Der Commodore 64 erlebt 38 Jahre nach seinem Erscheinen wahrlich ein Revival. Unzählige Neuveröffentlichungen sorgen für Nachschub für die treuen Brotkasten-User. Nicht zuletzt durch den THEC64 von Retro Games Ltd. hat sich der Kreis der begeisterten Retro-Gamer stark erweitert. Zu meiner Freude gibt es auch einige Projekte aus der Schweiz. Für Furore sorgte in den letzten Wochen der Entwickler Giants Software aus Schlieren, der den vermeintlichen April-Scherz einer C64-Version des erfolgreichen Landwirtschafts-Simulators wahr werden liess. Wer die Collector's Edition für den PC kauft, die am 20. November erscheinen wird, findet auch eine Version des Farming Simulator für den C64. Dieser wurde von der ungarischen Demogruppe Singular Crew im Auftrag von Giants Software entwickelt. Aufgrund der Hardware-Limitationen präsentiert sich die Brotkasten-Version eher als Mini-Spiel und beschränkt sich auf Säen, Ernten und Treibstoff beschaffen. Sollte der Treibstoff oder das Saatgut ausgehen, folgt umgehend das Game Over. Ein neues Spiel aus der Schweiz ist das Shoot'em-Up Mono, das von Raphael Graf (Code) und Clay Spörri (Music) entwickelt wurde. Das Spiel ist interessanterweise nur als Modul erhältlich und wird in einer Kunststoffbox inklusive Zubehör geliefert. Clay Spörri amtet als Präsident der Swiss Shmup Assoziation und war bereits für den Soundtrack des iOS-Spiels Polygun verantwortlich, das ebenfalls von Raphael Graf programmiert wurde.
0 Kommentare
Es ist inzwischen 25 Jahre her, als Commodore den letzten C64 produzierte und ein Jahr später Konkurs anmelden musste. Um so mehr erstaunt es, dass noch heute kommerzielle Spiele für den erfolgreichen 8-Bitter programmiert und verkauft werden. Es fehlt mir leider an der Zeit, um auf alle Veröffentlichungen einzugehen. Aus diesem Grund beschränke ich mich hier auf zwei Spiele, die Ende 2017 bei Protovision erschienen sind: Galencia und Sam's Journey. Was an beiden Spielen auffällt, ist die Tatsache, dass diese mit einer unglaublich hohen technischen und spielerischen Güte aufwarten können. Ich wage sogar zu behaupten, dass man eine derart hohe Qualität in den 80er selten zu Gesicht bekam. Galencia präsentiert sich hierbei als Shooter im Stil von Galaga, das mit einer hohen Geschwindigkeit und unzähligen Sprites aufwarten kann. Man hat beim Spielen eher das Gefühl, vor einer Arcade-Maschine zu sitzen, als vor dem heimischen Brotkasten. Sam's Journey wiederum ist ein klassisches Jump 'n' Run, das mit einer riesigen Spielwelt und unzähligen, witzigen Features aufwarten kann. Beide Spiele beinhalten einige fantastische Chip-Tunes und die Ausstattung der beiden Boxed-Versionen ist beispielhaft.
Ich hätte kaum gedacht, dass es mich im Zeitalter der hochglanzpolierten Playstation- und XBOX-Spiele regelmässig vor den C64 treibt, um eine Runde Galencia zu spielen oder eine neue Welt in Sam's Journey zu entdecken. Aber es macht unglaublich viel Spass und ein wunderbares Gefühl der Nostalgie schwingt stetig mit. Hätte mir vor 31 Jahren jemand erzählt, dass ich im Jahr 2017 das damals fertig gestellte Spiel "Tresor Panic" neu überarbeiten würde, dann hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Es ist auch nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass die einzige Kopie des Spiels die Lagerung in feuchten Kellern und unzählige Umzüge auf einer 5.25"-Diskette überstanden hatte. Das Gefühl war dann auch nicht zu beschreiben, als die simple Grafik des Spiels nach knapp 30 Jahren wieder auf dem Schirm meines C64-Emulators auftauchte. Die grosse Ernüchterung folgte später, als ich das Spiel auf der Original-Hardware spielte und das "Game Over" bereits während des ersten Levels erfolgte. Das Spiel war viel zu schwer! Absolut unspielbar! Ich habe keine Ahnung, wie ich 1986 dieses Stück Software als "vollendet" betrachten konnte. Doch ich war glücklich, dass dieses Fragment meiner Jugend nicht der "digitalen Demenz" verfallen war. Es dauerte schliesslich noch zwei Jahre, bis die Idee reifte, das Spiel zu überarbeiten.
Commodore 64 Basic V2: Mich traf der Schlag, als ich das erste Mal versuchte, den PEEK und POKE verseuchten Code zu analysieren. Selbstredend, dass ich damals keine einzige REM-Zeile verschwendete, um auch nur einen Abschnitt im Programmcode zu dokumentieren. Zudem war das Hauptprogramm nur ausführbar, wenn zuvor der Loader gestartete wurde (ich weiss heute noch nicht, warum). Zudem waren in den PRINT-Zeilen diese eigenartigen Steuerzeichen, deren Sinn ich völlig vergessen hatte. So dauerte es einige Zeit, bis ich die einzelnen Abschnitte im Code verstand und die gewünschten Anpassungen machen konnte. So beginnt das Spiel nun mit einem moderaten Schwierigkeitsgrad, der sich von Level zu Level langsam steigert. Zudem wird die Punkteanzeige nun unmittelbar nach jeder Aktion aktualisiert, was eine unerwartete Modifikation der Highscore-Funktion nach sich zog. Aber schlussendlich war es vollbracht: Das Spiel war endlich spielbar! Nicht besser, aber spielbar. 31 Jahre später! Die aktualisierte Fassung kann in der Download-Sektion heruntergeladen werden. Tresor Panic (C64), Defence (C64) und King Of Napoli (Amiga) in der Download-Sektion verfügbar9/9/2017 Alle drei Spiele, die von Bruno Gut und mir zwischen 1986 und 1988 für den Commodore 64 und Amiga 500 programmiert wurden, können nun in der Download-Sektion heruntergeladen werden. "Tresor Panic" wurde im Herbst 1986 in Basic geschrieben und war eine schlechte Kopie von SEGAs "Bank Panic". Trotzdem sandten Bruno und ich eine Kopie an das neu gegründete Softwarehaus Codemasters, die auch prompt reagierten! Als die Gebrüder Darling aber erfuhren, dass wir beide noch minderjährig waren, wurde der Kontakt sofort abgebrochen.
"Defence" wurde im Sommer 1987 in Basic und Assembler programmiert und anschliessend dem Verlag Markt & Technik zur Veröffentlichung in der Zeitschrift "Happy Computer" angeboten. Die Ablehnung ist nach heutigem Ermessen gut nachvollziehbar: Das Spiel ist viel zu schwierig und die Spriteroutinen unausgereift. Zudem war die Joystickabfrage viel zu träge. "King Of Napoli" wurde Anfang 1988 in Amiga Basic geschrieben und ist ein belangloses und langweiliges Strategiespiel für den Amiga 500. Das Spiel wurde damals nicht verwertet, da sich die Interessen von Bruno Gut und mir ab Mitte 1988 stark verlagerten. |
AutorTinu Lehme Archiv
Juni 2021
Kategorien
Alle
|