschliesslich in Japan verkauft. Der VC-40, der aus Kostengründen in einem beigen VC-20-Gehäuse steckte, wurde ab September 1982 unter der Bezeichnung C64 im ausgewählten Fachhandel angeboten und ab Januar 1983 über den Massenmarkt grossflächig verkauft. Commodore produzierte den C64 etwa elf Jahre lang und verkaufte - je nach Quelle - 17 bis 22 Millionen Exemplare. Der Commodore 64 ist somit der meistverkaufte Computer der Welt.
Als Commodore im Januar 1982 den C64 vorstellte, wurde in Santa Clara, unweit des Commodore Hauptquartiers, die Firma Hi-Toro gegründet. Die Ingenieure Larry Kaplan, Doug Neubauer und Jay Glenn Miner hatten die Vision von einer neuen, auf dem MOS6502 basierenden Videospielkonsole. Nachdem mit Intermedics ein Investor gefunden wurde, verliessen Kaplan und Neubauer die Firma wieder und die ursprünglichen Pläne wurden verworfen. Der neue CEO von Hi-Toro, Dave Morse, und der begnadete Chip- und Hardware-Designer Jay Miner verfolgten nun den Plan, einen Superrechner für unter 300 US-Dollar zu entwickeln, der in Echtzeit Cartoons rendern konnte. Das Startup brauchte einen neuen Namen und nannte sich fortan Amiga Corporation. Um das ehrgeizige Projekt zu finanzieren, wurden Peripheriegeräte (u.a. Joysticks) für das VCS 2600 bei externen Teams entwickelt und später erfolgreich vertrieben. Dies war die Geburtsstunde des Amiga-Computers, der die Geschichte der Firma Commodore in Zukunft noch massgeblich beeinflussen sollte.
Die Zeit nach der Veröffentlichung des VC-20 bis zur Realisierung des C64 war geprägt durch das immense Wachstum von Commodore. Besonders in den beiden Divisionen in Valley Forge, der Computer Systems Division und der Consumer Electronic Division, nahm die Anzahl der Mitarbeiter rasant zu. Um das Platzproblem zu entschärfen, mussten einige Abteilungen mehrmals in neue Gebäude umziehen. Die Lage entschärfte sich erst, als Commodore einen riesigen Gebäudekomplex in West Chester kaufte und im Frühling 1983 begann, die einzelnen Divisionen in Pennsylvania zu zentralisieren. So konnten die verschiedenen Softwaregruppen in der neu geschaffenen Software-Division von Sig Hartmann unter ein Dach gebracht werden. Auch die LCD-Gruppe aus Dallas bezog neue Räumlichkeiten in West Chester. Und für MOS in Norristown bedeutete der neue Sitz von Commodore ebenfalls eine Entlastung, da Teile des Chip-Engineerings nach West Chester zog. Es gab aber auch andere Bereiche von Commodore, die trotz des neuen Platzangebotes an ihren angestammten Standorten verblieben: so auch die Speech-Group unter der Leitung von Richard Wiggins und die Robotics-Group unter der Leitung von Tom Brightman, die ihren Sitz in Dallas behielten. Auch Jack Tramiels Büro und die Produktion der CBM-Linie und des VC-20 blieben im ehemaligen Hauptsitz in Santa Clara bestehen.
Nach dem Umzug nach West Chester begann Commodore im Jahr 1983, als Nachfolger für den C64 die 264er-Heimcomputer-Serie (C232/C264/C364) zu entwickeln, die aber in der geplanten Form nie zu Stande kam. Gleichzeitig hatte man in der Sparte der Geschäftskunden grosse Mühe, mit der betagten CBM-Serie gegen den im Jahr 1981 von IBM eingeführten IBM Personal Computer zu bestehen. Die 8-Bit-Maschinen von Commodore, allesamt Nachfolger des Commodore PET, waren dem 16-Bit PC von IBM schlichtweg unterlegen. Es wurde immer schwieriger, ausserhalb des Heimcomputer-Bereichs Rechner zu verkaufen, die nicht IBM-kompatibel waren. Commodore versuchte stattdessen, mit Hilfe des leitenden Ingenieurs Frank Hughes und dem Designer Shiraz Shivji im UNIX-Sektor Fuss zu fassen. Der Commodore C900 (oder Z-Machine) basierte auf dem 16-Bit-Prozessor Zilog Z8001 und wurde mit dem Betriebssystem Coherent betrieben. Commodore wollte zu jener Zeit sogar Zilog übernehmen, scheiterte aber am Preis. Als Vice President of Technology trieb Lloyd Taylor zudem die Entwicklung des LCD portable voran. Commodore besass seit 1979 eine eigene LCD-Produktion in Texas (die Einzige in den USA), welche nach dem Umzug nach Pennsylvania in die Produktionshallen in West Chester integriert wurde und direkt an der Entwicklung des LCD portable beteiligt war.
Unzufrieden mit der Geschäftsstrategie des Mutterhauses und in Sorge, bestehende Geschäftskunden verlieren zu können, liess der Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Harald Speyer, ohne das Wissen von Jack Tramiel und Irving Gould im Werk Braunschweig den Commodore PC-10 entwickeln. Der PC-10 war der erste IBM-kompatiblen Computer von Commodore, der aufgrund seines günstigen Preises ab Mitte 1984 grosse Verbreitung in Europa fand.
Auf der Winter CES im Januar 1984 präsentierte das Team der Amiga Corporation in Las Vegas erstmals ihren Prototypen der Öffentlichkeit. Während Apple mit Abwesenheit glänzte und ihren Macintosh ausserhalb der Messe vorstellte, zeigten Commodore und Atari mit der C264-Serie und dem Atari 800XL nur weiterführende Produkte ihrer 8-Bit-Linien. Im Gegensatz dazu schlug der Amiga-Prototyp «Lorraine» mit seinen überragenden Sound- und Grafikfähigkeiten ein wie eine Bombe. Doch trotz der fortschrittlichen Hardware fand Amiga keine zusätzlichen Investoren, die in das Projekt investieren wollten. Intermedics wollte wegen des Videospielcrashs kein weiteres Geld in das kleine Startup investieren und es drohte, dass die flüssigen Mittel schon bald ausgehen würden. Rettung kam von Atari: man einigte sich auf einen Lizenzvertrag für die drei Customchips Portia, Daphne und Agnus, der im Juli 1984 in Kraft treten würde, sollten die Chips bis zu diesem Zeitpunkt produktionsreif sein. Um die Entwicklung der Chips zu sichern, lieh Atari der Amiga Corporation 500’000 US-Dollar.
Der Amiga war nicht die einzige Eruption, welche die CES erschütterte: Nach heftigen Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstandsvorsitzenden Irving Gould, trat Jack Tramiel noch während der CES vom Amt des CEO zurück. Tramiel hatte die unangemessene Verwendung von Geschäftsvermögen durch Gould kritisiert und verliess Commodore. Er erfüllte sich einen langgehegten Traum und ging mit seiner Frau auf Weltreise. Doch nach kurze Zeit wurde Tramiel von seinen Söhnen wieder nach Hause gerufen: Es bot sich die Gelegenheit, die finanziell angeschlagene Atari Inc. zu übernehmen und so in direkte Konkurrenz mit Commodore zu treten. Während seine Söhne noch bei Commodore beschäftigt waren, gründete Jack Tramiel die Tramel Technology Limited (TTL) in Sunnyvale, warb Gefolgsleute und Ingenieure bei Commodore ab, um im Vorfeld der geplanten Atari-Übernahme einen Computer der nächsten Generation zu entwickeln: Den Atari ST.
Irving Gould ernannte inzwischen Marshall F. Smith zum neuen CEO von Commodore. Smith kam aus der Stahlindustrie und hatte keinerlei Erfahrung mit Computern und deren Marketing. Zudem machte dem Konzern der Exodus vieler langjähriger Mitarbeiter zur neu gegründeten TTL von Jack Tramiel zu schaffen. Im Mai 1984 schloss Marshall F. Smith die Fabrikation in Santa Clara und die Speech- und Robotics-Group in Dallas wurden vekauft. Das C900-Projekt wurde von einem neuen Team übernommen und durch Bob Welland und George R. Robbins einem Redesign unterworfen. Auch die Markteinführung der ursprünglichen Modelle der 264er-Serie wurde verworfen. Stattdessen kamen im Spätsommer 1984 die Modelle C16, C116 und der der Plus/4 auf den Markt, welche sich aber nur schlecht verkauften. Nach einer Umfrage unter Kunden an der Sommer CES in Chicago, bei der von der Mehrheit eine Abwärtskompatibilität zum C64 gefordert wurde, machte Commodore einen weiteren Versuch, einen legitimen Nachfolger für den erfolgreichen C64 zu entwickeln. Bil Herd, der zuvor als Entwickler an der 264-Serie und am LCD portable mitgearbeitet hatte, machte sich als Projektleiter daran, den letzten Vertreter der 8-Bit-Generation zu entwerfen: Den Commodore 128.
Bevor Bil Herd die Leitung für das C128-Projekt übernahm, arbeitete bereits Bob Russel unter der Leitung von Dr. Kong Sui an einem inkompatiblen Nachfolger für den C64: den D128. Sui hatte aber keine praktischen Erfahrungen in der Entwicklung eines Computers und das Projekt kam nicht vom Fleck. Nachdem Herd das Projekt übernahm, war Sui nach einer Woche draussen. Da Herd für den LCD portable nicht mehr zur Verfügung stand, übernahm der Hardware-Entwickler Jeff Porter das ambitionierte Projekt. Während CEO Marshall F. Smith ein grosses - in den Augen der Ingenieure nutzloses - mittleres Kader installierte, begannen die C128-Animals (das berüchtigte Entwicklerteam um Bil Herd) mit viel Bier und Überstunden einen abwärtskompatiblen Nachfolgers des C64 zu entwickeln. Der C128 sollte zusammen mit dem LCD portable an der Winter CES im Januar 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Commodore hatte es aber verschlafen, auf den Zug mit 16-Bit-Geräten aufzuspringen und viele der leitenden Mitarbeiter waren Jack Tramiel zu TTL gefolgt. Der erste 16-Bit-Rechner von Apple, der Lisa, war bereits 1983 erschienen und der Macintosh wurde im Januar 1984 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der C900 befand sich noch in der Entwicklung und Commodore brauchte unbedingt ein Produkt, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die Amiga Corporation war auf ihrer Suche nach Investoren auch an Commodore gelangt und Lloyd «Red» Taylor, Vice President of Technology bei Commodore, hatte den Prototypen Lorraine auf der CES in Augenschein genommen. Taylor sah in diesem Prototypen sofort das «Next Generation Design» für Commodore und empfahl, in Amiga zu investieren. Nachdem Taylor Commodore verlassen hatte und zu Jack Tramiels TTL wechselte, sah sich Irving Gould gezwungen, Verhandlungen mit der Amiga Corporation aufzunehmen. Nachdem die Commodore-Ingenieure Bob Russel und Andy Finkel das Design der Amiga-Entwicklung in Santa Clara inspiziert hatten, gab das Management grünes Licht für Lizenzverhandlungen. Commodore leihte Amiga 750’000 US-Dollar, um die weitere Entwicklung des Chipsatzes zu sichern und den 500’000 Dollar-Kredit von Atari zu begleichen. Kurz darauf, im Juli 1984, übernahm Jack Tramiels TTL die Konsolen- und Computerabteilung von Atari, ohne zu Wissen, dass Amiga zuvor einen Vorvertrag mit Atari eingegangen war. Nach weiteren Verhandlungen mit dem CEO von Commodore, Marshall F. Smith, wurde die Amiga Corporation im August 1984 für 24 Millionen US-Dollar übernommen, was einige Leute von Amiga ziemlich reich machte und Commodore in grosse finanzielle Schwierigkeiten brachte. Die Amiga Corporation wurde in Amiga Commodore umbenannt und war fortan ein Tochterunternehmen von Commodore.
Das Team von Amiga konnte dank der Finanzspritze von Commodore in grössere Räumlichkeiten in Los Gatos umziehen und in neue Entwicklungstool investieren. Es kam in Folge zu einem Konflikt zwischen Bob Russel und Jay Miner: Russel erwartete von Amiga einen günstigen C64-Nachfolger und Miner wollte seinen Traum von einem Business-Computer verwirklichen. Miner setzte sich schlussendlich durch und Dave Needle entwarf ein neues Motherboard mit dem Codenamen «Velvet». Alle Komponenten der ursprünglichen Spielkonsole wichen den Komponenten eines professionell einsetzbaren Computers. Der Grafikchip «Daphne» wurde den neuen Bedürfnissen angepasst und bekam den Namen «Denise». Zudem wurde der komplette Chipsatz für die Produktion bei MOS angepasst und ein neues File-System implementiert. Die Anforderungen von Commodore setzten zudem voraus, dass der Amiga von Grund auf mit der Programmiersprache BASIC ausgestattet war. Da das vorhandene 8-Bit-BASIC nicht auf die 16-Bit-Hardware angepasst werden konnte, handelte Sig Hartmann, Vice President of Software von Commodore, kurz vor seinem Wechsel zu Atari mit Microsoft einen neuen Deal zur Entwicklung einer BASIC-Variante für den Amiga aus. Eine der Bedingungen war, dass statt der Bezeichnung «Commodore BASIC» wieder die Bezeichnung «Microsoft BASIC» auf dem Bildschirm prangen musste: beim Amiga, wie auch beim C128.
Bil Herd und seine «C128 Animals» hatten inzwischen mit internen Problemen zu kämpfen: Der 8563-Videochip von den Designern Anne und Kim Eckert war fehlerhaft, die Qualitätskontrolle von Commodore bekämpfte das Projekt und die Niederlassung in Australien drohte sogar damit, den Z80-Prozessor aus allen nach Australien gelieferten C128 zu entfernen. Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde der Prototyp des C128 an der Winter-CES 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der LCD portable (oder Commodore LCD) wurde zusammen mit dem portablen Diskettenlaufwerk 1561 ebenfalls in Las Vegas präsentiert, aber schliesslich fallengelassen. Während Jack Tramiel auf der Messe seinen 16-Bit-Rechner - den Atari 520ST - vorstellte, wurde der Prototyp des Amiga 1000 einem ausgesuchten Publikum in einer eigens angemieteten Suite präsentiert. Dem Rechner fehlten weiterhin ein GUI und ein funktionierendes File-System. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zum ersten Zusammentreffen der Amiga- und Commodore-Entwickler, das sehr positiv verlief.
Anfang 1985 waren die NMOS-Layouts der Amiga-Custom-Chips durch Mark Shieu und sein Team fertig gestellt und MOS (Commodore Semiconductor Group) baute in Valley Forge eine neue Produktionslinie für die NMOS-Chips. Diese Investition brachte Commodore zusätzlich in finanzielle Schwierigkeiten. Da der Amiga noch immer kein lauffähiges Betriebssystem besass, wurde Robert J. Mical damit beauftragt, ein eigenes GUI für den Amiga zu entwickeln. Commodore sandte unter der Leitung von Andy Finkel vier Ingenieure an die Westküste, welche die Entwicklung der Software fortan unterstützten. Schnell wurde klar, dass der Amiga für das GUI und das DOS mehr als nur 128 KByte RAM benötigte. So entwickelte Dave Needle ein neues Motherboard mit dem Codenamen «Zorro», das 256 KByte-RAM besass und sich auf 512 KByte aufrüsten liess. Dave Morse verliess nach Streitigkeiten die Firma und Rick Geiger, der bereits zuvor an Commodore rapportierte, wurde als neuer CEO von Commodore Amiga eingesetzt. Die Entwickler standen unter grossem Zeitdruck, da Commodore den Amiga am 23. Juli 1985 in New York präsentieren wollte.
An der Hannover-Messe im April 1985 (ein Jahr später wurde die CeBIT von der Hannover-Messe getrennt und als eigenständige Computer-Messe durchgeführt) präsentierte Commodore die Prototypen des C128 und des C900. Zudem wurden die im Werk Braunschweig entwickelten, IBM-kompatiblen Rechner PC-10 und PC-20 gezeigt. Um die Prototypen am Laufen zu halten, wurden die West-Chester-Ingenieure Bob Russel, George Robbins, Hedley Davis und Bob Welland eingeflogen. Der C900 erregte als kostengünstige UNIX-Workstation einiges an Aufsehen und beeindrucke sichtlich die Konkurenz von SUN. Die Besucher waren aber enttäuscht darüber, dass Commodore es versäumte, den Prototypen des Amiga in Deutschland vorzustellen. Als Vice President of Technology, war auch Adam Chowaniec an der Hannover-Messe präsent. Seine Absenz wurde umgehend von einem Abteilungsleiter in West Chester genutzt, um den Produktionsstart des C128 weiter zu attackieren und zu verzögern. Trotzdem schafften es Bil Herd und sein Team, den C128 nach der Sommer-CES im Juni 1985 in die Läden zu bringen.
Irving Gould hatte inzwischen erkannt, dass Marshall F. Smith eine Fehlbesetzung war und stellte ihm Thomas Rattigan als CEO der North America Division an die Seite. Es war von Anfang an klar, dass Rattigan Smith früher oder später ersetzen sollte. Gould wollte, dass Rattigan den Konzern wieder in die Gewinnzone führte, doch bereits im Juni 1985 stand Commodore kurz vor dem Konkurs. Trotz den Forderungen der Banken nach Einsparungen, wurde der Amiga mit einer opulenten Präsentation in New York vorgestellt. Die flüssigen Mittel beschaffte man sich unter anderem mit dem Verkauf der LCD-Abteilung, die nach Ansicht von Rattigan mit der Einstellung des LCD-Projekts überflüssig geworden war. Im August sollte die Produktion des C900 beginnen, doch Rattigan setzte das Projekt zugunsten des C128 und des Amiga «on hold». Doch die Herstellung des Amiga 1000, dessen Motherboard von Sanyo in Japan produziert wurde (eine Entscheidung von Adam Chowaniec, der kein Vertrauen in die Qualität der eigenen Fabriken in Hong Kong hatte), lief nur schleppend an. Bis Mitte September wurden nur 50 Stück gebaut, die allesamt von Commodore für interne Zwecke benutzt wurden. Erst später konnten grössere Stückzahlen ausgeliefert werden, so dass bis Ende Jahr ungefähr 35’000 Stück des Amiga in den USA verkauft werden konnten. Bereits im September veranlassten Smith und Rattigan eine Entlassungswelle, damit die zuvor entlassenen Fabrikarbeiter für die Produktion des C64, des C128 und des Amiga wieder eingestellt werden konnten. Jeder Manager wurde angewiesen, einen Drittel seiner Mitarbeiter auf die Strasse zu stellen. So wurden alleine im Engineering 32 Leute entlassen. Und zum Verdruss vieler, musste Gerard Bucas, der Director of Business Systems, den C900 Anfang Dezember - nachdem ungefähr 50 Stück produziert wurden - definitiv einstellen. Das Weihnachtsgeschäft hatte man verpasst und schwere Cashflow-Probleme veranlassten Commodore, sich von der Winter-CES im Januar 1986 zurückzuziehen.
Nach der Veröffentlichung des Amiga 1000 machten sich die Entwickler in Los Gatos daran, eine verbesserte Version des Amigas zu entwicklen. Der Ranger sollte über mehrere Expansionsslots, über eine SCSI-Schnittstelle und einen hochauflösenden Modus von 1024x1024 Bildpunkten für Business-Anwendungen verfügen. Das Team in Los Gatos hatte einen ehrgeizigen Zeitplan: Bis Oktober 1985 sollte die Entwicklung abgeschlossen sein und der Rechner im Juni 1986 veröffentlich werden. Zudem war der Amiga-Ingenieur Glenn Keller damit beschäftigt, eine kostenreduzierte Variante des Amiga zu entwickeln: Den Amiga CR. Doch Irving Gould spielte im Hintergrund sein eigenes Spiel und begann, die verschiedenen Entwicklerteams gegeneinander auszuspielen. Gould und weite Teile des Managements glaubten, dass der Amiga nur mit IBM-Kompatibilität ein Erfolg werden könnte. Gould beauftragte im Oktober 1985 - ohne das Wissen von West Chester und Los Gatos - den Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Winfried Hoffmann, damit, den Amiga 1000 IBM-kompatibel zu machen. Die Ingenieure im Werk Braunschweig hatten grosse Erfahrung mit ihren PC-Modellen und entwickelten unter der Leitung von Wilfried Rusniok das A1060 Sidecar: ein XT-Bridgeboard auf Basis des Intel 8088, das den seitlichen Expansionsport des Amiga 1000 nutzte. In einem zweiten Schritt begannen die Ingenieure unter dem Projektnamen «A2500» (nicht zu verwechseln mit dem britischen Amiga 2500) einen IBM-kompatiblen Amiga zu entwickeln. Im Prinzip steckte man ein A1000-Motherboard in das C900-Gehäuse und spendierte dem Ganzen einige Zorro- und ISA-Steckplätze. Ein Bridgeboard, welches jeweils einen der ISA- und Zorro-Steckplätze in Anspruch nahm, verband die PC- mit der Amiga-Welt. Um die Arbeiten an den beiden Projekten zu überwachen, sandte Irving Gould seinen Freund und Commodore-Distributor in Süd-Afrika, Dr. Henry Rubin, nach Braunschweig.
