Wer sich heute einen originalen Amiga anschaffen möchte, der dürfte sich über die horrenden Preise auf den einschlägigen Verkaufsplattformen doch sehr wundern. Retro-Computing ist momentan absolut angesagt und besonders auf dem Amiga-Markt scheinen die Preise förmlich zu explodieren. Doch es gibt auch andere Möglichkeiten, wie man seinem Retro-Hobby frönen kann, ohne gleich tief in die Tasche greifen zu müssen. Die Lösung heisst: Emulation. Die einfachste Möglichkeit einen Amiga zu emulieren, ist die Installation des Emulators "UAE" (Universal Amiga Emulator) auf dem Mac oder PC. Oder man kauft sich das Komplettpaket "Amiga Forever" von Cloanto, das für den PC verfügbar ist. Es gibt fast für jede Plattform oder Hardware eine angepasste Version des UAE. Die Basis für mein Projekt bildet ein Raspberry Pi 3 mit der auf UAE4ARM basierten Distribution Amibian von Jon Aasenden. Mit dieser Konstellation lässt sich sehr einfach und kostengünstig ein Amiga auf einer eigenständigen Hardware emulieren. Um das perfekte Amiga-Feeling zu erreichen, ist auch der Einbau in ein "echtes" Gehäuse möglich. Dank der erfolgreichen Kickstarter-Kampagne von Philippe Lang wurden neue Spritzgussformen für Amiga 1200-Gehäuse erstellt, welche die Produktion von brandneuen Gehäusen in allen Farben ermöglicht. Ein grosses Problem ist momentan die Verfügbarkeit von Amiga-1200-Tastaturen. Nach Auslieferung der neuen Gehäuse leerten sich die Lagerbestände bei den einschlägigen Händler in Windeseile. So ist man hier auf die bekannten Verkausplattformen angewiesen und bezahlt die entsprechenden Preise. Um die Amiga-Tastatur an den USB-Port des Raspberry Pi anzuschliessen, braucht es ein spezielles Interface in Form des "Keyrah V2" von Individual Computers. Von der Baumform her ist dieses Interface für den Einsatz in einem Commodore 64-Gehäuse konzipiert, bietet aber Schnittstellen für fast alle Commodore-Tastaturtypen. Ein Netzteil und ein USB-Interface komplettieren die Installation in das Gehäuse. Hierbei sind der Kreativität des Bastlers keine Grenzen gesetzt und man kann den Computer genau nach seinen Bedürfnisse konfektionieren. Man sollte aber beachten, dass nicht alle USB-Hubs für den Einbau in ein anderes Gehäuse geeignet sind. Meine Wahl fiel aus diesem Grund auf einen Premium-USB-Hub von Exsys, der vier Befestigungspunkte für Schrauben bietet.
Damit der Amiga-Emulator funktionieren kann, braucht es entsprechende Kickstart-Roms der verschiedenen Amiga-Modelle. Ich empfehle hierfür den Kauf von "Amiga Forever" von Cloanto. Die Firma Cloanto besitzt aktuell die Rechte an den verschiedenen Kickstart-Versionen und den AmigaOS-Versionen von 1.0 bis 3.1. Auch wenn sich das Software-Paket nicht auf einem Mac- oder Linux-System nutzen lässt, finden sich auf den DVDs diverse Videos und Fotos, die Kickstart-Roms und diverse Disk- und HD-Images des AmigaOS. Ich nutze meinen "Amibian 1200" mit einem OS 3.9 HD-Image und bin sehr zufrieden damit. Die Tastatur funktioniert im Zusammenspiel mit Keyrah perfekt. Ich musste aber immer wieder feststellen, dass es Probleme mit Spielen und Demos gibt, die Samples verwenden. Oft gibt es Timing-Probleme oder die Samples werden zu langsam abgespielt.
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AutorTinu Lehme Archiv
Juni 2021
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