Im Gegensatz zum Engineering glaubte das Management weiterhin an den Erfolg des C64. Besonders Irving Gould und Clive Smith, der Vice President of Corporate Planing, wollten den C64 weiter pushen. So wurde Bil Herd im August 1985 damit beauftragt, zusammen mit Sumio Katayama eine kostenreduzierte HMOS-Variante des C64-Motherboards zu entwickeln, das später in den neuen C64C verbaut werden konnte. Clive Smith beauftragte zudem Berkeley Softworks damit, eine graphische Benutzeroberfläche (GEOS) für den betagten 8-Bitter zu entwickeln, die zusammen mit dem C64C verkauft werden sollte. Nach Beendigung des C64-Projekts wurde Bil Herd im Oktober 1985 damit beauftragt, für den europäischen Markt eine PAL-Version des Amiga 1000 zu entwicklen. Doch Herd hatte - zur Enttäuschung seines Vorgesetzten Ed Parks - kein Interesse und begann, sich eine neue Aufgabe ausserhalb von Commodore zu suchen. So bekam Jeff Porter die Aufgabe, den A1000 für den europäischen Markt fit zu machen.
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten war Commodore an der Winter-CES im Januar 1986 nicht mit einem eigenen Stand vertreten. Stattdessen zeigte man in einer eigens angemieteten Hotelsuite die neuesten Amiga-Produkte und kündigte den Sidecar aus Braunschweig an. Und Berkley Softworks konnte an ihrem Stand die aktuelle Version von GEOS präsentieren. Thomas Rattigan beschloss inzwischen weitere Sparmassnahmen und schloss die Chip-Produktion in Costa Mesa: 200 Mitarbeiter verloren in Folge ihren Arbeitsplatz. Zudem wurde die brandneue Fabrik von Commodore UK in Corby geschlossen. Bis auf 13 Mitarbeiter - vorwiegend im Marketing - wurden alle Angestellten entlassen (mehr als 500). Auch das Team in Los Gatos hatte im Januar einige Abgänge zu beklagen: Die Amiga-Entwickler Carl Sassenrath und RJ Mical verliessen Commodore-Amiga, um sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Als Rattigan im Februar 1986 zum alleinigen CEO befördert wurde, reduzierte er umgehend die breite Produktelinie. Er beendete die PET-, CBM- und VIC-20-Produktion und stoppte die erfolglosen C16- und Plus/4-Rechner. Rattigan beschloss zudem weitere Entlassungswellen, die stark an die Substanz gingen. Jeder, der seinen Wert zuvor nicht unter Beweis gestellt hatte, musste gehen. Es war auch jene Zeit, in der Mehdi Ali zum ersten Mal in Erscheinung trat. Irving Gould hatte ihn im Februar 1986 als Berater für Rattigan angeheuert und Mehdi half, dringend benötigte Kredite von den Banken zu bekommen. Mehdi machte keinen Hehl daraus, dass er die Ingenieure nicht mochte und forderte massive Einsparungen in der Entwicklungsabteilung. Irving Gould trieb inzwischen das geheime A2500-Projekt weiter voran und konnte den ehemaligen Amiga-Entwickler RJ Mical dazu verpflichten, in Braunschweig eine Softwarekomponenten (Janus) zu entwickeln, um MS-DOS-Programme mittels Sidecar oder dem XT-Bridgeboard direkt auf der Amiga-Workbench auszuführen.
Aufgrund von unerwarteten Schwierigkeiten bei der FCC-Zertifizierung der neuen Amiga 1000-Motherboards, verzögerte sich die Einführung des PAL-Amiga in Europa um einige Monate. Während Commodore UK den Termin auf Mai 1986 verschob, wollte Europachef Harald Speyer nicht länger warten und zeigte im Rahmen der beiden Launch-Events Anfang März in Basel und Frankfurt stattdessen die US-Version des Amiga. Auch während der ersten CeBIT, die Mitte März in Hannover stattfand, konnte nebst dem Sidecar nur die NTSC-Version präsentiert werden.
Commodore beschränkte sich ab jenem Zeitpunkt nur noch auf den betagten C64, den C128, den Amiga und die PC-Linie. Doch die Verkaufszahlen des Amigas waren aufgrund des hohen Preises enttäuschend und Gerard Bucas war davon überzeugt, dass nur ein kostenreduzierte Version des Amigas das Problem lösen konnte. Er prüfte den Amiga CR des Amiga-Entwicklerteams Los Gatos, der aber zur Enttäuschung von Bucas kaum Einsparungen brachte. Im April 1986 lud Irving Gould die Führung von West Chester und Braunschweig in sein Büro in New York und stellte den Braunschweiger A2500 vor. Das West Chester-Team wurde angewiesen, das A2500-Projekt mit grösster Priorität zu unterstützen. Doch Thomas Rattigan war unbeeindruckt und lud Ende April die Führung von West Chester und Los Gatos zu einem Strategiemeeting (Jesus Meeting) ein. Rattigan ignorierte die Forderung von Gould und machte klar, dass er - wie auch Gerard Bucas - einen kostenreduzierten Amiga für 800 Dollar wollte. Doch Jay Miner war nicht einverstanden: Er glaubte weiterhin an den Einsatz des Amiga im Business-Sektor und setzte sich für die Entwicklung des Amiga Ranger ein. Es war schliesslich Jeff Porter, der den Vorschlag machte, einen Amiga für unter 500 Dollar zu entwickeln. Rattigan setzte den Entwickler eine Frist, ihm bis im Juni einige Projekte zu präsentieren. An der CES würde er dann entscheiden, welches Produkt schlussendlich produziert werden sollte.
Eine Woche nach dem Strategiemeeting präsentierte Jeff Porter seinem Vorgesetzten Gerad Bucas, sowie Nigel Shepherd, Clive Smith und Ed Parks vier Projekte, welche Commodore in die Zukunft führen könnten: den C256 (einen Nachfolger des C128), den C256-Laptop, einen C64 mit integriertem Modem und Disketten-Laufwerk, und den kostenreduzierten Amiga im C128-Gehäuse (A500). Dave Haynie und sein Team hatten bereits im Februar 1986 mit der Entwicklung des C256 begonnen und Jeff Porter sah in der Laptop-Variante eine Möglichkeit, die LCD-Abteilung von Eagle-Pitcher, welche immer noch in West Chester installiert war, für das Projekt zu nutzen. Doch das Laptop-Projekt hatte keine Chance. Zudem entschieden sich Shepherd und Smith gegen ein integriertes Laufwerk im C64. Stattdessen wurde Greg Berlin damit beauftragt, ein externes 3.5-Zoll-Laufwerk (VC1581) zu entwickeln. Jeff Porter reiste inzwischen nach Asien, um zusammen mit Yashi Narahara von Commodore Japan nach günstigen Komponenten für die Produktion des Amigas im Tastaturgehäuse zu suchen. Nach Porters Rückkehr erteilte Gerard Bucas im Mai 1986 den Auftrag, das Konzept für den Amiga 500 zu erarbeiten. Unter dem Projektnamen B-52 begannen Jeff Porter, George Robbins, Bob Welland und Bob Russel mit der Entwicklung des «Rock Lobster»-Motherboards. Um die Kosten weiter senken zu können, wurden auch die Amiga-typischen Custom-Chips überarbeitet. Nigel Shepherd beschloss zudem, den Braunschweiger Amiga in Amiga 2000 und den Amiga aus Los Gatos offiziell in Amiga 1000 umzubenennen. Die Amiga-Famile war geboren und es zeichnete sich ab, dass die Ingenieure in West Chester das Amiga-Zepter übernehmen würden.
Gerard Bucas sah sich indes mit weiteren Problemen konfrontiert: nach der vorangegangenen Entlassungswelle im Mai 1986 war das Engineering in West Chester von ursprünglich 253 Mitarbeitern im Jahr 1985 auf gerade mal 74 geschrumpft. Auch altgediente Entwickler wie Bob Russel mussten im Mai gehen. Auch das Team in Los Gatos blieb von den Umstrukturierungen nicht verschont und es verblieben noch zehn von 45 Mitarbeiter in Kalifornien. Es kam zum offenen Konflikt zwischen Bucas und Mehdi. Doch es gab auch einen Lichtblick am Horizont. Mitte 1986 hatte sich der PC im Bürosektor, der Macintosh im DTP-Bereich und der Atari ST in der Musikproduktion festgesetzt, und der Amiga fand nun seine eigene, hoch spezialisierte Nische. Bereits 1985 wurde mit der Entwicklung eines Genlocks für den Amiga 1000 begonnen und Anfang 1986 von Akio Tanaka weitergeführt. Das Genlock ermöglichte die Synchronisation zwischen einer externen Videoquelle und dem Videosignal des Amigas, was zu jener Zeit mit keinem anderen Rechner in dieser Preisklasse möglich war. Im Frühjahr 1986 wurde das A1300-Genlock an der Comdex vorgestellt und im Juni 1986 von Ian Kirschman weiterentwickelt. Es war schliesslich der ehemalige Commodore-Ingenieur Jeff Bruette (Vic-Kommando), der inzwischen bei Aegis Development arbeitete und den Amiga 1000 zusammen mit dem Genlock in der Produktion der Episode «The Eternal Mind» von Steven Spielbergs Serie «Amazing Stories» einsetzte. Amblin Entertainment war mit dem Resultat sehr zufrieden und ebnete den Weg für den professionellen Einsatz des Amigas in der Videoproduktion.
Vor der CES im Juni 1986 nahm Thomas Rattigan den Amiga Ranger in Los Gatos in Augenschein und musste feststellen, dass kein lauffähiger Prototyp existierte. Da auch keine Chance bestand, dass das verbliebene Team von zehn Leuten den Ranger jemals zur Produktionsreife bringen würde, beendete Rattigan das Projekt. Unzufrieden mit dieser Entscheidung, kündigte die Hälfte der Los Gatos-Mitarbeiter und das verbliebene Team von fünf Leuten arbeitete weiter am Amiga OS 1.2 und am verbesserten Chipsatz des Ranger, das später in einem neuen Amiga zur Verwendung kommen könnte. Rattigan war auch mit dem Braunschweiger A2000 unzufrieden: Da dieser auf dem originalen A1000-Motherboard basierte und zu viele Fehler aufwies, entschied sich Rattigan gegen eine Veröffentlichung in den USA. So stand Commodore an der CES im Juni 1986 ohne neuen Amiga da und präsentierte stattdessen den neuen C64C, GEOS 1.2, das Modem 1670 und die Maus 1351.
Einen Rückschlag erlitt das B-52-Team im Juli 1986, als George Robbins auf Druck von Irving Gould nach Braunschweig versetzt wurde, um die hiesigen Ingenieure bei der Entwicklung des A2000 zu unterstützen. Hilfe kam von Dave Haynie, der nach Abbruch des C256-Projekts im August 1986 in die Bresche sprang. Im September kündigten weitere Ingenieure, die keine Zukunft bei Commodore sahen, und die personelle Situation wurde immer kritischer. Im Oktober kehrte George Robbins aus Deutschland zurück und machte sich an die Revision B seines B-52-Motherboards. Dave Haynie übernahm nun das von Thomas Rattigan gewünschte Amiga 2000B-Projekt: die kostenreduzierte Variante des Braunschweiger-Amigas mit B-52-Chipsatz, CPU-Slot und Videokartensteckplatz. Da Gerard Bucas auch an den Erfolg des IBM-kompatiblen PCs glaubte, stellte er im Oktober den Ingenieur Jeff Frank ein, der in West Chester einen Low-Cost-PC (Commodore PC-1) entwickeln sollte. Bucas glaubte, dass nebst den etablierten PCs aus Braunschweig (PC10 und PC20) auch ein Markt für billige PCs existierte.
Im Oktober 1986 wurde Dr. Henry Rubin von Irving Gould zum COO befördert. Gould war unzufrieden mit Rattigans Ablehnung des Braunschweiger A2000 und die mangelnde Unterstützung des Projekts durch West Chester. Mit der Beförderung von Rubin erlangte Gould nun direkte Kontrolle über die Entwicklungsabteilung in West Chester und entzog dem Marketing jegliche Macht. Es kam zum Streit zwischen Gould, Rattigan, Rubin und Bucas. Rubin war zwar mit seiner Einstellung deutlich auf Seiten der Ingenieure, drückte sich aber vor Entscheidungen und unterschrieb nichts, was grössere Summen an Geld gekostet hätte. Zudem wurde das B-52-Projekt durch ihn ausgebremst, da er auf Anweisung von Gould dem A2000 den Vorrang gab. Die Entwicklung der Amigas kam erneut in’s Stocken und es war klar, dass die neuen Modelle auf der Comdex im November 1986 nicht gezeigt werden konnten. Im gleichen Monat konnten die ehemaligen Amiga-Entwickler RJ Mical und Dale Luck verpflichtet werden, um das verbliebene Team in Los Gatos bei der Entwicklung des AmigaOS 1.2 zu unterstützen. Mical erkannte die Probleme rund um den Amiga sofort und begann, seine guten Beziehungen zu Irving Gould zu nutzen, um den Amiga besser vermarkten zu können.
Auf der CES im Januar 1987 präsentierte Commodore den C64C mit Geos 1.3, den C-128D, den PC-10 und den Braunschweiger Amiga 2000 dem anwesenden Publikum. Der Prototyp des Amiga 500 wurde in einem separaten Raum der Fachpresse und den Händlern präsentiert. Für Aufsehen sorgte dabei die «Juggler Demo» von Eric Graham, die eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Amiga demonstrierte. Auch ein neuer Konkurrent offenbarte sich auf der CES in Form des Nintendo Entertainment System: Dieses wurde im Oktober 1986 in Nordamerika eingeführt und war eine grosse Konkurenz für den C64. Zudem hatte Nintendo den C64 aus den Regalen der Einzelhandelskette Kmart gedrängt, was zu weiteren Unstimmigkeiten zwischen Gould und Rattigan führte. Im Februar 1987 bestand der A500 schliesslich die FCC-Prüfung und konnte an der Generalversammlung der Boston Computer Society im März offiziell vorgestellt werden. Im gleichen Monat folgte die grosse Präsentation des A500 und des A2000 auf der CeBit in Hannover, die aufgrund der grossen Schneemassen vom Publikum kurzerhand in Schneebit umgetauft wurde. Im Juni folgte die Präsentation an der Comdex in Atlanta. Im gleichen Rahmen wurde auch das Sidecar für den Amiga 1000 offiziell vorgestellt.
Im März 1987 lief der Mietvertrag für die Räumlichkeiten der Abteilung in Los Gatos aus und wurde nicht mehr erneuert. Die verbliebenen Mitarbeiter hatten zwar die Möglichkeit, in West Chester eine neue Stelle anzutreten, doch nur wenige hatten Lust, von der Westküste an die Ostküste zu ziehen. Jay Miner übergab die Pläne des (revolutionären) Ranger-Chipsatz schliesslich an Gerard Bucas und Glenn Keller löschte nach der "transition period" am 31. März 1987 als Letzter das Licht in Los Gatos. Eine Ära ging zu Ende und es verblieben noch 49 Ingenieure in den Diensten von Commodore (von ehemals 253 Ingenieuren im Jahr 1985). Auch der Streit zwischen Irving Gould und Thomas Rattigan verschärfte sich zusehends. Gould war noch immer wütend, dass Rattigan die Veröffentlichung des Braunschweiger A2000 auf dem US-amerikanischen Markt verhindert hatte. Gould brachte im April 1987 erneut Mehdi Ali in die Firma, um die Abläufe im Management prüfen zu lassen. Rattigan versuchte seinerseits mehr Kontrolle über die Firma zu erlangen, indem er einige Verwaltungsräte auf seine Seite zu ziehen versuchte. Doch Gould feuerte Rattigan nach dem Beschluss einer «Executive Session» am 16. April 1987 und setzte sich selber als neuer CEO ein. Er feuerte die meisten Mitarbeiter, welche auf der Seite von Rattigan standen und brachte neue Leute in die Firma. Vornehmlich Mitarbeiter aus der Commodore-Niederlassung in Kanada wie Alfred Duncan und Richard McIntyre. Thomas Rattigan hatte Commodore in den letzten Jahren saniert und auf den richtigen Kurs gebracht. Es lag nun an Irving Gould, die Firma weiter auf Kurs zu halten und die neuen Amiga-Modelle zum Erfolg zu führen.
Im April 1987 war schliesslich der Produktionsstart des Amiga 500. Um die Weiterentwicklung des AmigaOS nicht zu gefährden, musste im Mai in der Lark Avenue in Los Gatos ein neues Amiga-Büro eröffnet werden, wo die ehemaligen Amiga-Entwickler Bart Whitebook, Dale Luck und Caryn Havis die Entwicklung weitertrieben. Inzwischen kam es zum Streit zwischen Jeff Porter und dem Marketingchef Frank Leonardi, welcher den Amiga im Business-Sektor vermarkten wollte. Porter sah den Amiga im Massenmarkt, was sich später als richtig erweisen würde. In Kanada und Europe, wo der Amiga durch die lokalen Commodore-Niederlassungen in den Warenhäuser angepriesen wurde, konnten alleine mit den Rechner 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden. In den USA war der Amiga aufgrund Leonardis Marketing-Entscheidung ein veritabler Flop.
Die Entwickler in West Chester hatten indes kein grosses Vertrauen in das AmigaOS. Gerard Bucas, Bob Welland und George Robbins setzten mit Unterstützung von Jeff Porter und Clive Smith bereits Ende 1986 auf die Entwicklung eines Low-Cost-UNIX-Amiga. Während ein Team das Coherent-UNIX des C900 für den Amiga weiter entwickelte, arbeiteten Bob Welland und Dave Hayne an der A2620-Prozessorkarte für den Amiga 2000, um die technischen Voraussetzungen für den Betrieb mit UNIX zu schaffen. Im August 1987 begann die Produktion des Amiga 2000B. Ein grosses Problem des Amiga war zu jener Zeit das Fehlen eines hochauflösenden Bildschirmmodus, der flimmerfreies Arbeiten ermöglichte. Im Februar 1987 arbeitete Ted Lenthe mit einem Team an der Entwicklung einer High-Res-Denise, welche das Problem lösen sollte. Das Projekt wurde aber im September 1987 gestoppt und das Management wollte VGA-Kompatibilität und mehr Farben. Hedley Davies entwickelte stattdessen einen neuen Amiga-Monitor, der eine Auflösung von 1024x1024 Bildpunkten mit vier Farben darstellen konnte, ohne an der Hardware des Amiga etwas zu ändern. Dale Luck vom Amiga-Büro in Los Gatos sorgte für die nötigen Anpassungen im AmigaOS. Im November 1987 konnte an der Comdex der Monitor A2024 mit dem angepassten AmigaOS vorgestellt werden.
1989 begann Commodore mit der Entwicklung des C64DX, dessen Name später in C65 geändert wurde. Der C65 sollte ein abwärtskompatibler C64-Nachfolger mit verbesserter Leistung werden. Das Projekt wurde 1991 wieder gestoppt, da man die hauseigene Konkurenz zum überaus erfolgreichen Amiga 500 fürchtete und die Abwärtskompatibilität kaum vorhanden war.
Im gleichen Jahr setzte Irving Gould seinen Freund Mehdi Ali als neuen CEO von Commodore ein. Mehdi war seit 1986 als Special Advisor für Commodore tätig.
1990 erschien der Amiga 3000, der eine technische Weiterentwicklung des Amiga 2000 war und neben Zorro-3-Steckplätzen auch über eine SCSI-Schnitstelle verfügte und dem neuen ECS-Chipsatz verfügte. Der A3000 erschien auch in einer Tower und einer UNIX-Version (UNIX System V Release 4).
Im Sommer 1991 setzte Mehdi Ali den ehemaligen IBM-Manager Bill Sydnes als Leiter der Entwicklungsabteilung von Commodore ein. Sydnes kam vom PC und hatte keine Erfahrung mit dem Amiga. Er stoppte die A3000+ Projekte (A3200/A3400 mit neuem AGA-Chipsatz und DSP) und setzte auf das A300-Projekt, das später unter der Bezeichnung A600 eingeführt wurde. Sydnes brachte indess seine eigenen Leute in die Firma und die Abteilung für IBM-kompatible Rechner wuchs auf über 40 Ingenieure an, während am Amiga noch sieben Entwickler arbeiteten.
1992 wurde der Amiga 500 durch den neuen Amiga 600 ersetzt, der zum grössten Flop der Geschichte von Commodore avancierte. Der A600 entsprach von der Leistung her einem A500, verfügte aber über den ECS-Chipsatz des A3000, was ihn zu vielen Spielen des A500 inkompatibel machte. Zudem war er kaum erweiterbar, hatte keinen numerischen Ziffernblock und war viel zu teuer. Bill Sydnes erkannte nun, dass die Einstellung des A3000+ Projekts ein Fehler war und beauftragte Greg Berlin mit der Entwicklung einer neuen AGA-Maschine.
Im Oktober 1992 wurde der Amiga 4000 vorgestellt, der auf den A3200/A3400-Prototypen basierte und mit dem neuen Amiga OS 3.0 ausgeliefert wurde. Der A4000 sollte ursprünglich mit dem AAA-Chipsatz ausgeliefert werden, der aber nie fertig gestellt wurde. Stattdessen wurde er mit dem bereits 1991 für den A3000+ entwickelten AGA-Chipsatz ausgerüstet. Ende 1992 wurde Bill Sydnes entlassen und durch Lew Eggebrecht ersetzt, der ebenfalls von IBM kam.
Mit dem Amiga 1200 stellte Commodore gleichzeitig einen günstigen Tastaturcomputer vor, der ebenfalls über den AGA-Chipsatz verfügte. Der A1200 war einer der wenigen Computer, bei denen Commodore alles richtig gemacht hatte. Da aus Mangel an Liquidität die Produktion bei MOS bereits stark heruntergefahren werden musste, wurde die Produktion der AGA-Chips extern an Hewlett-Packard vergeben. Obwohl rund 200’000 Vorbestellungen für den A1200 vorlagen, konnte HP nur 100’000 AGA-Chipsätze für das Weihnachstgeschäft ausliefern. Trotzdem schaffte es der A1200 bis zum Sommer 1993 allmählich, dem einstigen Verkaufsschlager A500 den Rang abzulaufen. In Europa schaffte es der A1200 sogar, den Apple Macintosh in puncto Marktanteil vom zweiten Platz zu verdrängen.
Im September erschien in Europa das Commodore CD32, eine auf Basis des Amiga 1200 entwickelte Spielkonsole. Das CD32 war die letzte Hoffung von Commodore, dem drohenden Konkurs zu entgehen. Commodore war aber augrund der finaziellen Lage nicht imstande, genügend Geräte für das Weihnachtgeschäft 1993 zu produzieren. Zudem konnte die Konsole in den USA aufgrund eines Lizenzstreits mit der Cadtrak Corporation für die Nutzung ihres XOR-Cursor-Patents (Cadtrak verdiente mit dem Patent rund 50 Millionen US-Dollar, indem es an rund 400 Unternehmen lizenziert wurde) nie offiziell verkauft werden. Die Geräte blieben in den Fabriken auf den Philippinen liegen, da Commodore die Produktion nicht mehr bezahlen konnte. Das Ende war besiegelt.
Im Frühjahr 1994 stellten die ersten Tochterunternehmen von Commodore den Betrieb ein und am 29. April 1994 beantragte Commodore International Limited die freiwillige Liquidation.
Wer war Schuld an der Pleite? Im Buch «Rembrandts in the Attic: Unlocking the Hidden Value of Patents» von Kevin G. Rivette und David Kline fand ich folgendes Zitat von Eugene «Bill» Emmerich, dem CEO der Cadtrak Corporation:
«That little patent of ours put Commodore out of business».
Doch es wäre zu einfach, den Konkurs von Commodore einem Lizenzstreit zuzuschreiben. Es war vielmehr die Verkettung von falschen Entscheidungen, Management-Fehlern und der Machtkampf zwischen den zahlreichen Alpha-Tieren innerhalb des Konzerns, welche schlussendlich zum Untergang des Weltkonzerns führten.
Manfred Siegbert Kapp wurde im Dezember 1928 in Lüneburg geboren und wohnte im Haus «Vor der Sülze 1». 1933 flüchtete die Familie - Vater Heinrich, Mutter Sophie und die zwei Jahre ältere Schwester Hanna Josephine - nach Strassburg. Ab 1934 lebte die Familie in Toulouse. Nach mehreren Verhaftungen wurde der Vater zwischen 1939 und 1942 im nahen Lager Recebedou interniert und später in das Lager Drancy verschleppt. Im September 1942 wurde er nach Auschwitz deportiert und ermordet. Im gleichen Jahr wurde auch Mutter Sophie verhaftet und zusammen mit ihren Kindern in Recebedou interniert. Sie wurden wieder entlassen und versteckten sich bei Freunden und Bekannten. Einige Monate vor der Befreiung Frankreichs wurde Mutter Sophie während einer Kontrolle verhaftet und nach Ravensbrück deportiert. Im März 1945 wurde sie in’s Konzentrationslager Bergen-Belsen verbracht, wo sie kurz nach der Befreiung an Typhus starb. Die Kinder überlebten dank der Unterstützung von Freunden und konnten 1947 in die USA auswandern.
Nach seiner Entlassung aus der Army arbeitete Jack Tramiel 1952 als Techniker für die Ace Typewriter Repair Company, war mit seinem Arbeitgeber aber unzufrieden. Er verdiente 50 Dollar pro Woche und musste Nachts als Taxifahrer ein Zubrot verdienen, damit er seine junge Familie ernähren konnte. 1953 entschied die Familie, dass Helen eine Arbeitsstelle annimmt, damit sich Jack selbstständig machen konnte. Jack kündigte und eröffnete zusammen mit Manfred Kapp ein Geschäft, dass sich mit dem Verkauf und der Reparatur von elektrischen Schreibmaschinen beschäftigte. Tramiel wusste, wie man Schreibmaschinen reparierte und Kapp hatte aus der Armeezeit Kenntnisse in der Buchhaltung. Die beiden erwarben von den Vereinten Nationen 200 gebrauchte Schreibmaschinen, welche sie revidierten und wieder verkauften. Mit dem Erlös kauften sie ein Unternehmen in der Bronx, die Singer Typewriter Company, und zogen in deren Geschäftsräume in der East Fordham Road. Zudem übernahmen sie die Vertretung von Addiermaschinen der italienischen Marke Everest.
Jack war der «outside man» in der Partnerschaft mit Manfred Kapp und war als Vertreter oft auf Reisen. Auf seinen Verkaufstouren besuchte er oft Toronto, wo seine Frau Helen Verwandte hatte. In Toronto herrschte ein grosses Interesse der lokalen Händler für die Everest-Maschinen. In der New Yorker Bronx hatte sich Jack nie wohl gefühlt und er hatte die Vermutung, im kleineren Kanada grössere Chancen zu haben. Er überredete Everest, ihm und Manfred Kapp den exklusiven Vertrieb der Everest-Produkte für Kanada zu überlassen. Jack schlug Kapp vor, entweder mit ihm nach Kanada zu ziehen oder das Geschäft in der Fordham Road allein zu übernehmen. Im Jahr 1955 zog Jack Tramiel mit seiner Familie in den Don Mills Bezirk von Toronto. Jack eröffnete mit Geld, dass er von seinen Stiefeltern in New York geliehen hatte, in der Toronto Street die Firma Everest Office Machine Company Limited. Nebst den Produkten von Everest, hatte Tramiel gebrauchte Schreibmaschinen der Firma Type Sales Inc. im Angebot, einem ehemaligen Lieferanten der Singer Company, die er revidierte und an die lokalen Warenhäuser verkaufte. Manfred Kapp, der während eines Jahres Tramiel nur an den Wochenenden unterstützen konnte, zog 1956 mitsamt seiner Familie ebenfalls nach Toronto und stieg mit in die Firma ein. Das Geschäft mit den Schreib- und Addiermaschinen von Everest war sehr erfolgreich und der Verkauf der gebrauchten Schreibmaschinen wurde in eine andere Firma verlagert. Beide Unternehmen, die neu gegründete Wholesale Typewriter Company und die etablierte Everest Office Machine Company, waren im Besitz von Manfred Kapp und seiner Frau Estelle sowie Jack Tramiel und seiner Frau Helen. Nachdem es 1958 zu ersten Schwankungen im Geschäft mit gebrauchen Schreibmaschinen kam, konnte neues Kapital mit der Beteiligung von Type Sales Inc. am gewonnen werden.
Während einer Geschäftsreise in England lernte Jack Tramiel den englischen Vertreter für Everest-Produkte, Erik Markus kennen. Markus musste 1936 Deutschland verlassen und war ein früherer Schwiegersohn von Willy Feiler, der in West-Berlin mechanische Buchungsmaschinen produzierte. Da die Nachfrage an gebrauchten Schreibmaschinen in Kanada schwand, interessierte sich Tramiel für Erik Markus’ Vorschlag, osteuropäische Maschinen zu importieren und diese an die lokalen Bedürfnisse anzupassen. Dies war auch nötig, um in Kanada an öffentliche Aufträge zu kommen. Markus verschaffte Tramiel Kontakte in die Tschechoslowakei und Jack bekam eine Lizenz für den Nachbau der tschechischen Schreibmaschine vom Typ Consul. Diese vertrieb er im kanadischen Zweig der grossen Kaufhauskette von Sears & Robuck. Im Oktober 1958 wurde in der Toronto Street die Aktiengesellschaft Commodore Portable Typewriter Co. Ltd. gegründet. Inhaber der Aktien waren Jack und Helen Tramiel, Manfred und Estelle Kapp, sowie Benjamin und Regina Silberman. Die Firma wuchs sehr schnell und ein Jahr später bezog die Firma nach einigen Umzügen ein grosses Ladenlokal in der Kings Street. Das Geschäft lief zufriedenstellend und die tschechischen Schreibmaschinen konnten in den beiden grössten Kaufhäusern in Toronto, Eatons und Simpsons, verkauft werden. Doch der Mangel an Betriebskapital wurde zu einem grossen Problem. Über den tschechischen Hersteller der Consul-Maschinen wurde ein Kredit mit der Tschechoslowakischen Staatsbank ausgehandelt. Doch diese verlangte Garantien für den Kredit, welche anfänglich durch das Finanzinstitut Interprovincal Discount zugesichert, aber später widerrufen wurde. Jack Tramiel bekam Unterstützung von Douglas R. Annet von Annet & Co. Nach Verhandlungen im Februar 1959 wurde Jack aber eröffnet, dass es keine Finanzierungsmöglichkeit durch ein Investmenthaus oder eine andere Institution gäbe. Annett war aber bereit, ihm ein anderes Finanzunternehmen vorzustellen, wenn die Vereinbarungen mit Interprovincial Discount unbefriedigend wären. Kurz darauf traf Jack Tramiel in Annets Büro den Investor Campbell Powell Morgan. Morgan war Präsident der Atlantic Acceptance Corporation und bekundete Interesse, in das Geschäftsfeld von Commodore einzusteigen. Es bleibt bis heute ein Rätsel, aus welchem Beweggründen im März 1959 die Tochtergesellschaft Commodore Sales Acceptance gegründet wurde, mit der sich Morgan an der Commodore Portable Typewriter Co. Ltd. beteiligte. Der Einstieg von Morgan brachte Geld und sicherte das Wachstum der Firma. Es war aber auch der Beginn von undurchsichtigen Geschäftspraktiken und Transaktionen, deren Ausmass bis heute nicht restlos geklärt werden konnten.
1960 gründete Tramiel mit der Commodore Business Machines Inc. in den USA die erste Ländervertretung und übernahm in Kanada gleichzeitig den nationalen Vertrieb von Evermac Office Equipment Company Ltd., ein Hersteller von hochwertigen Büromöbel aus Metall, der im nahen Scarborough ansässig war. Anfang 1961 besuchte Manfred Kapp, während der Rückreise nach einem Besuch des tschechoslowakischen Lieferanten, eine Ausstellung in Paris. Commodore war an neuen Produkten interessiert und Kapp traf an der Ausstellung Erik Markus, den Vertreter für Everest-Produkte in England und Geschäftsführer von Typewriter Sundries Limited. Markus zeigte ihm die neue Quick-Handaddiermaschine, die von seinem früheren Schwiegervater Willy Feiler in West Berlin produziert wurde. Als Jack Tramiel davon erfuhr, flog er umgehend nach England um mit Erik Markus über die exklusiven Vertriebsrechte für den Nordamerikanischen Markt zu verhandeln. Die neue Addiermaschine erwies sich als riesiger Erfolg, so dass Tramiel das Werk in Berlin besuchte und auf eine Steigerung der Produktion drängte. Doch Willy Feiler lehnet ab; er sei zu alt, um eigenes Geld in die Firma zu investieren. So kam es, dass zwischen Feiler und Tramiel eine enge Beziehung entstand. 1962 verkaufte Willy Feiler die Feiler Zähl- und Rechenwerke GmbH - zur Freude von Campbell Powell Morgan für einen Schnäppchenpreis - an Jack Tramiel. Commodore besass auf einen Schlag ein deutsches Unternehmen mit 2000 Mitarbeiter. Erik Markus, der selber Jude war, warnte Jack davor, den Leuten im Werk zu erzählen, dass er Jude sei. Doch Jack schlug den Rat seines Freundes in den Wind und hielt eine Rede vor allen Angestellten der Firma Feiler, in der er seine Geschichte erzählte. Er ordnete auch an, dass jeder, der im Krieg in der SS diente, in den nächsten zwei Tagen in seinem Büro erscheinen soll. Über zwanzig Männer kamen und sechs davon weigerten sich schlussendlich, für Jack zu arbeiten. Im gleichen Jahr brachten Morgan, Tramiel und Kapp die Commodore Portable Typewriter Limited unter dem Namen Commodore Business Machines (Canada) Limited an die New Yorker-Börse. Campbell Powell Morgan besetzte die Position des Verwaltungsratspräsidenten. Jack Tramiel zog mit seiner Familie von Toronto nach New York, um die Geschicke des Konzerns aus den USA zu lenken. In Kanada folgte 1963 der Umzug von Commodore in ein grosses Vertriebszentrum in der Warden Avenue in Scarborough.
Ende 1963 kaufte Commodore die AS Ace Industries Limited in Shannon, Irland, und änderte deren Namen in Commodore Industries Limited. Die Fabrik in Shannon und eine 1964 erstellte Produktionsstätte mit über 800 Mitarbeiter in Offenburg, sollten die hohe Nachfrage an Addiermaschinen decken. Im gleichen Jahr kaufte Commodore in Kanada die Belpree Company Limited und den Hersteller für Präzisionswerkzeuge, die Associated Tool & Manufacturing Co. Mit dessen Know-How begann Commodore in einer neu erstellten Produktionshalle am Standort in der Warden Avenue selber Büroschränke und Schreibtische aus Stahl im unteren und mittleren Preissegment herzustellen. In Berlin kaufte sich Jack Tramiel als Grossaktionär bei der Hugo Oppenheim & Sohn Nachf. Berliner Privatbank AG ein sorgte für eine Kapitalerhöhung, indem er kurzfristig über acht Millionen Mark in bar einzahlte. Nachdem in der Zentrale von Commodore an der Warden Avenue eine kanadische Filiale der Bank installiert wurde, zog Tramiel das Geld wieder aus Berlin ab, um es in Aktien des Firmenkonstrukts von Atlantic und Commodore anzulegen. Gemäss Berichten des Spiegels versuchte Tramiel sogar, Bankeinlagen aus dem Oppenheim-Depot herauszuschleusen. Die Bank musste später Konkurs anmelden und die rund 200 Einleger verloren einen Grossteil ihrer Einlagen.
1965 kaufte Commodore den Büromöbelhersteller Evermac Office Equipment Company Ltd. in Scarborough und die Willson Stationers and Envelopes Ltd. in Winnipeg und geriet aufgrund von Scheingeschäften des Verwaltungsratspräsidenten Campbell Powell Morgan in grosse Schwierigkeiten. Morgan profitierte angeblich von Transaktionen zwischen der bankrotten Atlantic Acceptance Corporation, dubiosen Scheinfirmen und Commodore. Tramiel selber wurde nie angeklagt, doch die Folgen der Atlantic-Pleite brachte Commodore fast an den Rand des Ruins. Durch den Einstieg des Investors Irving Gould konnte Commodore 1966 vor der Pleite gerettet werden. Campbell Powell Morgan starb noch während der Untersuchung durch eine Kommission der Provinz Ontario im Oktober 1966 an Leukämie.
Jack Tramiel zog wieder nach Toronto und Irving Gould straffte die Organisation der Firma. Gould reduzierte die Schulden des Unternehmens, indem er alle Vermögenswerte verkaufte. So wurde im April 1966 die Feiler Zähl- und Rechenwerke GmbH an die kalifornischen Litton Industries Inc verkauft. Auch die anderen Beteiligungen wurden nach und nach abgestossen. Als Ersatz für die Feiler-Werke wurde die Produktion der Schreib- und Addiermaschinen zu Billigproduzenten in Japan verlagert und eine Niederlassung in Tokyo gegründet. Im Juli 1968 verliess der Firmengründer Manfred Kapp Commodore und kaufte die Associated Tool & Manufacturing aus dem Konzern heraus. Die Firma wurde in ATM Industries umbenannt und produzierte vor ihrem Konkurs im Jahr 1983 nachweislich Handstapler.
In Japan kamen Gould und Tramiel zum ersten Mal in Kontakt mit elektronischen Tisch- und Taschenrechner und beide waren davon überzeugt, dass die Zukunft von Commodore in diesem Bereich lag. Tramiel beauftragte Casio und andere Hersteller damit, Tischrechner mit dem Label «Commodore» für den nordamerikanischen Markt herzustellen. 1967 wurde die erste europäische Niederlassung von Commodore in Genf gegründet, um die Marke Commodore in Europa einzuführen. Als Commodore 1968 den ersten elektronischen Tischrechner einführte, stiegen Umsatz und Gewinn rapide an. Anfang 1969 wurde eine Niederlassung in Santa Clara gegründet und Jack Tramiel zog mit seiner Familie nach Kalifornien. Tramiel und Gould versuchten nun, mehr Kontrolle über die Produktion zu erlangen und handelten 1969 eine Vertrag mit Texas Instruments aus, um deren Halbleiterchips in den Commodore-Rechner verwenden zu können. 1971 erschien mit dem Commodore C108 der erste kompakte Taschenrechner für den Massenmarkt. Aufgrund der steigenden Nachfrage eröffnete Commodore 1974 neue Produktionsanlagen in Palo Alto (Kalifornien), Bristol (Virgina) und Eaglescliff (England).
Als Texas Instruments 1975 begann, eigene Taschenrechner zu verkaufen und der Markt zudem mit japanischen Taschenrechner überschwemmt wurde, brach der Umsatz von Commodore drastisch ein. Jack Tramiel reagierte umgehend und schloss das Werk in Bristol, verlegte den Commodore-Sitz in Japan näher an die lokalen Produktionsstätten in Osaka und verlegte die Finanzzentrale unter dem Namen Commodore International Ltd. in das steuerfreie Bahamas. Zudem wurde eine Produktionslinie in Hong Kong eröffnet und in die Forschung und Entwicklung von Flüssigkristallanzeigen investiert. Tramiel und Gould wollten sich in Zukunft unabhängig von externen Halbleiterhersteller machen und erwarben einige kleine Chiphersteller. Die wichtigste Erwerbung im Sinne der «vertikalen Integration» war im September 1976 die Firma MOS Technologies an der Ostküste in Valley Forge, Pennsylvania. Mit MOS hatte Tramiel nicht nur eine eigene Chip-Produktion in seinem Portfolio, sondern auch der von Chuck Peddle und Bill Mensch entwickelte Mikroprozessor MCS6502: Eine kostengünstige 8-Bit-CPU für den Massenmarkt, die ein Jahr zuvor an der WESCON in San Francisco der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Der leitende Entwickler der 6501/6502-Prozessoren, Chuck Peddle, arbeitete zuvor bei Motorola und war an der Entwicklung der 6800-CPU beteiligt. Er hatte die Vision, dass günstige Mikroprozessoren auch in Haushaltsgeräten zum Einsatz kommen sollten. Doch die Firmenleitung von Motorola ignorierte Peddles Visionen und hielt die Preise ihrer Prozessoren künstlich auf einem hohen Niveau. Peddle verliess Motorola und ging zu MOS Technology, wo er als Entwicklungsleiter die preiswerte 6500-Familie entwickelte. Als Commodore im Herbst 1976 MOS übernahm, erkannte Jack Tramiel das Potential des 6502 nicht: Sein Interesse lag einzig darin, preiswerte Chips für die Produktion von Taschenrechner zu erhalten. Das Team um Chuck Peddle war frustriert und innerhalb weniger Wochen verliess der grösste Teil der 6501/6502-Entwickler MOS. Auch Chuck Peddle wollte MOS verlassen und gemeinsam mit Bill Seiler bei Allied Leisure auf Basis des 6502 einen Mikrocomputer entwickeln. Peddle konnte aber von Andre Sousan - leitender Ingenieur bei Commodore in Palo Alto - davon überzeugt werden, erstmal eine Anfrage der Geschäftskette für Elektronikprodukte Radio Shack zu prüfen, die einen eigenen, von Commodore produzierten, Personal Computer verkaufen wollten. Peddle flog in Begleitung seiner Frau an die Westküste und skizzierte zusammen mit Sousan die Spezifikationen eines Computers, der von Commodore produziert werden konnte. Andre Sousan überzeugte Jack Tramiel davon, in die Entwicklung eines Mikrocomputers zu investieren und Chuck Peddle zog im Oktober 1976 mitsamt seiner Familie nach Kalifornien.
Die Zeit bis zur Consumer Electronic Show drängte und Chuck Peddle wollte als Basis für seinen Rechner die Hardware des Apple I von Steve Wozniak verwenden. Es kam zu Verhandlungen mit Steve Jobs und Wozniak, die beide einverstanden waren, Apple an Commodore zu veräussern. Jobs wollte die Firma zusammen mit dem Apple II verkaufen, der sich damals noch in Entwicklung befand und trieb den Preis entsprechend hoch. Jack Tramiel war aber nicht bereit, die geforderten 100’000 Dollar zu bezahlen und liess den Deal platzen. Peddle musste sich nach einer anderen Lösung umschauen. Statt der Hardware des Apple I nahm Peddle einen Controller zur Steuerung von Bewässerungsanlagen als Basis, der von Petr Sehnal bei Commodore an der Westküste entwickelt worden war. Gemeinsam mit den japanischen Taschenrechner-Ingenieuren «Fujiyama» und «Aoji» und der Erfahrung von Sehnal entwickelte das Team in den Commodore-Büros an der California Avenue in Palo Alto einen ersten Prototypen, der am letzen Tag der CES in Chicago einem Vetreter von Radio Shack - John Roach - präsentiert werden sollte.
Als John Roach den Prototypen im Januar 1977 - während einem der kältesten Winter mit Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius - an der CES sah, war er zunächst mit einer Zusammenarbeit einverstanden. Als aber Jack Tramiel Zugeständnisse für sein Taschenrechnergeschäft verlangte, sah Roach von einem Deal ab. Stattdessen entwickelte Radio Shack in den folgenden Monaten einen eigenen Personal-Computer: Den TRS-80. Chuck Peddle war enttäuscht! Doch Jack Tramiel hatte erkannt, dass mit diesem Gerät ein Geschäft zu machen war und wollte selber mit einem Computer in den Markt einsteigen.
Jack Tramiel gab Chuck Peddle die nötigen Mittel, um innerhalb von Commodore eine Computer System Division aufzubauen. Peddle holte Bill Seiler in das Team, mit dem er vorgängig bei Allied Leisure die Idee eines Personal Computers skizziert hatte. Mit John Feagans gewann Peddle einen talentierten Software-Ingenieur für das PET-Projekt, der eigentlich beim IBM einen Vertrag unterschrieben hatte. Zudem setzte er Leonard Tramiel, einer der Söhne von Jack, auf die Gehaltsliste. Leonard hatte im Sommer 1976 sein Physikstudium abgeschlossen und kehrte nach einer halbjährigen Auszeit nach Hause zurück. Jack war mit der Anstellung seines Sohnes nicht einverstanden. Doch Peddle schätzte die Arbeit von Leonard und half ihm mit dem Einkommen über den Sommer.
Jack Tramiel bemühte sich inzwischen, Commodore in den schwarzen Zahlen zu halten. Er teilte das Unternehmen in vier Gruppen auf: Die Konsumgütersparte mit Taschenrechner und Uhren, die Komponentensparte mit Halbleiter und Uhrenmodulen, die Systemsparte mit Mikro- und Personalcomputer, und die Metallproduktegruppe mit Büromöbel aus Stahl. Der PET 2001 wurde schliesslich im März 1977 in einem handgeschnitzten Holzgehäuse auf der Hannover-Messe in Deutschland vorgestellt. Im April folgte die Präsentation an der West Coast Computer Faire (WCCF) in San Francisco, an der Commodore mit einem Mr. Calculator-Stand vertreten war. Gleichzeitig präsentierte Steve Jobs an der WCCF den Apple II, der aber aufgrund seines hohen Preises und der nicht-intuitiven Bedienung kaum auf Interesse stiess. An der Sommer CES zeigte Commodore in Chicago als einziger Aussteller - nebst den von Al Charpentier bei MOS entwickelten Telespielkonsolen 2000K und 3000H - einen Personal Computer. Die Firma war praktisch Pleite, erregte aber das Interesse von Rick Inatome, der den PET als erster in seiner neu gegründeten Inacomp-Kette verkaufen wollte. Inatome übergab Commodore einen Check von 25’000 Dollar und brachte Jack Tramiel auf die Idee, den PET über ein Vorfinanzierungsmodell zu finanzieren. Eine Woche nach der CES zeigte Commodore den PET an der National Computer Conference (NCC), einer Messe für Grossrechner der etablierten Hersteller wie IBM und GE. Die Messe war für Commodore ein riesiger Erfolg: Die Stände der Grossrechnerhersteller blieben praktisch leer und Commodore nahm mittels Vorbestellungen für den PET einen Haufen Geld ein. Die Finanzierung war kurzfristig gesichert und die Produktion des PET konnte im September 1977 in der Fabrik an der Reed Street gestartet werden. Jack Tramiel wollte die Produktion umgehend mit neuen Krediten ankurbeln, doch Irving Gould war dagegen und genoss es, Tramiel an der kurzen Leine zu halten. Zudem überwarf sich Jack mit dem leitenden Ingenieur André Sousan, der Commodore in Folge verliess und für Apple das Europageschäft aufbaute.
Während der PET 2001 erschien, entwickelte der Chip-Designer Al Charpentier bei MOS den Video-Interface-Chip 6560 (VIC). Der VIC war der erste Chip von MOS, der Farben generieren konnte. Der VIC war als Grafik-Generator für Terminals, Kontrollsysteme und Arcade-Maschinen vorgesehen, doch niemand wollte ihn damals einsetzen. Auch an der Westküste lief nicht alles rund: Chuck Peddle hatte sich mit Jack Tramiel überworfen und verliess Commodore im Jahr 1978. An seiner Stelle wurde Tim Kennedy neuer Chef-Ingenieur. Peddle folgte einem Jobangebot von Apple, musste aber bald feststellen, dass ihm falsche Versprechungen gemacht wurden. Anfang 1979 kehrte er zu Commodore zurück und bezog mit seinem Team neue Labors im Industriezentrum Moorpark, rund zehn Minuten von der neuen Commodore-Zentrale am Scott Boulevard in Santa Clara entfernt.
Im gleichen Jahr erschien VisiCalc für den Apple II und brachte dem Rechner neuen Aufschwung. Jack Tramiel sah sich gezwungen, dem Konkurrenten entgegenzutreten und beauftragte Chuck Peddle und Bill Seiler mit der Entwicklung einer neuen Hardware auf Basis der neuen Farbchips von MOS. Es entstanden Prototypen des TOI (The Other Intellect) auf Basis des 6564-Video-Chips und des Color-PET auf Basis des 6562-Video-Chips. Beide Chips waren Weiterentwicklungen des erfolglosen VIC (6560), die aber beide sehr teures statisches RAM benötigten, um schnell genug arbeiten zu können. Gleichzeitig baute Bill Seiler in seiner Freizeit einen Prototypen um den gescheiterten VIC-Farbprozessor, den er in ein gebrauchtes Tischrechnergehäuse mit alter PET-Tastatur steckte. An der Winter-CES im Januar 1980 wurden der Color-PET und der TOI vorgestellt. Da der TOI zu jenem Zeitpunkt nur aus Datenbätter existierte, verkaufte Peddle den günstigen Prototypen von Seiler als Vorstudie des TOI. Jack Tramiel erkannte den Schwindel und untersagte die Weiterentwicklung von Seilers Prototypen. Jack war wütend und warf dem Moorpark-Team vor, dass sie nichts zustande gebracht hätten.
Im April 1980 trafen sich die Geschäftsführer aller Ländervertretungen von Commodore, MOS Technologies, sowie Jack Tramiel und Chuck Peddle zu einem Meeting in London. Commodore war in Deutschland und Grossbritannien im Bereich der Personal-Computer klar Marktführer, in den USA aber hinter Apple und Tandy zurückgefallen. Jack Tramiel erhoffte sich neue Strategien, um auf dem amerikanischen Markt Anteile zurückerobern zu können. Chuck Peddle stellte den anwesenden Vertretern den neuen CBM 8032 (ein PET mit 80-Zeichen-Darstellung), und die in der Entwicklung befindlichen Projekte TOI und Color-PET vor. Peddle provozierte damit einen offenen Konflikt mit Tramiel, der Peddle vorwarf, dass die Geräte viel zu teuer wären und die Entwicklung zuviel Zeit in Anspruch nahm. Obwohl Tramiel zuvor die Weiterentwicklung an Bill Seilers Prototypen untersagt hatte, forderte er stattdessen die Entwicklung eines kostengünstigen Farbcomputers, den er für läppische 300 US-Dollar anbieten konnte.
Im Anschluss an das Meeting reiste Jack Tramiel an die Hannover-Messe, der damals grössten Industrie-Messe der Welt. Commodore war traditionell mit einem grossen Stand vertreten und präsentierte ihre Rechner der CBM-Serie. Zudem nutzten Tramiel und der Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Harald Speyer, die Gelegenheit, um mit einigen Vertretern von Banken zu verhandeln. Commodore wollte in Braunschweig eine leer stehende Fabrik erwerben, um eine neue Produktionsstätte in Deutschland aufzubauen.
Gemäss der Forderung von Jack Tramiel, einen preiswerten Farbcomputer zu entwickeln, baute der junge Chip-Designer Robert «Bob» Yannes mit der Unterstützung von Al Charpentier und Charles Winterble in den Labors von MOS den MicroPET. Ein günstiger Prototyp rund um den gescheiterten VIC-Chip (6560). Der MicroPET sollte an der Sommer-CES im Juni 1980 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Zur Überraschung des MOS-Teams hatten auch Bill Seiler und John Feagans vom Moorpark Research and Development Team in kürzester Zeit ihren günstigen VIC-Prototyp reaktiviert und weiterentwickelt. So wurden dem ausgesuchten Publikum an der CES in Chicago tatsächlich zwei Prototypen eines günstigen Farbcomputers präsentiert. Jack Tramiel gab schliesslich dem Entwurf von Bob Yannes den Vorzug: Eine Entscheidung, die offensichtlich dem Konflikt mit Chuck Peddle geschuldet war. Tramiel stellte als Verantwortlicher für das MicroPET-Projekt den ehemaligen Apple-Mitarbeiter Tom Hong ein, der zusammen mit der Production Engineering Group in Santa Clara aus Yannes Prototypen einen Rechner für die Massenproduktion entwickeln sollte. Tramiel degradierte damit Chuck Peddle, der fortan nur noch für die Ingenieure in Moorpark verantwortlich war. Das Team in Santa Clara war aber weiterhin von Moorpark abhängig und Bill Seiler unterstützte den jungen Ingenieur Robert «Bob» Russel in allen Belangen, um den MicroPET weiter zu entwickeln. Da Bob Yannes Entwurf sehr weit von einem echten Computer entfernt war, mussten unter dem Codenamen Vixen grosse Teile des Designs neu erstellt werden. So glich das Endprodukt viel mehr dem TOI oder dem Color-PET der ehemaligen Moorpark-Entwickler, als dem ursprünglichen Prototypen von Yannes.
Jack Tramiel wollte aus dem MicroPET einen «japanischen Computer» machen um der drohenden Konkurenz in Japan entgegenzutreten. Die Ingenieure Bob Russel und Shiraz Shivji arbeiteten aus diesem Grund sehr eng mit dem kleinen Entwicklerteam von Yash Terakura in Tokio zusammen, um den Vixen kompatibel für den japanischen Markt zu machen. Die japanischen Konzerne (welche bei Commodore gemeinhin als «Japan Inc.» bezeichnet wurden) standen kurz davor, mit eigenen Entwicklungen den amerikanischen Markt zu erobern. Jack Tramiel wollte mit der Veröffentlichung seines Farbcomputers die japanische Konkurrenz schocken und den Vormarsch um einige Monate verzögern.
Chuck Peddle war mit der Strategie von Commodore nicht einverstanden und nach einem heftigen Streit mit Jack Tramiel schloss dieser von einem Tag auf den anderen die Labors in Moorpark. Peddles Ingenieure, allen voran Bill Seiler und John Feagans, wurden Tom Hong im Hauptsitz in Santa Clara unterstellt. Chuck Peddle sollte Kalifornien verlassen und unter Dick Sanford, dem Chef von Commodore USA, in Valley Forge arbeiten. Chuck Peddle weigerte sich und verliess die Firma im September 1980 endgültig. Zusammen mit Chris Fish, dem ehemaligen Vice President of Finance, gründetet er die Firma Sirius Systems Technology. Etliche Ingenieure folgten Chuck Peddle zu Sirius. Auch Bill Seiler schloss sich im November Peddle an, während John Feagans in der Production Engineering Group verblieb.
Inzwischen hatte Jack Tramiel seinen Assistenten Michael Tomczyk zum verantwortlichen Marketing Director für den «Vixen» befördert und ihn nach Valley Forge versetzt. Tomczyk bezog Büros bei der Computer Systems Division von Dick Sanford und stellte ein kompetentes Team (das VIC-Kommando) für die Einführung des in VIC-20 umbenannten Vixen zusammen. Tomczyk hatte erkannt, dass für eine erfolgreiche Einführung eine umfangreiche Bibliothek von Software und eine detaillierte Dokumentation zur Verfügung stehen musste. Bevor der VIC-20 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hatte Bob Yannes den Videoprozessor VIC massgeblich verbessert: So wurden Features des 6562 (verbesserter Soundgenerator) und des 6564 (mehr Farben) in den 6560 integriert. Nach der Präsentation des VIC-20 an der CES im Januar 1981 folgte die weltweite Einführung des ersten Farbcomputers von Commodore (als VC-20 in Deutschland und als VIC-1001 in Japan). Der VIC-20 wurde dank seines günstigen Preises von 299 US-Dollar, seiner vollwertigen Tastatur und trotz seiner mageren Ausstattung ein riesiger Erfolg und war 1982 der meistverkaufte Computer weltweit. Der VIC-20 war zudem der erste Rechner, der die Produktionsmarke von einer Million Exemplaren überschritt.
In den Jahren 1980 und 1981 bekundete Commodore grosse Mühe, junge Ingenieure zu finden. Die Firma hatte einen sehr schlechten Ruf in der Branche und bezahlte zudem sehr tiefe Löhne. Jack Tramiel beschloss, die gesamte Entwicklungsabteilung an die Ostküste zu verlegen. Ein grosser Teil der Ingenieure waren mit dem Umzug nicht einverstanden und blieben entweder in der Zentrale, oder kündigten bei Commodore. Bob Russel folgte nach anfänglichem Widerstand der Anweisung von Jack Tramiel und teilte sich nun die Räumlichkeiten mit den Chip-Designern bei MOS in Norristown.
Im Januar 1981 initiierte die Geschäftsleitung von MOS ein Projekt zur Entwicklung von neuen Grafik- und Audio-Chips. Robert Yannes entwickelte den SID-Chip (Sound Interface Design) und Al Charpentier einen Nachfolger des VIC-Chips, den VIC-II (MOS6567). Die beiden Ingenieure Bob Russel und Robert Yannes kritisierten nach der Einführung des VC-20 die Geschäftspolitik von Commodore deutlich, da die Zukunft nur teure Nachfolgemodelle der CBM-Serie für Geschäftskunden vorsah, der Heimcomputer-Markt aber völlig vernachlässigt wurde. Mit der Unterstützung der MOS-Manager Alfred Charpentier und Charles Winterble schlugen die jungen Ingenieure Jack Tramiel vor, einen vollwertigen Nachfolger des VIC-20 zu entwickeln. Jack Tramiel war einverstanden, verlangte aber, dass der neue Computer über 64KB Arbeitsspeicher verfügen musste. MOS begann auf Basis der neuen Chips umgehend mit der Entwicklung des VC-40 und des Ultimax. Die beiden Projekte wurden in Rekordzeit fertiggestellt und an der CES im Januar 1982 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Ultimax, dessen Entwicklung von Yash Terakura von Commodore Japan geleitet wurde, war eine abgespeckte Version des VC-40, der lediglich über 4.5KB Speicher und einer Folientastatur verfügte. Michael Tomczyk, der Marketing Director des VC-20, sah von Anfang an keine Zukunft für den Ultimax, da dieser nicht erweitert werden konnte. Als der Ultimax im November 1982 von der Consumer Electronic Division vermarktet werden sollte, konnte Bill Wade, Vice President der Computer Systems Region Group, Jack Tramiel davon überzeugen, das Projekt einzustellen. Die bereits produzierten Geräte wurden unter der Bezeichnung «MAX Machine» ausschliesslich in Japan verkauft. Der VC-40, der aus Kostengründen in einem beigen VC-20-Gehäuse steckte, wurde ab September 1982 unter der Bezeichnung C64 im ausgewählten Fachhandel angeboten und ab Januar 1983 über den Massenmarkt grossflächig verkauft. Commodore produzierte den C64 etwa elf Jahre lang und verkaufte - je nach Quelle - 17 bis 22 Millionen Exemplare. Der Commodore 64 ist somit der meistverkaufte Computer der Welt.
Als Commodore im Januar 1982 den C64 vorstellte, wurde in Santa Clara, unweit des Commodore Hauptquartiers, die Firma Hi-Toro gegründet. Die Ingenieure Larry Kaplan, Doug Neubauer und Jay Glenn Miner hatten die Vision von einer neuen, auf dem MOS6502 basierenden Videospielkonsole. Nachdem mit Intermedics ein Investor gefunden wurde, verliessen Kaplan und Neubauer die Firma wieder und die ursprünglichen Pläne wurden verworfen. Der neue CEO von Hi-Toro, Dave Morse, und der begnadete Chip- und Hardware-Designer Jay Miner verfolgten nun den Plan, einen Superrechner für unter 300 US-Dollar zu entwickeln, der in Echtzeit Cartoons rendern konnte. Das Startup brauchte einen neuen Namen und nannte sich fortan Amiga Corporation. Um das ehrgeizige Projekt zu finanzieren, wurden Peripheriegeräte (u.a. Joysticks) für das VCS 2600 bei externen Teams entwickelt und später erfolgreich vertrieben. Dies war die Geburtsstunde des Amiga-Computers, der die Geschichte der Firma Commodore in Zukunft noch massgeblich beeinflussen sollte.
Die Zeit nach der Veröffentlichung des VC-20 bis zur Realisierung des C64 war geprägt durch das immense Wachstum von Commodore. Besonders in den beiden Divisionen in Valley Forge, der Computer Systems Division und der Consumer Electronic Division, nahm die Anzahl der Mitarbeiter rasant zu. Um das Platzproblem zu entschärfen, mussten einige Abteilungen mehrmals in neue Gebäude umziehen. Die Lage entschärfte sich erst, als Commodore einen riesigen Gebäudekomplex in West Chester kaufte und im Frühling 1983 begann, die einzelnen Divisionen in Pennsylvania zu zentralisieren. So konnten die verschiedenen Softwaregruppen in der neu geschaffenen Software-Division von Sig Hartmann unter ein Dach gebracht werden. Auch die LCD-Gruppe aus Dallas bezog neue Räumlichkeiten in West Chester. Und für MOS in Norristown bedeutete der neue Sitz von Commodore ebenfalls eine Entlastung, da Teile des Chip-Engineerings nach West Chester zog. Es gab aber auch andere Bereiche von Commodore, die trotz des neuen Platzangebotes an ihren angestammten Standorten verblieben: so auch die Speech-Group unter der Leitung von Richard Wiggins und die Robotics-Group unter der Leitung von Tom Brightman, die ihren Sitz in Dallas behielten. Auch Jack Tramiels Büro und die Produktion der CBM-Linie und des VC-20 blieben im ehemaligen Hauptsitz in Santa Clara bestehen.
Nach dem Umzug nach West Chester begann Commodore im Jahr 1983, als Nachfolger für den C64 die 264er-Heimcomputer-Serie (C232/C264/C364) zu entwickeln, die aber in der geplanten Form nie zu Stande kam. Gleichzeitig hatte man in der Sparte der Geschäftskunden grosse Mühe, mit der betagten CBM-Serie gegen den im Jahr 1981 von IBM eingeführten IBM Personal Computer zu bestehen. Die 8-Bit-Maschinen von Commodore, allesamt Nachfolger des Commodore PET, waren dem 16-Bit PC von IBM schlichtweg unterlegen. Es wurde immer schwieriger, ausserhalb des Heimcomputer-Bereichs Rechner zu verkaufen, die nicht IBM-kompatibel waren. Commodore versuchte stattdessen, mit Hilfe des leitenden Ingenieurs Frank Hughes und dem Designer Shiraz Shivji im UNIX-Sektor Fuss zu fassen. Der Commodore C900 (oder Z-Machine) basierte auf dem 16-Bit-Prozessor Zilog Z8001 und wurde mit dem Betriebssystem Coherent betrieben. Commodore wollte zu jener Zeit sogar Zilog übernehmen, scheiterte aber am Preis. Als Vice President of Technology trieb Lloyd Taylor zudem die Entwicklung des LCD portable voran. Commodore besass seit 1979 eine eigene LCD-Produktion in Texas (die Einzige in den USA), welche nach dem Umzug nach Pennsylvania in die Produktionshallen in West Chester integriert wurde und direkt an der Entwicklung des LCD portable beteiligt war.
Unzufrieden mit der Geschäftsstrategie des Mutterhauses und in Sorge, bestehende Geschäftskunden verlieren zu können, liess der Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Harald Speyer, ohne das Wissen von Jack Tramiel und Irving Gould im Werk Braunschweig den Commodore PC-10 entwickeln. Der PC-10 war der erste IBM-kompatiblen Computer von Commodore, der aufgrund seines günstigen Preises ab Mitte 1984 grosse Verbreitung in Europa fand.
Auf der Winter CES im Januar 1984 präsentierte das Team der Amiga Corporation in Las Vegas erstmals ihren Prototypen der Öffentlichkeit. Während Apple mit Abwesenheit glänzte und ihren Macintosh ausserhalb der Messe vorstellte, zeigten Commodore und Atari mit der C264-Serie und dem Atari 800XL nur weiterführende Produkte ihrer 8-Bit-Linien. Im Gegensatz dazu schlug der Amiga-Prototyp «Lorraine» mit seinen überragenden Sound- und Grafikfähigkeiten ein wie eine Bombe. Doch trotz der fortschrittlichen Hardware fand Amiga keine zusätzlichen Investoren, die in das Projekt investieren wollten. Intermedics wollte wegen des Videospielcrashs kein weiteres Geld in das kleine Startup investieren und es drohte, dass die flüssigen Mittel schon bald ausgehen würden. Rettung kam von Atari: man einigte sich auf einen Lizenzvertrag für die drei Customchips Portia, Daphne und Agnus, der im Juli 1984 in Kraft treten würde, sollten die Chips bis zu diesem Zeitpunkt produktionsreif sein. Um die Entwicklung der Chips zu sichern, lieh Atari der Amiga Corporation 500’000 US-Dollar.
Der Amiga war nicht die einzige Eruption, welche die CES erschütterte: Nach heftigen Meinungsverschiedenheiten mit dem Vorstandsvorsitzenden Irving Gould, trat Jack Tramiel noch während der CES vom Amt des CEO zurück. Tramiel hatte die unangemessene Verwendung von Geschäftsvermögen durch Gould kritisiert und verliess Commodore. Er erfüllte sich einen langgehegten Traum und ging mit seiner Frau auf Weltreise. Doch nach kurze Zeit wurde Tramiel von seinen Söhnen wieder nach Hause gerufen: Es bot sich die Gelegenheit, die finanziell angeschlagene Atari Inc. zu übernehmen und so in direkte Konkurrenz mit Commodore zu treten. Während seine Söhne noch bei Commodore beschäftigt waren, gründete Jack Tramiel die Tramel Technology Limited (TTL) in Sunnyvale, warb Gefolgsleute und Ingenieure bei Commodore ab, um im Vorfeld der geplanten Atari-Übernahme einen Computer der nächsten Generation zu entwickeln: Den Atari ST.
Irving Gould ernannte inzwischen Marshall F. Smith zum neuen CEO von Commodore. Smith kam aus der Stahlindustrie und hatte keinerlei Erfahrung mit Computern und deren Marketing. Zudem machte dem Konzern der Exodus vieler langjähriger Mitarbeiter zur neu gegründeten TTL von Jack Tramiel zu schaffen. Im Mai 1984 schloss Marshall F. Smith die Fabrikation in Santa Clara und die Speech- und Robotics-Group in Dallas wurden vekauft. Das C900-Projekt wurde von einem neuen Team übernommen und durch Bob Welland und George R. Robbins einem Redesign unterworfen. Auch die Markteinführung der ursprünglichen Modelle der 264er-Serie wurde verworfen. Stattdessen kamen im Spätsommer 1984 die Modelle C16, C116 und der der Plus/4 auf den Markt, welche sich aber nur schlecht verkauften. Nach einer Umfrage unter Kunden an der Sommer CES in Chicago, bei der von der Mehrheit eine Abwärtskompatibilität zum C64 gefordert wurde, machte Commodore einen weiteren Versuch, einen legitimen Nachfolger für den erfolgreichen C64 zu entwickeln. Bil Herd, der zuvor als Entwickler an der 264-Serie und am LCD portable mitgearbeitet hatte, machte sich als Projektleiter daran, den letzten Vertreter der 8-Bit-Generation zu entwerfen: Den Commodore 128.
Bevor Bil Herd die Leitung für das C128-Projekt übernahm, arbeitete bereits Bob Russel unter der Leitung von Dr. Kong Sui an einem inkompatiblen Nachfolger für den C64: den D128. Sui hatte aber keine praktischen Erfahrungen in der Entwicklung eines Computers und das Projekt kam nicht vom Fleck. Nachdem Herd das Projekt übernahm, war Sui nach einer Woche draussen. Da Herd für den LCD portable nicht mehr zur Verfügung stand, übernahm der Hardware-Entwickler Jeff Porter das ambitionierte Projekt. Während CEO Marshall F. Smith ein grosses - in den Augen der Ingenieure nutzloses - mittleres Kader installierte, begannen die C128-Animals (das berüchtigte Entwicklerteam um Bil Herd) mit viel Bier und Überstunden einen abwärtskompatiblen Nachfolgers des C64 zu entwickeln. Der C128 sollte zusammen mit dem LCD portable an der Winter CES im Januar 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Commodore hatte es aber verschlafen, auf den Zug mit 16-Bit-Geräten aufzuspringen und viele der leitenden Mitarbeiter waren Jack Tramiel zu TTL gefolgt. Der erste 16-Bit-Rechner von Apple, der Lisa, war bereits 1983 erschienen und der Macintosh wurde im Januar 1984 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der C900 befand sich noch in der Entwicklung und Commodore brauchte unbedingt ein Produkt, um den Anschluss nicht zu verlieren. Die Amiga Corporation war auf ihrer Suche nach Investoren auch an Commodore gelangt und Lloyd «Red» Taylor, Vice President of Technology bei Commodore, hatte den Prototypen Lorraine auf der CES in Augenschein genommen. Taylor sah in diesem Prototypen sofort das «Next Generation Design» für Commodore und empfahl, in Amiga zu investieren. Nachdem Taylor Commodore verlassen hatte und zu Jack Tramiels TTL wechselte, sah sich Irving Gould gezwungen, Verhandlungen mit der Amiga Corporation aufzunehmen. Nachdem die Commodore-Ingenieure Bob Russel und Andy Finkel das Design der Amiga-Entwicklung in Santa Clara inspiziert hatten, gab das Management grünes Licht für Lizenzverhandlungen. Commodore leihte Amiga 750’000 US-Dollar, um die weitere Entwicklung des Chipsatzes zu sichern und den 500’000 Dollar-Kredit von Atari zu begleichen. Kurz darauf, im Juli 1984, übernahm Jack Tramiels TTL die Konsolen- und Computerabteilung von Atari, ohne zu Wissen, dass Amiga zuvor einen Vorvertrag mit Atari eingegangen war. Nach weiteren Verhandlungen mit dem CEO von Commodore, Marshall F. Smith, wurde die Amiga Corporation im August 1984 für 24 Millionen US-Dollar übernommen, was einige Leute von Amiga ziemlich reich machte und Commodore in grosse finanzielle Schwierigkeiten brachte. Die Amiga Corporation wurde in Amiga Commodore umbenannt und war fortan ein Tochterunternehmen von Commodore.
Das Team von Amiga konnte dank der Finanzspritze von Commodore in grössere Räumlichkeiten in Los Gatos umziehen und in neue Entwicklungstool investieren. Es kam in Folge zu einem Konflikt zwischen Bob Russel und Jay Miner: Russel erwartete von Amiga einen günstigen C64-Nachfolger und Miner wollte seinen Traum von einem Business-Computer verwirklichen. Miner setzte sich schlussendlich durch und Dave Needle entwarf ein neues Motherboard mit dem Codenamen «Velvet». Alle Komponenten der ursprünglichen Spielkonsole wichen den Komponenten eines professionell einsetzbaren Computers. Der Grafikchip «Daphne» wurde den neuen Bedürfnissen angepasst und bekam den Namen «Denise». Zudem wurde der komplette Chipsatz für die Produktion bei MOS angepasst und ein neues File-System implementiert. Die Anforderungen von Commodore setzten zudem voraus, dass der Amiga von Grund auf mit der Programmiersprache BASIC ausgestattet war. Da das vorhandene 8-Bit-BASIC nicht auf die 16-Bit-Hardware angepasst werden konnte, handelte Sig Hartmann, Vice President of Software von Commodore, kurz vor seinem Wechsel zu Atari mit Microsoft einen neuen Deal zur Entwicklung einer BASIC-Variante für den Amiga aus. Eine der Bedingungen war, dass statt der Bezeichnung «Commodore BASIC» wieder die Bezeichnung «Microsoft BASIC» auf dem Bildschirm prangen musste: beim Amiga, wie auch beim C128.
Bil Herd und seine «C128 Animals» hatten inzwischen mit internen Problemen zu kämpfen: Der 8563-Videochip von den Designern Anne und Kim Eckert war fehlerhaft, die Qualitätskontrolle von Commodore bekämpfte das Projekt und die Niederlassung in Australien drohte sogar damit, den Z80-Prozessor aus allen nach Australien gelieferten C128 zu entfernen. Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde der Prototyp des C128 an der Winter-CES 1985 der Öffentlichkeit vorgestellt. Der LCD portable (oder Commodore LCD) wurde zusammen mit dem portablen Diskettenlaufwerk 1561 ebenfalls in Las Vegas präsentiert, aber schliesslich fallengelassen. Während Jack Tramiel auf der Messe seinen 16-Bit-Rechner - den Atari 520ST - vorstellte, wurde der Prototyp des Amiga 1000 einem ausgesuchten Publikum in einer eigens angemieteten Suite präsentiert. Dem Rechner fehlten weiterhin ein GUI und ein funktionierendes File-System. Bei dieser Gelegenheit kam es auch zum ersten Zusammentreffen der Amiga- und Commodore-Entwickler, das sehr positiv verlief.
Anfang 1985 waren die NMOS-Layouts der Amiga-Custom-Chips durch Mark Shieu und sein Team fertig gestellt und MOS (Commodore Semiconductor Group) baute in Valley Forge eine neue Produktionslinie für die NMOS-Chips. Diese Investition brachte Commodore zusätzlich in finanzielle Schwierigkeiten. Da der Amiga noch immer kein lauffähiges Betriebssystem besass, wurde Robert J. Mical damit beauftragt, ein eigenes GUI für den Amiga zu entwickeln. Commodore sandte unter der Leitung von Andy Finkel vier Ingenieure an die Westküste, welche die Entwicklung der Software fortan unterstützten. Schnell wurde klar, dass der Amiga für das GUI und das DOS mehr als nur 128 KByte RAM benötigte. So entwickelte Dave Needle ein neues Motherboard mit dem Codenamen «Zorro», das 256 KByte-RAM besass und sich auf 512 KByte aufrüsten liess. Dave Morse verliess nach Streitigkeiten die Firma und Rick Geiger, der bereits zuvor an Commodore rapportierte, wurde als neuer CEO von Commodore Amiga eingesetzt. Die Entwickler standen unter grossem Zeitdruck, da Commodore den Amiga am 23. Juli 1985 in New York präsentieren wollte.
An der Hannover-Messe im April 1985 (ein Jahr später wurde die CeBIT von der Hannover-Messe getrennt und als eigenständige Computer-Messe durchgeführt) präsentierte Commodore die Prototypen des C128 und des C900. Zudem wurden die im Werk Braunschweig entwickelten, IBM-kompatiblen Rechner PC-10 und PC-20 gezeigt. Um die Prototypen am Laufen zu halten, wurden die West-Chester-Ingenieure Bob Russel, George Robbins, Hedley Davis und Bob Welland eingeflogen. Der C900 erregte als kostengünstige UNIX-Workstation einiges an Aufsehen und beeindrucke sichtlich die Konkurenz von SUN. Die Besucher waren aber enttäuscht darüber, dass Commodore es versäumte, den Prototypen des Amiga in Deutschland vorzustellen. Als Vice President of Technology, war auch Adam Chowaniec an der Hannover-Messe präsent. Seine Absenz wurde umgehend von einem Abteilungsleiter in West Chester genutzt, um den Produktionsstart des C128 weiter zu attackieren und zu verzögern. Trotzdem schafften es Bil Herd und sein Team, den C128 nach der Sommer-CES im Juni 1985 in die Läden zu bringen.
Irving Gould hatte inzwischen erkannt, dass Marshall F. Smith eine Fehlbesetzung war und stellte ihm Thomas Rattigan als CEO der North America Division an die Seite. Es war von Anfang an klar, dass Rattigan Smith früher oder später ersetzen sollte. Gould wollte, dass Rattigan den Konzern wieder in die Gewinnzone führte, doch bereits im Juni 1985 stand Commodore kurz vor dem Konkurs. Trotz den Forderungen der Banken nach Einsparungen, wurde der Amiga mit einer opulenten Präsentation in New York vorgestellt. Die flüssigen Mittel beschaffte man sich unter anderem mit dem Verkauf der LCD-Abteilung, die nach Ansicht von Rattigan mit der Einstellung des LCD-Projekts überflüssig geworden war. Im August sollte die Produktion des C900 beginnen, doch Rattigan setzte das Projekt zugunsten des C128 und des Amiga «on hold». Doch die Herstellung des Amiga 1000, dessen Motherboard von Sanyo in Japan produziert wurde (eine Entscheidung von Adam Chowaniec, der kein Vertrauen in die Qualität der eigenen Fabriken in Hong Kong hatte), lief nur schleppend an. Bis Mitte September wurden nur 50 Stück gebaut, die allesamt von Commodore für interne Zwecke benutzt wurden. Erst später konnten grössere Stückzahlen ausgeliefert werden, so dass bis Ende Jahr ungefähr 35’000 Stück des Amiga in den USA verkauft werden konnten. Bereits im September veranlassten Smith und Rattigan eine Entlassungswelle, damit die zuvor entlassenen Fabrikarbeiter für die Produktion des C64, des C128 und des Amiga wieder eingestellt werden konnten. Jeder Manager wurde angewiesen, einen Drittel seiner Mitarbeiter auf die Strasse zu stellen. So wurden alleine im Engineering 32 Leute entlassen. Und zum Verdruss vieler, musste Gerard Bucas, der Director of Business Systems, den C900 Anfang Dezember - nachdem ungefähr 50 Stück produziert wurden - definitiv einstellen. Das Weihnachtsgeschäft hatte man verpasst und schwere Cashflow-Probleme veranlassten Commodore, sich von der Winter-CES im Januar 1986 zurückzuziehen.
Nach der Veröffentlichung des Amiga 1000 machten sich die Entwickler in Los Gatos daran, eine verbesserte Version des Amigas zu entwicklen. Der Ranger sollte über mehrere Expansionsslots, über eine SCSI-Schnittstelle und einen hochauflösenden Modus von 1024x1024 Bildpunkten für Business-Anwendungen verfügen. Das Team in Los Gatos hatte einen ehrgeizigen Zeitplan: Bis Oktober 1985 sollte die Entwicklung abgeschlossen sein und der Rechner im Juni 1986 veröffentlich werden. Zudem war der Amiga-Ingenieur Glenn Keller damit beschäftigt, eine kostenreduzierte Variante des Amiga zu entwickeln: Den Amiga CR. Doch Irving Gould spielte im Hintergrund sein eigenes Spiel und begann, die verschiedenen Entwicklerteams gegeneinander auszuspielen. Gould und weite Teile des Managements glaubten, dass der Amiga nur mit IBM-Kompatibilität ein Erfolg werden könnte. Gould beauftragte im Oktober 1985 - ohne das Wissen von West Chester und Los Gatos - den Geschäftsführer von Commodore Deutschland, Winfried Hoffmann, damit, den Amiga 1000 IBM-kompatibel zu machen. Die Ingenieure im Werk Braunschweig hatten grosse Erfahrung mit ihren PC-Modellen und entwickelten unter der Leitung von Wilfried Rusniok das A1060 Sidecar: ein XT-Bridgeboard auf Basis des Intel 8088, das den seitlichen Expansionsport des Amiga 1000 nutzte. In einem zweiten Schritt begannen die Ingenieure unter dem Projektnamen «A2500» (nicht zu verwechseln mit dem britischen Amiga 2500) einen IBM-kompatiblen Amiga zu entwickeln. Im Prinzip steckte man ein A1000-Motherboard in das C900-Gehäuse und spendierte dem Ganzen einige Zorro- und ISA-Steckplätze. Ein Bridgeboard, welches jeweils einen der ISA- und Zorro-Steckplätze in Anspruch nahm, verband die PC- mit der Amiga-Welt. Um die Arbeiten an den beiden Projekten zu überwachen, sandte Irving Gould seinen Freund und Commodore-Distributor in Süd-Afrika, Dr. Henry Rubin, nach Braunschweig.
Im Gegensatz zum Engineering glaubte das Management weiterhin an den Erfolg des C64. Besonders Irving Gould und Clive Smith, der Vice President of Corporate Planing, wollten den C64 weiter pushen. So wurde Bil Herd im August 1985 damit beauftragt, zusammen mit Sumio Katayama eine kostenreduzierte HMOS-Variante des C64-Motherboards zu entwickeln, das später in den neuen C64C verbaut werden konnte. Clive Smith beauftragte zudem Berkeley Softworks damit, eine graphische Benutzeroberfläche (GEOS) für den betagten 8-Bitter zu entwickeln, die zusammen mit dem C64C verkauft werden sollte. Nach Beendigung des C64-Projekts wurde Bil Herd im Oktober 1985 damit beauftragt, für den europäischen Markt eine PAL-Version des Amiga 1000 zu entwicklen. Doch Herd hatte - zur Enttäuschung seines Vorgesetzten Ed Parks - kein Interesse und begann, sich eine neue Aufgabe ausserhalb von Commodore zu suchen. So bekam Jeff Porter die Aufgabe, den A1000 für den europäischen Markt fit zu machen.
Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten war Commodore an der Winter-CES im Januar 1986 nicht mit einem eigenen Stand vertreten. Stattdessen zeigte man in einer eigens angemieteten Hotelsuite die neuesten Amiga-Produkte und kündigte den Sidecar aus Braunschweig an. Und Berkley Softworks konnte an ihrem Stand die aktuelle Version von GEOS präsentieren. Thomas Rattigan beschloss inzwischen weitere Sparmassnahmen und schloss die Chip-Produktion in Costa Mesa: 200 Mitarbeiter verloren in Folge ihren Arbeitsplatz. Zudem wurde die brandneue Fabrik von Commodore UK in Corby geschlossen. Bis auf 13 Mitarbeiter - vorwiegend im Marketing - wurden alle Angestellten entlassen (mehr als 500). Auch das Team in Los Gatos hatte im Januar einige Abgänge zu beklagen: Die Amiga-Entwickler Carl Sassenrath und RJ Mical verliessen Commodore-Amiga, um sich neuen Herausforderungen zu stellen.
Als Rattigan im Februar 1986 zum alleinigen CEO befördert wurde, reduzierte er umgehend die breite Produktelinie. Er beendete die PET-, CBM- und VIC-20-Produktion und stoppte die erfolglosen C16- und Plus/4-Rechner. Rattigan beschloss zudem weitere Entlassungswellen, die stark an die Substanz gingen. Jeder, der seinen Wert zuvor nicht unter Beweis gestellt hatte, musste gehen. Es war auch jene Zeit, in der Mehdi Ali zum ersten Mal in Erscheinung trat. Irving Gould hatte ihn im Februar 1986 als Berater für Rattigan angeheuert und Mehdi half, dringend benötigte Kredite von den Banken zu bekommen. Mehdi machte keinen Hehl daraus, dass er die Ingenieure nicht mochte und forderte massive Einsparungen in der Entwicklungsabteilung. Irving Gould trieb inzwischen das geheime A2500-Projekt weiter voran und konnte den ehemaligen Amiga-Entwickler RJ Mical dazu verpflichten, in Braunschweig eine Softwarekomponenten (Janus) zu entwickeln, um MS-DOS-Programme mittels Sidecar oder dem XT-Bridgeboard direkt auf der Amiga-Workbench auszuführen.
Aufgrund von unerwarteten Schwierigkeiten bei der FCC-Zertifizierung der neuen Amiga 1000-Motherboards, verzögerte sich die Einführung des PAL-Amiga in Europa um einige Monate. Während Commodore UK den Termin auf Mai 1986 verschob, wollte Europachef Harald Speyer nicht länger warten und zeigte im Rahmen der beiden Launch-Events Anfang März in Basel und Frankfurt stattdessen die US-Version des Amiga. Auch während der ersten CeBIT, die Mitte März in Hannover stattfand, konnte nebst dem Sidecar nur die NTSC-Version präsentiert werden.
Commodore beschränkte sich ab jenem Zeitpunkt nur noch auf den betagten C64, den C128, den Amiga und die PC-Linie. Doch die Verkaufszahlen des Amigas waren aufgrund des hohen Preises enttäuschend und Gerard Bucas war davon überzeugt, dass nur ein kostenreduzierte Version des Amigas das Problem lösen konnte. Er prüfte den Amiga CR des Amiga-Entwicklerteams Los Gatos, der aber zur Enttäuschung von Bucas kaum Einsparungen brachte. Im April 1986 lud Irving Gould die Führung von West Chester und Braunschweig in sein Büro in New York und stellte den Braunschweiger A2500 vor. Das West Chester-Team wurde angewiesen, das A2500-Projekt mit grösster Priorität zu unterstützen. Doch Thomas Rattigan war unbeeindruckt und lud Ende April die Führung von West Chester und Los Gatos zu einem Strategiemeeting (Jesus Meeting) ein. Rattigan ignorierte die Forderung von Gould und machte klar, dass er - wie auch Gerard Bucas - einen kostenreduzierten Amiga für 800 Dollar wollte. Doch Jay Miner war nicht einverstanden: Er glaubte weiterhin an den Einsatz des Amiga im Business-Sektor und setzte sich für die Entwicklung des Amiga Ranger ein. Es war schliesslich Jeff Porter, der den Vorschlag machte, einen Amiga für unter 500 Dollar zu entwickeln. Rattigan setzte den Entwickler eine Frist, ihm bis im Juni einige Projekte zu präsentieren. An der CES würde er dann entscheiden, welches Produkt schlussendlich produziert werden sollte.
Eine Woche nach dem Strategiemeeting präsentierte Jeff Porter seinem Vorgesetzten Gerad Bucas, sowie Nigel Shepherd, Clive Smith und Ed Parks vier Projekte, welche Commodore in die Zukunft führen könnten: den C256 (einen Nachfolger des C128), den C256-Laptop, einen C64 mit integriertem Modem und Disketten-Laufwerk, und den kostenreduzierten Amiga im C128-Gehäuse (A500). Dave Haynie und sein Team hatten bereits im Februar 1986 mit der Entwicklung des C256 begonnen und Jeff Porter sah in der Laptop-Variante eine Möglichkeit, die LCD-Abteilung von Eagle-Pitcher, welche immer noch in West Chester installiert war, für das Projekt zu nutzen. Doch das Laptop-Projekt hatte keine Chance. Zudem entschieden sich Shepherd und Smith gegen ein integriertes Laufwerk im C64. Stattdessen wurde Greg Berlin damit beauftragt, ein externes 3.5-Zoll-Laufwerk (VC1581) zu entwickeln. Jeff Porter reiste inzwischen nach Asien, um zusammen mit Yashi Narahara von Commodore Japan nach günstigen Komponenten für die Produktion des Amigas im Tastaturgehäuse zu suchen. Nach Porters Rückkehr erteilte Gerard Bucas im Mai 1986 den Auftrag, das Konzept für den Amiga 500 zu erarbeiten. Unter dem Projektnamen B-52 begannen Jeff Porter, George Robbins, Bob Welland und Bob Russel mit der Entwicklung des «Rock Lobster»-Motherboards. Um die Kosten weiter senken zu können, wurden auch die Amiga-typischen Custom-Chips überarbeitet. Nigel Shepherd beschloss zudem, den Braunschweiger Amiga in Amiga 2000 und den Amiga aus Los Gatos offiziell in Amiga 1000 umzubenennen. Die Amiga-Famile war geboren und es zeichnete sich ab, dass die Ingenieure in West Chester das Amiga-Zepter übernehmen würden.
Gerard Bucas sah sich indes mit weiteren Problemen konfrontiert: nach der vorangegangenen Entlassungswelle im Mai 1986 war das Engineering in West Chester von ursprünglich 253 Mitarbeitern im Jahr 1985 auf gerade mal 74 geschrumpft. Auch altgediente Entwickler wie Bob Russel mussten im Mai gehen. Auch das Team in Los Gatos blieb von den Umstrukturierungen nicht verschont und es verblieben noch zehn von 45 Mitarbeiter in Kalifornien. Es kam zum offenen Konflikt zwischen Bucas und Mehdi. Doch es gab auch einen Lichtblick am Horizont. Mitte 1986 hatte sich der PC im Bürosektor, der Macintosh im DTP-Bereich und der Atari ST in der Musikproduktion festgesetzt, und der Amiga fand nun seine eigene, hoch spezialisierte Nische. Bereits 1985 wurde mit der Entwicklung eines Genlocks für den Amiga 1000 begonnen und Anfang 1986 von Akio Tanaka weitergeführt. Das Genlock ermöglichte die Synchronisation zwischen einer externen Videoquelle und dem Videosignal des Amigas, was zu jener Zeit mit keinem anderen Rechner in dieser Preisklasse möglich war. Im Frühjahr 1986 wurde das A1300-Genlock an der Comdex vorgestellt und im Juni 1986 von Ian Kirschman weiterentwickelt. Es war schliesslich der ehemalige Commodore-Ingenieur Jeff Bruette (Vic-Kommando), der inzwischen bei Aegis Development arbeitete und den Amiga 1000 zusammen mit dem Genlock in der Produktion der Episode «The Eternal Mind» von Steven Spielbergs Serie «Amazing Stories» einsetzte. Amblin Entertainment war mit dem Resultat sehr zufrieden und ebnete den Weg für den professionellen Einsatz des Amigas in der Videoproduktion.
Vor der CES im Juni 1986 nahm Thomas Rattigan den Amiga Ranger in Los Gatos in Augenschein und musste feststellen, dass kein lauffähiger Prototyp existierte. Da auch keine Chance bestand, dass das verbliebene Team von zehn Leuten den Ranger jemals zur Produktionsreife bringen würde, beendete Rattigan das Projekt. Unzufrieden mit dieser Entscheidung, kündigte die Hälfte der Los Gatos-Mitarbeiter und das verbliebene Team von fünf Leuten arbeitete weiter am Amiga OS 1.2 und am verbesserten Chipsatz des Ranger, das später in einem neuen Amiga zur Verwendung kommen könnte. Rattigan war auch mit dem Braunschweiger A2000 unzufrieden: Da dieser auf dem originalen A1000-Motherboard basierte und zu viele Fehler aufwies, entschied sich Rattigan gegen eine Veröffentlichung in den USA. So stand Commodore an der CES im Juni 1986 ohne neuen Amiga da und präsentierte stattdessen den neuen C64C, GEOS 1.2, das Modem 1670 und die Maus 1351.
Einen Rückschlag erlitt das B-52-Team im Juli 1986, als George Robbins auf Druck von Irving Gould nach Braunschweig versetzt wurde, um die hiesigen Ingenieure bei der Entwicklung des A2000 zu unterstützen. Hilfe kam von Dave Haynie, der nach Abbruch des C256-Projekts im August 1986 in die Bresche sprang. Im September kündigten weitere Ingenieure, die keine Zukunft bei Commodore sahen, und die personelle Situation wurde immer kritischer. Im Oktober kehrte George Robbins aus Deutschland zurück und machte sich an die Revision B seines B-52-Motherboards. Dave Haynie übernahm nun das von Thomas Rattigan gewünschte Amiga 2000B-Projekt: die kostenreduzierte Variante des Braunschweiger-Amigas mit B-52-Chipsatz, CPU-Slot und Videokartensteckplatz. Da Gerard Bucas auch an den Erfolg des IBM-kompatiblen PCs glaubte, stellte er im Oktober den Ingenieur Jeff Frank ein, der in West Chester einen Low-Cost-PC (Commodore PC-1) entwickeln sollte. Bucas glaubte, dass nebst den etablierten PCs aus Braunschweig (PC10 und PC20) auch ein Markt für billige PCs existierte.
Im Oktober 1986 wurde Dr. Henry Rubin von Irving Gould zum COO befördert. Gould war unzufrieden mit Rattigans Ablehnung des Braunschweiger A2000 und die mangelnde Unterstützung des Projekts durch West Chester. Mit der Beförderung von Rubin erlangte Gould nun direkte Kontrolle über die Entwicklungsabteilung in West Chester und entzog dem Marketing jegliche Macht. Es kam zum Streit zwischen Gould, Rattigan, Rubin und Bucas. Rubin war zwar mit seiner Einstellung deutlich auf Seiten der Ingenieure, drückte sich aber vor Entscheidungen und unterschrieb nichts, was grössere Summen an Geld gekostet hätte. Zudem wurde das B-52-Projekt durch ihn ausgebremst, da er auf Anweisung von Gould dem A2000 den Vorrang gab. Die Entwicklung der Amigas kam erneut in’s Stocken und es war klar, dass die neuen Modelle auf der Comdex im November 1986 nicht gezeigt werden konnten. Im gleichen Monat konnten die ehemaligen Amiga-Entwickler RJ Mical und Dale Luck verpflichtet werden, um das verbliebene Team in Los Gatos bei der Entwicklung des AmigaOS 1.2 zu unterstützen. Mical erkannte die Probleme rund um den Amiga sofort und begann, seine guten Beziehungen zu Irving Gould zu nutzen, um den Amiga besser vermarkten zu können.
Auf der CES im Januar 1987 präsentierte Commodore den C64C mit Geos 1.3, den C-128D, den PC-10 und den Braunschweiger Amiga 2000 dem anwesenden Publikum. Der Prototyp des Amiga 500 wurde in einem separaten Raum der Fachpresse und den Händlern präsentiert. Für Aufsehen sorgte dabei die «Juggler Demo» von Eric Graham, die eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Amiga demonstrierte. Auch ein neuer Konkurrent offenbarte sich auf der CES in Form des Nintendo Entertainment System: Dieses wurde im Oktober 1986 in Nordamerika eingeführt und war eine grosse Konkurenz für den C64. Zudem hatte Nintendo den C64 aus den Regalen der Einzelhandelskette Kmart gedrängt, was zu weiteren Unstimmigkeiten zwischen Gould und Rattigan führte. Im Februar 1987 bestand der A500 schliesslich die FCC-Prüfung und konnte an der Generalversammlung der Boston Computer Society im März offiziell vorgestellt werden. Im gleichen Monat folgte die grosse Präsentation des A500 und des A2000 auf der CeBit in Hannover, die aufgrund der grossen Schneemassen vom Publikum kurzerhand in Schneebit umgetauft wurde. Im Juni folgte die Präsentation an der Comdex in Atlanta. Im gleichen Rahmen wurde auch das Sidecar für den Amiga 1000 offiziell vorgestellt.
Im März 1987 lief der Mietvertrag für die Räumlichkeiten der Abteilung in Los Gatos aus und wurde nicht mehr erneuert. Die verbliebenen Mitarbeiter hatten zwar die Möglichkeit, in West Chester eine neue Stelle anzutreten, doch nur wenige hatten Lust, von der Westküste an die Ostküste zu ziehen. Jay Miner übergab die Pläne des (revolutionären) Ranger-Chipsatz schliesslich an Gerard Bucas und Glenn Keller löschte nach der "transition period" am 31. März 1987 als Letzter das Licht in Los Gatos. Eine Ära ging zu Ende und es verblieben noch 49 Ingenieure in den Diensten von Commodore (von ehemals 253 Ingenieuren im Jahr 1985). Auch der Streit zwischen Irving Gould und Thomas Rattigan verschärfte sich zusehends. Gould war noch immer wütend, dass Rattigan die Veröffentlichung des Braunschweiger A2000 auf dem US-amerikanischen Markt verhindert hatte. Gould brachte im April 1987 erneut Mehdi Ali in die Firma, um die Abläufe im Management prüfen zu lassen. Rattigan versuchte seinerseits mehr Kontrolle über die Firma zu erlangen, indem er einige Verwaltungsräte auf seine Seite zu ziehen versuchte. Doch Gould feuerte Rattigan nach dem Beschluss einer «Executive Session» am 16. April 1987 und setzte sich selber als neuer CEO ein. Er feuerte die meisten Mitarbeiter, welche auf der Seite von Rattigan standen und brachte neue Leute in die Firma. Vornehmlich Mitarbeiter aus der Commodore-Niederlassung in Kanada wie Alfred Duncan und Richard McIntyre. Thomas Rattigan hatte Commodore in den letzten Jahren saniert und auf den richtigen Kurs gebracht. Es lag nun an Irving Gould, die Firma weiter auf Kurs zu halten und die neuen Amiga-Modelle zum Erfolg zu führen.
Im April 1987 war schliesslich der Produktionsstart des Amiga 500. Um die Weiterentwicklung des AmigaOS nicht zu gefährden, musste im Mai in der Lark Avenue in Los Gatos ein neues Amiga-Büro eröffnet werden, wo die ehemaligen Amiga-Entwickler Bart Whitebook, Dale Luck und Caryn Havis die Entwicklung weitertrieben. Inzwischen kam es zum Streit zwischen Jeff Porter und dem Marketingchef Frank Leonardi, welcher den Amiga im Business-Sektor vermarkten wollte. Porter sah den Amiga im Massenmarkt, was sich später als richtig erweisen würde. In Kanada und Europe, wo der Amiga durch die lokalen Commodore-Niederlassungen in den Warenhäuser angepriesen wurde, konnten alleine mit den Rechner 90 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet werden. In den USA war der Amiga aufgrund Leonardis Marketing-Entscheidung ein veritabler Flop.
Die Entwickler in West Chester hatten indes kein grosses Vertrauen in das AmigaOS. Gerard Bucas, Bob Welland und George Robbins setzten mit Unterstützung von Jeff Porter und Clive Smith bereits Ende 1986 auf die Entwicklung eines Low-Cost-UNIX-Amiga. Während ein Team das Coherent-UNIX des C900 für den Amiga weiter entwickelte, arbeiteten Bob Welland und Dave Hayne an der A2620-Prozessorkarte für den Amiga 2000, um die technischen Voraussetzungen für den Betrieb mit UNIX zu schaffen. Im August 1987 begann die Produktion des Amiga 2000B. Ein grosses Problem des Amiga war zu jener Zeit das Fehlen eines hochauflösenden Bildschirmmodus, der flimmerfreies Arbeiten ermöglichte. Im Februar 1987 arbeitete Ted Lenthe mit einem Team an der Entwicklung einer High-Res-Denise, welche das Problem lösen sollte. Das Projekt wurde aber im September 1987 gestoppt und das Management wollte VGA-Kompatibilität und mehr Farben. Hedley Davies entwickelte stattdessen einen neuen Amiga-Monitor, der eine Auflösung von 1024x1024 Bildpunkten mit vier Farben darstellen konnte, ohne an der Hardware des Amiga etwas zu ändern. Dale Luck vom Amiga-Büro in Los Gatos sorgte für die nötigen Anpassungen im AmigaOS. Im November 1987 konnte an der Comdex der Monitor A2024 mit dem angepassten AmigaOS vorgestellt werden.
1989 begann Commodore mit der Entwicklung des C64DX, dessen Name später in C65 geändert wurde. Der C65 sollte ein abwärtskompatibler C64-Nachfolger mit verbesserter Leistung werden. Das Projekt wurde 1991 wieder gestoppt, da man die hauseigene Konkurenz zum überaus erfolgreichen Amiga 500 fürchtete und die Abwärtskompatibilität kaum vorhanden war.
Im gleichen Jahr setzte Irving Gould seinen Freund Mehdi Ali als neuen CEO von Commodore ein. Mehdi war seit 1986 als Special Advisor für Commodore tätig.
1990 erschien der Amiga 3000, der eine technische Weiterentwicklung des Amiga 2000 war und neben Zorro-3-Steckplätzen auch über eine SCSI-Schnitstelle verfügte und dem neuen ECS-Chipsatz verfügte. Der A3000 erschien auch in einer Tower und einer UNIX-Version (UNIX System V Release 4).
Im Sommer 1991 setzte Mehdi Ali den ehemaligen IBM-Manager Bill Sydnes als Leiter der Entwicklungsabteilung von Commodore ein. Sydnes kam vom PC und hatte keine Erfahrung mit dem Amiga. Er stoppte die A3000+ Projekte (A3200/A3400 mit neuem AGA-Chipsatz und DSP) und setzte auf das A300-Projekt, das später unter der Bezeichnung A600 eingeführt wurde. Sydnes brachte indess seine eigenen Leute in die Firma und die Abteilung für IBM-kompatible Rechner wuchs auf über 40 Ingenieure an, während am Amiga noch sieben Entwickler arbeiteten.
1992 wurde der Amiga 500 durch den neuen Amiga 600 ersetzt, der zum grössten Flop der Geschichte von Commodore avancierte. Der A600 entsprach von der Leistung her einem A500, verfügte aber über den ECS-Chipsatz des A3000, was ihn zu vielen Spielen des A500 inkompatibel machte. Zudem war er kaum erweiterbar, hatte keinen numerischen Ziffernblock und war viel zu teuer. Bill Sydnes erkannte nun, dass die Einstellung des A3000+ Projekts ein Fehler war und beauftragte Greg Berlin mit der Entwicklung einer neuen AGA-Maschine.
Im Oktober 1992 wurde der Amiga 4000 vorgestellt, der auf den A3200/A3400-Prototypen basierte und mit dem neuen Amiga OS 3.0 ausgeliefert wurde. Der A4000 sollte ursprünglich mit dem AAA-Chipsatz ausgeliefert werden, der aber nie fertig gestellt wurde. Stattdessen wurde er mit dem bereits 1991 für den A3000+ entwickelten AGA-Chipsatz ausgerüstet. Ende 1992 wurde Bill Sydnes entlassen und durch Lew Eggebrecht ersetzt, der ebenfalls von IBM kam.
Mit dem Amiga 1200 stellte Commodore gleichzeitig einen günstigen Tastaturcomputer vor, der ebenfalls über den AGA-Chipsatz verfügte. Der A1200 war einer der wenigen Computer, bei denen Commodore alles richtig gemacht hatte. Da aus Mangel an Liquidität die Produktion bei MOS bereits stark heruntergefahren werden musste, wurde die Produktion der AGA-Chips extern an Hewlett-Packard vergeben. Obwohl rund 200’000 Vorbestellungen für den A1200 vorlagen, konnte HP nur 100’000 AGA-Chipsätze für das Weihnachstgeschäft ausliefern. Trotzdem schaffte es der A1200 bis zum Sommer 1993 allmählich, dem einstigen Verkaufsschlager A500 den Rang abzulaufen. In Europa schaffte es der A1200 sogar, den Apple Macintosh in puncto Marktanteil vom zweiten Platz zu verdrängen.
Im September erschien in Europa das Commodore CD32, eine auf Basis des Amiga 1200 entwickelte Spielkonsole. Das CD32 war die letzte Hoffung von Commodore, dem drohenden Konkurs zu entgehen. Commodore war aber augrund der finaziellen Lage nicht imstande, genügend Geräte für das Weihnachtgeschäft 1993 zu produzieren. Zudem konnte die Konsole in den USA aufgrund eines Lizenzstreits mit der Cadtrak Corporation für die Nutzung ihres XOR-Cursor-Patents (Cadtrak verdiente mit dem Patent rund 50 Millionen US-Dollar, indem es an rund 400 Unternehmen lizenziert wurde) nie offiziell verkauft werden. Die Geräte blieben in den Fabriken auf den Philippinen liegen, da Commodore die Produktion nicht mehr bezahlen konnte. Das Ende war besiegelt.
Im Frühjahr 1994 stellten die ersten Tochterunternehmen von Commodore den Betrieb ein und am 29. April 1994 beantragte Commodore International Limited die freiwillige Liquidation.
Wer war Schuld an der Pleite? Im Buch «Rembrandts in the Attic: Unlocking the Hidden Value of Patents» von Kevin G. Rivette und David Kline fand ich folgendes Zitat von Eugene «Bill» Emmerich, dem CEO der Cadtrak Corporation:
«That little patent of ours put Commodore out of business».
Doch es wäre zu einfach, den Konkurs von Commodore einem Lizenzstreit zuzuschreiben. Es war vielmehr die Verkettung von falschen Entscheidungen, Management-Fehlern und der Machtkampf zwischen den zahlreichen Alpha-Tieren innerhalb des Konzerns, welche schlussendlich zum Untergang des Weltkonzerns führten.
Die Geschichte ist noch nicht zu Ende
Nachdem Commodore am 27. April 1994 die freiwillige Liquidation beantragt hatte, war es an den Konkursverwalter, aus den verbliebenen Vermögenswerten soviel Kapital wie möglich herauszuschlagen. Es gab mehrere Interessenten, die am Erbe von Commodore interessiert waren. Unter anderen waren ein Konsortium aus deutschen Entwicklern, die Firma DELL und das Management von Commodore UK (Employee-Buy-out) an der Übernahme der verbliebenen Vermögenswerte interessiert. Den Zuschlag bekam aber im April 1995 die deutsche Computerhandelskette ESCOM unter der Leitung von Manfred Schmitt. Schmitt war ein ehemaliger Mitarbeiter des Commodore-Werk in Braunschweig und konnte Petro Tschyschtschenko, der gute Kontakte zum ehemaligen Commodore-Management und den Anwälten in den USA hatte, mit der Übernahme beauftragen. Unter der Leitung von Tschyschtschenko wurde in Braunschweig die Tochterfirma Amiga Technologies gegründet. Während ESCOM das Label Commodore auf ihre PCs klebte, legte Amiga Technologies die Modelle A1200 und A4000T wieder neu auf und verkaufte Restbestände des A600. Unter dem Codenamen Walker wurde zudem der Prototyp eines eigenen Amiga entwickelt, der technisch aber bereits veraltet war. Unzufrieden mit der Geschäftspolitik von ESCOM und Amiga Technologies, kündigten deutsche Entwickler an, einen eigenen Amiga auf PPC-Basis zu emtwickeln. Im Sommer 1996 war auch ESCOM pleite und die Einzelhandelskette Comtech übernahm alle Rechte an der Marke ESCOM. Die Commodore- und Amiga-Patente, sowie die Markenrechte des Amigas wurden zwischen März und September 1997 an Gateway 2000 in Sioux City verkauft. Die Commodore-Markennamen übernahm der ehemalige Commodore-Distributor RULAG Werner Hirschmann KG.
Commodore
Die Markenrechte der verschiedenen Commodore-Marken blieben nicht lange in den Händen der RULAG. Bereits im September 1997 wurden diese an den niederländischen PC-Hersteller Tulip Computers N.V. weiter verkauft, die das Markenportfolio mit der eigens gegründeten Commodore International B.V. verwaltete. Tulip hatte vor, mittels der Tochtergesellschaft Commodore B.V. unter dem Markennamen Commodore eigene PCs herzustellen und zu vermarkten. Doch soweit kam es nicht, da Tulip selber in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Das Industrie-Konsortium Royal Begemann N.C. rettete die angeschlagene Tulip mit einer Finanzspritze und die Commodore-Markenrechte wurden an die belgische Firma Web Computers weiter lizenziert. Diese stellte im September 1998 den C64 Web.it vor, ein günstiger PC in einem Tastaturgehäuse, der sich aber nur schleppend verkaufte. Lange Jahre passierte nichts, bis sich Tulip im Jahr 2003 entschied, die Marke Commodore wieder selber zu nutzen. Unter der 1997 gegründeten Tochtergesellschaft Commodore B.V. wurden nun MP3-Player und eine Jukebox verkauft. Zudem wurde der Markenname an den von Jeri Ellsworth entwickelten C64DTV lizensiert, der im November 2004 in den USA auf den Markt kam und ein grosser Erfolg wurde.
Zur Überraschung aller, verkaufte Tulip die Commodore-Markenrechte Ende 2004 an die niederländische Yeahronimo Media Ventures, Inc. unter der Leitung von Ben van Wijhe. Diese übernahm auch die Mehrheit der Aktien an der Commodore International B.V. Yeahronimo wiederum handelte einen Vertrag mit dem Hersteller SupportPlus Europe B.V. aus, der ab Sommer 2005 MP3-Player mit dem Markennamen Commodore auslieferte. Ende 2005 änderte Yeahronimo den Namen in Commodore International Corporation und erweiterte den Produktekatalog mit einem tragbaren Multimedia-Player «Gravel in Pocket», einer Set-Top-Box «Gravel In Home», einem GPS-Empfänger mit eingebautem MP3-Player und einem Kioskterminal. Zudem schloss Commodore (YMV) im Jahr 2006 ein Joint-Venture mit The Content Factory und gründete die Commodore Gaming B.V. in Amsterdam. Ziel dieser neuen Firma war, die klassischen C64-Game-Lizenzen zu nutzen, Gaming-PCs und Peripherie herzustellen und schlussendlich unter dem Commodore-Brand neue Games zu veröffentlichen. Bereits auf der CeBIT 2007 präsentierte Commodore Gaming die ersten Modelle ihrer leistungsstarken Gaming-PCs. Doch die kleine Firma konnte gegen die grossen Player im PC-Geschäft nicht bestehen und konzentrierte sich später darauf, alte C64-Klassiker auf das Apple iPhone und den Nintendo Wii zu portieren.
2009 ging Commodore (YMV) eine Partnerschaft mit der 2007 in Hong Kong gegründeten Asiarim Corporation ein, um einen Zugang am boomenden Geschäft von Net-Books zu erhalten. Doch der Konkurs von Tulip Computers brachte auch Commodore (YMV) in Schwierigkeiten, da diese bis ins Jahr 2010 aufgrund von Zahlungsverpflichtungen an Tulip gebunden war. Die Commodore International Corporation verschwand ohne grosses Echo von der Bildfläche und ihr ehemaliger CEO, Ben van Wijhe, übernahm die Asiarim Corporation in Hong Kong. Das Markenportfolio der Commodore International B.V. wurde im März 2010 von einer eigens gegründeten Tochterfirma der Asiarim übernommen. CEO der neuen Commodore Licensing B.V. wurde der Gründer von SupportPlus, Eugène van Os.
Aufsehen erregte Anfang 2010 auch das Erscheinen einer Firma namens Commodore USA, LCC in Florida, dessen CEO Barry Altman unter dem Namen Commodore einen Zero-Footprint-Rechner (Commodore Phoenix) und einen PC im C64-Gehäuse (Commodore 64x) verkaufen wollte. Altman schaffte es in Folge auch, den Namen von der Commodore Licensing B.V. zu lizenzieren. Zudem erhielt Commodore USA auch eine Lizenz der Amiga, Inc. und erweiterte sein Portfolio im März 2010 mit dem Amiga mini und dem Commodore VIC mini. Die Rechner hatten aber grundsätzlich nichts mit den ursprünglichen Commodore-Rechner zu tun und wurden mit dem Betriebssystem Linux ausgeliefert. Mit dem Tod von Barry Altman im Dezember 2012 wurde die Geschäftstätigkeit von Commodore USA eingestellt.
Im November 2011 verkaufte Asiarim ihre Tochtergesellschaft Commodore Licensing B.V. und diese ging als C=Holdings B.V. an einen neuen Besitzer. Diese Transaktion wurde Grundlage eines Rechtsstreits, in dem die C=Holdings B.V. die Asiarim Corporation aufgrund von Markenrechtsverletzungen einklagte. Ein amerikanisches Gericht entschied im Dezember 2013 zugunsten der C=Holdings B.V. und erklärte diese als alleinige Eigentümerin der Commodore-Marken. Im Jahr 2014 übernahm die Polabe Holding N.V. mit Sitz in Luxemburg die Rechte an der Marke Commodore.
Amiga
Mit der Übernahme durch Gateway 2000, Inc. wurde die Firma Amiga Technologies in Amiga International GmbH (Braunschweig) und Amiga, Inc. (Dakota) aufgeteilt. In Braunschweig verblieb unter der Leitung von Petro Tschyschtschenko das Lager und die Verwaltung, während in South Dakota unter Jeff Schindler eine neue Entwicklungsabteilung aufgebaut wurde. Bereits im November 1997 wurde auf Initiative von Tschyschtschenko ein Update für das klassische AmigaOS angekündigt, das von der deutschen Firma Haage & Partner entwickelt werden sollte. Doch die Hoffnung nach neuer Hardware war schnell zerschlagen: Gateway beschränkte sich auf die Vergabe von Lizenzen für Amiga-Clone und den Abverkauf von A1200 und A4000T, die bereits ESCOM nicht mehr los wurde. An der Computer 98 im November 1998 präsentierte Gateway überraschend einen neuen Partner für Amiga International. QNX sollte das inzwischen in die Jahre gekommene AmigaOS auf neuer Hardware ablösen. Jeff Schindler wurde im Januar 1999 durch Jim Collas abgelöst. Zur Verwunderung der Amiga-Gemeinde verkündete Collas, dass QNX nun doch nicht die Basis für das neue AmigaOS werden sollte und man stattdessen auf Linux setzen wollte. Im Sommer 1999 wurde der neue Rechner Amiga MCC (Multimedia Convergence Computer) vorgestellt und neue Hoffnung keimte auf. Doch Jim Collas musste die Firma im September unter bislang nicht geklärten Umständen verlassen. Auch Bill McEwen, der als externer Berater für Amiga, Inc. gearbeitet hatte, wurde entlassen. Collas Nachfolger, der vormalige Vizepräsident Tom Schmidt, stellte den Amiga MCC kurzerhand ein und erklärte, man wolle sich nur noch auf die Entwicklung von neuer Software konzentrieren.
Kurz nach der Ankündigung von Tom Schmidt formte sich das Phoenix Platform Consortium in dem sich besorgte Amiga-Entwickler, oben genannter Bill McEwen, und die ehemaligen Amiga-Hardwareentwickler Carl Sassenrath, RJ Mical und Dave Haynie zusammenschlossen, um die Idee eines QNX-basierten Amiga-Nachfolgers aufzugreifen. Zudem gründeten Bill McEwen und Fleecy Moss die Firma Amino Development Corporation, welche die Entwicklung einer neuen Plattform für das AmigaOS unterstützen wollte.
Im Oktober 1999 erschien das von Haage & Partner für die klassischen Amiga-Systeme entwickelte Amiga OS 3.5. Doch Gateway 2000 erkannte, dass die Amiga-Patente kaum noch an Wert besassen und verkaufte die Amiga-Markenrechte am 31. Dezember 1999 an die Amino Development Corporation unter der Führung von Bill McEwen und Fleecy Moss. Die Amiga-Patente blieben aber auch mit dem Verkauf weiterhin im Besitz von Gateway. Gateway 2000 wurde noch im gleichen Jahr in Gateway, Inc. umbenannt und 2007 schlussendlich an Acer verkauft. Das letzte Amiga-Patent lief im Jahr 2005 aus.
Nach dem Verkauf der Amiga-Markenrechte war die Zukunft des Amigas weiterhin unklar und die Entwickler in Deutschland glaubten nicht an die Zukunft eines QNX-basierten Systems. Haage & Partner begann mit der Entwicklung von WarpOS, einem PowerPC-Betriebssystem, das auf Amiga-Systemen mit modernen PPC-Prozessorkarten eingesetzt werden konnte. 1999 erschien auch die erste Version von AROS (Amiga Research Operating System), das seit 1995 als open-source Variante von AmigaOS 3.1 in Entwicklung war.
William Wallace «Bill» McEwen war ein ehemaliger Berater von Gateway 2000 und konnte mit Hilfe der beiden Investoren Pentti Kouri (Invisible Hand LLC) und Ruud Veltenaar (Net Ventures B.V.) am 31. Dezember 1999 die Amiga-Markenrechte übernehmen. In Folge wurde die Amino Development Corporation in Amiga, Inc. (Washington) umbenannt, in der Bill McEwen als CEO und Fleecy Moss als neuer Entwicklungsleiter amtete. Amiga (Washington) hatte zwar die Rechte an der Marke erworben, musste aber die Amiga-Patente von Gateway, Inc weiterhin lizenzieren. Entgegen der Erwartungen der Amiga-Gemeinde erklärte Bill McEwen das klassische AmigaOS für tot und lizenzierte im Januar 2000 von der Tao Group Ltd. das Betriebssystem Elate. Von einer QNX-basierten Lösung, welche von der «Phoenix Plattform» favorisiert wurde, wollte McEwen plötzlich nichts mehr wissen. Das neue, auf Elate-basierende AmigaOS (ein plattform-unabhängiger Software-Layer) wurde einerseits für klassische Desktop-Rechner, sowie für tragbare Multimediageräte konzipiert und unter der Bezeichnung AmigaDE im Oktober 2000 in einer ersten Version ausgeliefert.
Die Amiga-Gemeinde musste weitere Rückschläge verzeichnen: So stellte bereits im Januar 2000 der Turbokarten-Hersteller Phase5, einer der Entwickler von PPC-Karten für den Amiga, einen Insolvenzantrag und das WarpOS-Projekt von Haage & Partner kam nicht vom Fleck. In die Lücke sprang das im gleichen Jahr erschienene MorphOS, das vom ehemaligen Phase5-Entwickler Ralph Schmidt für PPC-Boards und PPC-Amigas initiiert wurde. Zudem erschien im Dezember 2000 das AmigaOS 3.9 von Haage & Partner, das zum letzten offiziellen AmigaOS für klassische Systeme werden sollte.
Amiga, Inc. (Washington) ging indes diverse Partnerschaften mit externen Herstellern ein, um das Betriebssystem AmigaDE auf eine eigenständige Hardware zu bringen: Dem AmigaONE. Die britische Firma Eyetech sollte AmigaONE-PPC-Erweiterungskarten entwickeln, damit die bestehenden Amiga 1200- und Amiga 4000-Besitzer ihre Rechner AmigaDE-tauglich machen konnten. Zudem sollte die Firma bPlan, gegründet von ehemaligen Phase5-Mitarbeitern, unter dem Codenamen «Pegasos» einen PPC-basierten Rechner für AmigaDE entwickeln.
Im Frühling 2001 war der Verkauf der verbliebenen Lagerbestände der Escom-Amigas abgeschlossen und Gateway schloss ihre deutsche Filiale Amiga International GmbH in Braunschweig. Ihr Präsident, Petro Tschyschtschenko, wurde feierlich verabschiedet und die Amiga-Gemeinde verlor einen wichtigen Befürworter des klassischen AmigaOS. Zur Verwunderung aller, verkündete Amiga, Inc (Washington) im gleichen Jahr, dass es doch kein eigenständiges AmigaDE auf den AmigaONE-Rechner geben wird. Stattdessen sollte Haage & Partner - ausgehend von AmigaOS 3.9 - ein eigenständiges PowerPC-Betriebssystem für entwickeln: Das AmigaOS 4» Zur Verwunderung aller stellte Haage & Partner im Juli 2001 mit dem AmigaOS XL stattdessen eine x86-kompatibel Amiga-Emulation vor, die ebenfalls auf AmigaOS 3.9 aufsetzte und das kommende AmigaOS 4 direkt konkurrenzierte. In Folge entzog Amiga, Inc. (Washington) Haage & Partner das Projekt und schloss im Herbst 2001 mit der belgische Firma Hyperion Entertainment CVBA eine Vereinbarung, das klassische AmigaOS von der 68K-Architektur auf die PowerPC-Umgebung zukünftiger AmigaOne-Rechner zu portieren.
Im Februar 2002 stellte Eyetech an der WOA-Messe den Prototypen eines eigenständigen AmigaOne-Rechner vor: den AmigaOne G3-SE. Statt AmigaDE-kompatible Erweiterungskarten zu entwickeln, hatte man jetzt einen eigenständigen PPC-Rechner in der Pipeline. Da sich die Veröffentlichung von AmigaOS 4 weiter verzögerte, konnte auf dem AmigaOne nur Linux installiert werden. Auch beim Pegasos schritt die Entwicklung voran und erste Rechner mit installiertem MorphOS wurden ausgeliefert. Im November 2002 fusionierte der Pegasos-Hersteller bplan mit der Firma Thendic France zur neuen Firma Genesi. Damit stand den Amiga-Usern nach zehn Jahren wieder eine moderne Hardware zur Verfügung, das mit einem Amiga-kompatiblen Betriebssystem aufwarten konnte. Doch genau jene Kompatibiltät führte nun zum Streit mit Amiga, Inc. (Washington), da ihrer Ansicht nach MorphOS unerlaubterweise auf dem Code von AmigaOS 3 aufbauen würde. Die Amiga-Gemeinschaft wurde gespalten: Auf der einen Seite die Firma Genesi mit den Entwicklern von MorphOS, und auf der anderen Seite Amiga, Inc., Eyetech und Hyperion. Trotzdem konnte im November 2002 endlich der ersten AmigaOne von Eyetech mit vorinstalliertem Suse Linux an interessierte Entwickler ausgeliefert werden.
Aus vordergründig kaum nachvollziehbaren Gründen wurden die Rechte am klassischen AmigaOS (ClassicOS) im April 2003 von Amiga, Inc. (Washington) an die ITEC, LLC übertragen, welche diese wiederum an die KMOS, Inc. in Delaware übertrug. In Folge wurde KMOS im Jahr 2005 in Amiga, inc. (Delaware) umbenannt. Die Sache wurde sehr unübersichtlich, da nun zwei Firmen mit dem gleichen Namen existierten. Im Jahr 2007 nahm Amiga (Washington) wieder den ursprüngliche Namen Amino Development Corporation an und hatte mit dem Amiga offiziell nichts mehr zu tun. AmigaDE (oder AmigaAnywhere, wie es nun hiess) wurde nun von Amiga (Delaware) weiter entwickelt. Im Jahr 2008 konnte den registrierten Entwickler das AmigaAnywhere 2 SDK zur Verfügung gestellt werden. Zudem vergab man in den Jahren 2010 und 2011 jeweils eine Lizenz an Commodore USA und IContain Systems, Ltd. für die Nutzung des Amiga-Warenzeichens.
Die Übertragung der Rechte des ClassicOS an Amiga (Delaware) führte kurz nach der Veröffentlichung von AmigaOS 4 im Jahr 2007 zu einem Rechtsstreit mit Hyperion, der erst im September 2009 aussergerichtlich beigelegt werden konnte. Hyperion Entertainment bekam mit der Einigung die weltweit exklusive Lizenz am Quell- und Binärcode von AmigaOS 3.1. Damit gingen alle Rechte am ClassicOS an Hyperion und Amiga (Delaware) verlor die Kontrolle über das AmigaOS 4.
Nach dem Konkurs des zentralen Zulieferers May Logic, zog sich Mitte 2005 die Firma Eyetech aus dem Amiga-Markt zurück. Auch der Pegasos-Hersteller Genesi stellte nach internen Querelen die Produktion von AmigaONE-Rechner ein. Doch dies bedeutete nicht das Ende der Amiga-Next-Generation-Hardware: Im Herbst 2006 kündigte die italienische Firma Acube die Entwicklung von AmigaONE-kompatiblen Motherboards an und im Oktober 2007 konnte das Sam440EP-Board zum Verkauf angeboten werden. Auch Hyperion war nicht untätig und veröffentlichte im August 2008 das neue AmigaOS 4.1, das von Acube vertrieben wurde. Und für die Classic-User, welche über einen klassischen Amiga mit PPC-Board verfügten, wurde im Mai 2011 AmigaOS 4.1 Classic veröffentlicht. Anfang 2010 stieg mit A-EON Technology, Ltd. eine weiterer Player in den AmigaNG-Markt ein. Unter der Führung des Millionärs Trevor Dickinson kündigte A-EON den AmigaONE X1000 an, der im Februar 2002 mit AmigaOS 4.1 an die ersten Anwender ausgeliefert werden konnte. A-EON finanzierte auch die Weiterentwicklung von AmigaOS 4 und Ende 2016 erschien der leistungstarke AmigaONE X5000.
Seit 2007 war die italienische Softwarefirma Cloanto IT srl. bezüglich Urheberrechten in Verhandlungen mit Amiga (Delaware) und konnte 2011 eine Einigung erzielen. Cloanto veröffentlichte bereits im Jahr 1997 mit dem Einverständnis von Gateway 2000 das Emulationspaket Amiga Forever und arbeitete bei späteren Versionen auch mit Amiga (Washington) und Amiga (Delaware) zusammen. Als Ergebnis dieser Verhandlungen übertrug Amiga (Delaware) im Jahr 2012 die Urheberrechte an allen Commodore- und Amiga-Produkten an die Firma Cloanto. Einzig die Rechte an den Amiga-Warenzeichen und die Domain «amiga.com» blieben im Besitz von Amiga (Delaware). Im Gegenzug erhielt Amiga von Cloanto eine Lizenz für die aktuellen Aktivitäten auf der Blackberry-Plattform (Portierung von Amiga-Spiele-Klassiker).
Offensichtlich läutete die Übertragung der Urheberrechte an Cloanto das schleichende Ende von Amiga, Inc. in Delaware ein. In den folgenden Jahren wurden auslaufende Registrierungen nicht mehr erneuert und am 31. Dezember 2016 lief auch die letzte Frist zur Registrierung des Warenzeichens «Amiga» aus. Die Amiga-Webseite wurde im Laufe des Jahres abgeschaltet. In seinem LinkedIn-Profil gab Bill McEwen an, das er von 2000 bis 2016 als CEO von Amiga, Inc. amtete und nun als Director of Operations bei einer Speditionsfirma arbeitete. Im Februar 2019 übertrug Amiga Inc. schlussendlich alle weltweiten Rechte, Titel und Beteiligungen im Amiga-Zusammenhang an die C-A Acquisition Corporation, die im November 2018 von Mike Battilana - der Besitzer von Cloanto - in Nevada eingetragen wurde.
Im Januar 2017 übernahm die Firma Individual Computers die Rechte des Amiga-Grafikkartentreibers Picasso96 und zweifelte die rechtmässige Nutzung des Treibers in Cloantos Emulationspaket Amiga Forever an. Die Anwälte beider Seiten sind mit der Angelegenheit beschäftigt, zu einem Gerichtsverfahren kam es bislang nicht.
Der Stand der Dinge (März 2019)
Nachdem Commodore am 27. April 1994 die freiwillige Liquidation beantragt hatte, war es an den Konkursverwalter, aus den verbliebenen Vermögenswerten soviel Kapital wie möglich herauszuschlagen. Es gab mehrere Interessenten, die am Erbe von Commodore interessiert waren. Unter anderen waren ein Konsortium aus deutschen Entwicklern, die Firma DELL und das Management von Commodore UK (Employee-Buy-out) an der Übernahme der verbliebenen Vermögenswerte interessiert. Den Zuschlag bekam aber im April 1995 die deutsche Computerhandelskette ESCOM unter der Leitung von Manfred Schmitt. Schmitt war ein ehemaliger Mitarbeiter des Commodore-Werk in Braunschweig und konnte Petro Tschyschtschenko, der gute Kontakte zum ehemaligen Commodore-Management und den Anwälten in den USA hatte, mit der Übernahme beauftragen. Unter der Leitung von Tschyschtschenko wurde in Braunschweig die Tochterfirma Amiga Technologies gegründet. Während ESCOM das Label Commodore auf ihre PCs klebte, legte Amiga Technologies die Modelle A1200 und A4000T wieder neu auf und verkaufte Restbestände des A600. Unter dem Codenamen Walker wurde zudem der Prototyp eines eigenen Amiga entwickelt, der technisch aber bereits veraltet war. Unzufrieden mit der Geschäftspolitik von ESCOM und Amiga Technologies, kündigten deutsche Entwickler an, einen eigenen Amiga auf PPC-Basis zu emtwickeln. Im Sommer 1996 war auch ESCOM pleite und die Einzelhandelskette Comtech übernahm alle Rechte an der Marke ESCOM. Die Commodore- und Amiga-Patente, sowie die Markenrechte des Amigas wurden zwischen März und September 1997 an Gateway 2000 in Sioux City verkauft. Die Commodore-Markennamen übernahm der ehemalige Commodore-Distributor RULAG Werner Hirschmann KG.
Commodore
Die Markenrechte der verschiedenen Commodore-Marken blieben nicht lange in den Händen der RULAG. Bereits im September 1997 wurden diese an den niederländischen PC-Hersteller Tulip Computers N.V. weiter verkauft, die das Markenportfolio mit der eigens gegründeten Commodore International B.V. verwaltete. Tulip hatte vor, mittels der Tochtergesellschaft Commodore B.V. unter dem Markennamen Commodore eigene PCs herzustellen und zu vermarkten. Doch soweit kam es nicht, da Tulip selber in finanziellen Schwierigkeiten steckte. Das Industrie-Konsortium Royal Begemann N.C. rettete die angeschlagene Tulip mit einer Finanzspritze und die Commodore-Markenrechte wurden an die belgische Firma Web Computers weiter lizenziert. Diese stellte im September 1998 den C64 Web.it vor, ein günstiger PC in einem Tastaturgehäuse, der sich aber nur schleppend verkaufte. Lange Jahre passierte nichts, bis sich Tulip im Jahr 2003 entschied, die Marke Commodore wieder selber zu nutzen. Unter der 1997 gegründeten Tochtergesellschaft Commodore B.V. wurden nun MP3-Player und eine Jukebox verkauft. Zudem wurde der Markenname an den von Jeri Ellsworth entwickelten C64DTV lizensiert, der im November 2004 in den USA auf den Markt kam und ein grosser Erfolg wurde.
Zur Überraschung aller, verkaufte Tulip die Commodore-Markenrechte Ende 2004 an die niederländische Yeahronimo Media Ventures, Inc. unter der Leitung von Ben van Wijhe. Diese übernahm auch die Mehrheit der Aktien an der Commodore International B.V. Yeahronimo wiederum handelte einen Vertrag mit dem Hersteller SupportPlus Europe B.V. aus, der ab Sommer 2005 MP3-Player mit dem Markennamen Commodore auslieferte. Ende 2005 änderte Yeahronimo den Namen in Commodore International Corporation und erweiterte den Produktekatalog mit einem tragbaren Multimedia-Player «Gravel in Pocket», einer Set-Top-Box «Gravel In Home», einem GPS-Empfänger mit eingebautem MP3-Player und einem Kioskterminal. Zudem schloss Commodore (YMV) im Jahr 2006 ein Joint-Venture mit The Content Factory und gründete die Commodore Gaming B.V. in Amsterdam. Ziel dieser neuen Firma war, die klassischen C64-Game-Lizenzen zu nutzen, Gaming-PCs und Peripherie herzustellen und schlussendlich unter dem Commodore-Brand neue Games zu veröffentlichen. Bereits auf der CeBIT 2007 präsentierte Commodore Gaming die ersten Modelle ihrer leistungsstarken Gaming-PCs. Doch die kleine Firma konnte gegen die grossen Player im PC-Geschäft nicht bestehen und konzentrierte sich später darauf, alte C64-Klassiker auf das Apple iPhone und den Nintendo Wii zu portieren.
2009 ging Commodore (YMV) eine Partnerschaft mit der 2007 in Hong Kong gegründeten Asiarim Corporation ein, um einen Zugang am boomenden Geschäft von Net-Books zu erhalten. Doch der Konkurs von Tulip Computers brachte auch Commodore (YMV) in Schwierigkeiten, da diese bis ins Jahr 2010 aufgrund von Zahlungsverpflichtungen an Tulip gebunden war. Die Commodore International Corporation verschwand ohne grosses Echo von der Bildfläche und ihr ehemaliger CEO, Ben van Wijhe, übernahm die Asiarim Corporation in Hong Kong. Das Markenportfolio der Commodore International B.V. wurde im März 2010 von einer eigens gegründeten Tochterfirma der Asiarim übernommen. CEO der neuen Commodore Licensing B.V. wurde der Gründer von SupportPlus, Eugène van Os.
Aufsehen erregte Anfang 2010 auch das Erscheinen einer Firma namens Commodore USA, LCC in Florida, dessen CEO Barry Altman unter dem Namen Commodore einen Zero-Footprint-Rechner (Commodore Phoenix) und einen PC im C64-Gehäuse (Commodore 64x) verkaufen wollte. Altman schaffte es in Folge auch, den Namen von der Commodore Licensing B.V. zu lizenzieren. Zudem erhielt Commodore USA auch eine Lizenz der Amiga, Inc. und erweiterte sein Portfolio im März 2010 mit dem Amiga mini und dem Commodore VIC mini. Die Rechner hatten aber grundsätzlich nichts mit den ursprünglichen Commodore-Rechner zu tun und wurden mit dem Betriebssystem Linux ausgeliefert. Mit dem Tod von Barry Altman im Dezember 2012 wurde die Geschäftstätigkeit von Commodore USA eingestellt.
Im November 2011 verkaufte Asiarim ihre Tochtergesellschaft Commodore Licensing B.V. und diese ging als C=Holdings B.V. an einen neuen Besitzer. Diese Transaktion wurde Grundlage eines Rechtsstreits, in dem die C=Holdings B.V. die Asiarim Corporation aufgrund von Markenrechtsverletzungen einklagte. Ein amerikanisches Gericht entschied im Dezember 2013 zugunsten der C=Holdings B.V. und erklärte diese als alleinige Eigentümerin der Commodore-Marken. Im Jahr 2014 übernahm die Polabe Holding N.V. mit Sitz in Luxemburg die Rechte an der Marke Commodore.
Amiga
Mit der Übernahme durch Gateway 2000, Inc. wurde die Firma Amiga Technologies in Amiga International GmbH (Braunschweig) und Amiga, Inc. (Dakota) aufgeteilt. In Braunschweig verblieb unter der Leitung von Petro Tschyschtschenko das Lager und die Verwaltung, während in South Dakota unter Jeff Schindler eine neue Entwicklungsabteilung aufgebaut wurde. Bereits im November 1997 wurde auf Initiative von Tschyschtschenko ein Update für das klassische AmigaOS angekündigt, das von der deutschen Firma Haage & Partner entwickelt werden sollte. Doch die Hoffnung nach neuer Hardware war schnell zerschlagen: Gateway beschränkte sich auf die Vergabe von Lizenzen für Amiga-Clone und den Abverkauf von A1200 und A4000T, die bereits ESCOM nicht mehr los wurde. An der Computer 98 im November 1998 präsentierte Gateway überraschend einen neuen Partner für Amiga International. QNX sollte das inzwischen in die Jahre gekommene AmigaOS auf neuer Hardware ablösen. Jeff Schindler wurde im Januar 1999 durch Jim Collas abgelöst. Zur Verwunderung der Amiga-Gemeinde verkündete Collas, dass QNX nun doch nicht die Basis für das neue AmigaOS werden sollte und man stattdessen auf Linux setzen wollte. Im Sommer 1999 wurde der neue Rechner Amiga MCC (Multimedia Convergence Computer) vorgestellt und neue Hoffnung keimte auf. Doch Jim Collas musste die Firma im September unter bislang nicht geklärten Umständen verlassen. Auch Bill McEwen, der als externer Berater für Amiga, Inc. gearbeitet hatte, wurde entlassen. Collas Nachfolger, der vormalige Vizepräsident Tom Schmidt, stellte den Amiga MCC kurzerhand ein und erklärte, man wolle sich nur noch auf die Entwicklung von neuer Software konzentrieren.
Kurz nach der Ankündigung von Tom Schmidt formte sich das Phoenix Platform Consortium in dem sich besorgte Amiga-Entwickler, oben genannter Bill McEwen, und die ehemaligen Amiga-Hardwareentwickler Carl Sassenrath, RJ Mical und Dave Haynie zusammenschlossen, um die Idee eines QNX-basierten Amiga-Nachfolgers aufzugreifen. Zudem gründeten Bill McEwen und Fleecy Moss die Firma Amino Development Corporation, welche die Entwicklung einer neuen Plattform für das AmigaOS unterstützen wollte.
Im Oktober 1999 erschien das von Haage & Partner für die klassischen Amiga-Systeme entwickelte Amiga OS 3.5. Doch Gateway 2000 erkannte, dass die Amiga-Patente kaum noch an Wert besassen und verkaufte die Amiga-Markenrechte am 31. Dezember 1999 an die Amino Development Corporation unter der Führung von Bill McEwen und Fleecy Moss. Die Amiga-Patente blieben aber auch mit dem Verkauf weiterhin im Besitz von Gateway. Gateway 2000 wurde noch im gleichen Jahr in Gateway, Inc. umbenannt und 2007 schlussendlich an Acer verkauft. Das letzte Amiga-Patent lief im Jahr 2005 aus.
Nach dem Verkauf der Amiga-Markenrechte war die Zukunft des Amigas weiterhin unklar und die Entwickler in Deutschland glaubten nicht an die Zukunft eines QNX-basierten Systems. Haage & Partner begann mit der Entwicklung von WarpOS, einem PowerPC-Betriebssystem, das auf Amiga-Systemen mit modernen PPC-Prozessorkarten eingesetzt werden konnte. 1999 erschien auch die erste Version von AROS (Amiga Research Operating System), das seit 1995 als open-source Variante von AmigaOS 3.1 in Entwicklung war.
William Wallace «Bill» McEwen war ein ehemaliger Berater von Gateway 2000 und konnte mit Hilfe der beiden Investoren Pentti Kouri (Invisible Hand LLC) und Ruud Veltenaar (Net Ventures B.V.) am 31. Dezember 1999 die Amiga-Markenrechte übernehmen. In Folge wurde die Amino Development Corporation in Amiga, Inc. (Washington) umbenannt, in der Bill McEwen als CEO und Fleecy Moss als neuer Entwicklungsleiter amtete. Amiga (Washington) hatte zwar die Rechte an der Marke erworben, musste aber die Amiga-Patente von Gateway, Inc weiterhin lizenzieren. Entgegen der Erwartungen der Amiga-Gemeinde erklärte Bill McEwen das klassische AmigaOS für tot und lizenzierte im Januar 2000 von der Tao Group Ltd. das Betriebssystem Elate. Von einer QNX-basierten Lösung, welche von der «Phoenix Plattform» favorisiert wurde, wollte McEwen plötzlich nichts mehr wissen. Das neue, auf Elate-basierende AmigaOS (ein plattform-unabhängiger Software-Layer) wurde einerseits für klassische Desktop-Rechner, sowie für tragbare Multimediageräte konzipiert und unter der Bezeichnung AmigaDE im Oktober 2000 in einer ersten Version ausgeliefert.
Die Amiga-Gemeinde musste weitere Rückschläge verzeichnen: So stellte bereits im Januar 2000 der Turbokarten-Hersteller Phase5, einer der Entwickler von PPC-Karten für den Amiga, einen Insolvenzantrag und das WarpOS-Projekt von Haage & Partner kam nicht vom Fleck. In die Lücke sprang das im gleichen Jahr erschienene MorphOS, das vom ehemaligen Phase5-Entwickler Ralph Schmidt für PPC-Boards und PPC-Amigas initiiert wurde. Zudem erschien im Dezember 2000 das AmigaOS 3.9 von Haage & Partner, das zum letzten offiziellen AmigaOS für klassische Systeme werden sollte.
Amiga, Inc. (Washington) ging indes diverse Partnerschaften mit externen Herstellern ein, um das Betriebssystem AmigaDE auf eine eigenständige Hardware zu bringen: Dem AmigaONE. Die britische Firma Eyetech sollte AmigaONE-PPC-Erweiterungskarten entwickeln, damit die bestehenden Amiga 1200- und Amiga 4000-Besitzer ihre Rechner AmigaDE-tauglich machen konnten. Zudem sollte die Firma bPlan, gegründet von ehemaligen Phase5-Mitarbeitern, unter dem Codenamen «Pegasos» einen PPC-basierten Rechner für AmigaDE entwickeln.
Im Frühling 2001 war der Verkauf der verbliebenen Lagerbestände der Escom-Amigas abgeschlossen und Gateway schloss ihre deutsche Filiale Amiga International GmbH in Braunschweig. Ihr Präsident, Petro Tschyschtschenko, wurde feierlich verabschiedet und die Amiga-Gemeinde verlor einen wichtigen Befürworter des klassischen AmigaOS. Zur Verwunderung aller, verkündete Amiga, Inc (Washington) im gleichen Jahr, dass es doch kein eigenständiges AmigaDE auf den AmigaONE-Rechner geben wird. Stattdessen sollte Haage & Partner - ausgehend von AmigaOS 3.9 - ein eigenständiges PowerPC-Betriebssystem für entwickeln: Das AmigaOS 4» Zur Verwunderung aller stellte Haage & Partner im Juli 2001 mit dem AmigaOS XL stattdessen eine x86-kompatibel Amiga-Emulation vor, die ebenfalls auf AmigaOS 3.9 aufsetzte und das kommende AmigaOS 4 direkt konkurrenzierte. In Folge entzog Amiga, Inc. (Washington) Haage & Partner das Projekt und schloss im Herbst 2001 mit der belgische Firma Hyperion Entertainment CVBA eine Vereinbarung, das klassische AmigaOS von der 68K-Architektur auf die PowerPC-Umgebung zukünftiger AmigaOne-Rechner zu portieren.
Im Februar 2002 stellte Eyetech an der WOA-Messe den Prototypen eines eigenständigen AmigaOne-Rechner vor: den AmigaOne G3-SE. Statt AmigaDE-kompatible Erweiterungskarten zu entwickeln, hatte man jetzt einen eigenständigen PPC-Rechner in der Pipeline. Da sich die Veröffentlichung von AmigaOS 4 weiter verzögerte, konnte auf dem AmigaOne nur Linux installiert werden. Auch beim Pegasos schritt die Entwicklung voran und erste Rechner mit installiertem MorphOS wurden ausgeliefert. Im November 2002 fusionierte der Pegasos-Hersteller bplan mit der Firma Thendic France zur neuen Firma Genesi. Damit stand den Amiga-Usern nach zehn Jahren wieder eine moderne Hardware zur Verfügung, das mit einem Amiga-kompatiblen Betriebssystem aufwarten konnte. Doch genau jene Kompatibiltät führte nun zum Streit mit Amiga, Inc. (Washington), da ihrer Ansicht nach MorphOS unerlaubterweise auf dem Code von AmigaOS 3 aufbauen würde. Die Amiga-Gemeinschaft wurde gespalten: Auf der einen Seite die Firma Genesi mit den Entwicklern von MorphOS, und auf der anderen Seite Amiga, Inc., Eyetech und Hyperion. Trotzdem konnte im November 2002 endlich der ersten AmigaOne von Eyetech mit vorinstalliertem Suse Linux an interessierte Entwickler ausgeliefert werden.
Aus vordergründig kaum nachvollziehbaren Gründen wurden die Rechte am klassischen AmigaOS (ClassicOS) im April 2003 von Amiga, Inc. (Washington) an die ITEC, LLC übertragen, welche diese wiederum an die KMOS, Inc. in Delaware übertrug. In Folge wurde KMOS im Jahr 2005 in Amiga, inc. (Delaware) umbenannt. Die Sache wurde sehr unübersichtlich, da nun zwei Firmen mit dem gleichen Namen existierten. Im Jahr 2007 nahm Amiga (Washington) wieder den ursprüngliche Namen Amino Development Corporation an und hatte mit dem Amiga offiziell nichts mehr zu tun. AmigaDE (oder AmigaAnywhere, wie es nun hiess) wurde nun von Amiga (Delaware) weiter entwickelt. Im Jahr 2008 konnte den registrierten Entwickler das AmigaAnywhere 2 SDK zur Verfügung gestellt werden. Zudem vergab man in den Jahren 2010 und 2011 jeweils eine Lizenz an Commodore USA und IContain Systems, Ltd. für die Nutzung des Amiga-Warenzeichens.
Die Übertragung der Rechte des ClassicOS an Amiga (Delaware) führte kurz nach der Veröffentlichung von AmigaOS 4 im Jahr 2007 zu einem Rechtsstreit mit Hyperion, der erst im September 2009 aussergerichtlich beigelegt werden konnte. Hyperion Entertainment bekam mit der Einigung die weltweit exklusive Lizenz am Quell- und Binärcode von AmigaOS 3.1. Damit gingen alle Rechte am ClassicOS an Hyperion und Amiga (Delaware) verlor die Kontrolle über das AmigaOS 4.
Nach dem Konkurs des zentralen Zulieferers May Logic, zog sich Mitte 2005 die Firma Eyetech aus dem Amiga-Markt zurück. Auch der Pegasos-Hersteller Genesi stellte nach internen Querelen die Produktion von AmigaONE-Rechner ein. Doch dies bedeutete nicht das Ende der Amiga-Next-Generation-Hardware: Im Herbst 2006 kündigte die italienische Firma Acube die Entwicklung von AmigaONE-kompatiblen Motherboards an und im Oktober 2007 konnte das Sam440EP-Board zum Verkauf angeboten werden. Auch Hyperion war nicht untätig und veröffentlichte im August 2008 das neue AmigaOS 4.1, das von Acube vertrieben wurde. Und für die Classic-User, welche über einen klassischen Amiga mit PPC-Board verfügten, wurde im Mai 2011 AmigaOS 4.1 Classic veröffentlicht. Anfang 2010 stieg mit A-EON Technology, Ltd. eine weiterer Player in den AmigaNG-Markt ein. Unter der Führung des Millionärs Trevor Dickinson kündigte A-EON den AmigaONE X1000 an, der im Februar 2002 mit AmigaOS 4.1 an die ersten Anwender ausgeliefert werden konnte. A-EON finanzierte auch die Weiterentwicklung von AmigaOS 4 und Ende 2016 erschien der leistungstarke AmigaONE X5000.
Seit 2007 war die italienische Softwarefirma Cloanto IT srl. bezüglich Urheberrechten in Verhandlungen mit Amiga (Delaware) und konnte 2011 eine Einigung erzielen. Cloanto veröffentlichte bereits im Jahr 1997 mit dem Einverständnis von Gateway 2000 das Emulationspaket Amiga Forever und arbeitete bei späteren Versionen auch mit Amiga (Washington) und Amiga (Delaware) zusammen. Als Ergebnis dieser Verhandlungen übertrug Amiga (Delaware) im Jahr 2012 die Urheberrechte an allen Commodore- und Amiga-Produkten an die Firma Cloanto. Einzig die Rechte an den Amiga-Warenzeichen und die Domain «amiga.com» blieben im Besitz von Amiga (Delaware). Im Gegenzug erhielt Amiga von Cloanto eine Lizenz für die aktuellen Aktivitäten auf der Blackberry-Plattform (Portierung von Amiga-Spiele-Klassiker).
Offensichtlich läutete die Übertragung der Urheberrechte an Cloanto das schleichende Ende von Amiga, Inc. in Delaware ein. In den folgenden Jahren wurden auslaufende Registrierungen nicht mehr erneuert und am 31. Dezember 2016 lief auch die letzte Frist zur Registrierung des Warenzeichens «Amiga» aus. Die Amiga-Webseite wurde im Laufe des Jahres abgeschaltet. In seinem LinkedIn-Profil gab Bill McEwen an, das er von 2000 bis 2016 als CEO von Amiga, Inc. amtete und nun als Director of Operations bei einer Speditionsfirma arbeitete. Im Februar 2019 übertrug Amiga Inc. schlussendlich alle weltweiten Rechte, Titel und Beteiligungen im Amiga-Zusammenhang an die C-A Acquisition Corporation, die im November 2018 von Mike Battilana - der Besitzer von Cloanto - in Nevada eingetragen wurde.
Im Januar 2017 übernahm die Firma Individual Computers die Rechte des Amiga-Grafikkartentreibers Picasso96 und zweifelte die rechtmässige Nutzung des Treibers in Cloantos Emulationspaket Amiga Forever an. Die Anwälte beider Seiten sind mit der Angelegenheit beschäftigt, zu einem Gerichtsverfahren kam es bislang nicht.
Der Stand der Dinge (März 2019)
- Das Warenzeichen «Commodore» ist im Besitz der Polabe Holding N.V.
- Die Urheberrechte an Commodore- und Amiga-Produkten sind im Besitz der Cloanto IT srl.
- Die verschiedenen Warenzeichen rund um den Amiga sind momentan Gegenstand von Klagen, bei denen die Firmen Hyperion, Cloanto und die C-A Acquisition Corporation involviert sind.
- Zwischen den Firmen Cloanto und Individual Computers herrscht ein Streit um die Lizenzrechte des Grafikkartentreibers Picasso96.
- AmigaOS 4 wird von Hyperion Entertainment mit Unterstützung von A-EON weiter entwickelt. Inzwischen kann auch ein Update von AmigaOS 3.1 erworben werden.
- MorphOS wird weiterhin verkauft und für Apple-PPC- und AmigaONE-Rechner von einem dezentralen Team weiter entwickelt.
- AROS wird stetig weiter entwickelt und kann als freies Betriebssystem auf diversen Plattformen installiert werden.
- A-EON verkauft weiterhin den AmigaONE X5000 und in Kürze soll das günstige Einsteigermodell A1222 erscheinen.
- Die Firma Individual Computers hat den Markennamen «Commodore» lizenziert und stellt diverse Produkte unter diesem Label her.
- Cloanto verkauft weiterhin das Emulationspaket Amiga Forever. Zudem können alle von Commodore genutzten ROM-Files und Betriebssystemversionen erworben werden.
- Der THEC64 von Retro Games Ltd. erschien mit einer Lizenz von Cloanto.