Es ist inzwischen 25 Jahre her, als Commodore den letzten C64 produzierte und ein Jahr später Konkurs anmelden musste. Um so mehr erstaunt es, dass noch heute kommerzielle Spiele für den erfolgreichen 8-Bitter programmiert und verkauft werden. Es fehlt mir leider an der Zeit, um auf alle Veröffentlichungen einzugehen. Aus diesem Grund beschränke ich mich hier auf zwei Spiele, die Ende 2017 bei Protovision erschienen sind: Galencia und Sam's Journey. Was an beiden Spielen auffällt, ist die Tatsache, dass diese mit einer unglaublich hohen technischen und spielerischen Güte aufwarten können. Ich wage sogar zu behaupten, dass man eine derart hohe Qualität in den 80er selten zu Gesicht bekam. Galencia präsentiert sich hierbei als Shooter im Stil von Galaga, das mit einer hohen Geschwindigkeit und unzähligen Sprites aufwarten kann. Man hat beim Spielen eher das Gefühl, vor einer Arcade-Maschine zu sitzen, als vor dem heimischen Brotkasten. Sam's Journey wiederum ist ein klassisches Jump 'n' Run, das mit einer riesigen Spielwelt und unzähligen, witzigen Features aufwarten kann. Beide Spiele beinhalten einige fantastische Chip-Tunes und die Ausstattung der beiden Boxed-Versionen ist beispielhaft.
Ich hätte kaum gedacht, dass es mich im Zeitalter der hochglanzpolierten Playstation- und XBOX-Spiele regelmässig vor den C64 treibt, um eine Runde Galencia zu spielen oder eine neue Welt in Sam's Journey zu entdecken. Aber es macht unglaublich viel Spass und ein wunderbares Gefühl der Nostalgie schwingt stetig mit.
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Emulatoren von 8- und 16-Bit-Systemen sind für Smartphones und Tablets in diversen Varianten erhältlich. Was mich aber bislang immer gestört hatte, war die virtuelle Steuerung über den Touchscreen. Grund genug, den Android- Handheld GPD XD im Einsatz als Amiga-Konsole einer Prüfung zu unterziehen. Der GPD wird von Shenzen GPD Technology in verschiedenen Varianten produziert und mit einem umfangreichen Softwarepaket verkauft, dass bereits diverse Emulatoren von bekannten Spieleplattformen enthält. In Europa ist das aus rechtlichen Gründen kritisch, da das ROM oder BIOS eines Systems rechtlich geschützt ist. Ich habe meinen GPD XD bei DragonBox bezogen. Der GPD wird mit Android 4.4.4 ausgeliefert und muss selbst mit entsprechender Software ausgestattet werden. Dank des vorinstallierten Google Playstore stellt dies kein Problem dar. Inzwischen kann bereits der neue GPD XD Plus mit Android 7 vorbestellt werden. Für die Emulation des Amiga installiere ich UAE4ARM, der auch in Amibian zum Einsatz kommt und von der Bedienung her vertraut ist. Die benötigten ROM-Files können mittels Amiga Forever Essentials direkt von Cloanto im Playstore bezogen werden. Da ich die ROM-Files bereits für andere Projekte gekauft hatte, kopiere ich sie von der externen SD-Karte in das vorgesehene Verzeichnis von UAE4ARM. Leider lässt sich der Verzeichnispfad für die ROM- und Konfigurationsfiles in UAE4ARM nicht dauerhaft ändern. In der momentan aktuellen Version werden die Pfade bei jedem Neustart auf die Default-Verzeichnisse zurückgesetzt. Zudem zeigt die virtuelle Tastatur beim Umbenennen der Konfigurationen ein fehlerhaftes Verhalten. Ich hoffe, dass kommende Updates von UAE4ARM diese Probleme auf dem GPD beseitigen werden. Glücklicherweise lassen sich die Verzeichnispfade zu den Disk-Images auf der externen SD-Karte ohne Probleme speichern. Ich teste die Emulation mit einer klassischen Konfiguration eines Amiga 500 mit Kickstart 1.2 und einem Image der Workbench 1.2. Alles funktioniert einwandfrei und der Mauszeiger lässt sich mit dem rechten Analogstick des GPD bewegen. Einzig die beiden Maustasten müssen noch manuell konfiguriert werden. Ich teste die Konfiguration mit einem Image von Marble Madness und bin positiv überrascht: Mit dem Joystick auf dem linken Steuerkreuz und der Maus auf dem rechten Analogstick lässt sich der virtuelle Amiga nahezu perfekt steuern. Der Feuerknopf liegt Playstation-like auf dem X-Button und die beiden Maustasten auf dem Kreis- und Quadrat-Button. Der erste Test ist sehr vielversprechend und ich bin gespannt, wie sich der GPD im zukünftigen Einsatz bewährt. Es versteht sich von selbst, dass nebst dem Amiga auch der C64 und in Zukunft sogar die Playstation auf dem Allround-Handheld emuliert werden soll.
Ich war schon mehrmals an diesem kleinen Laden in der Gärtnerstrasse vorbei geschlendert und hatte mich jedesmal über die kuriose Auslage gewundert: Masken, Hüte, Schminkutensilien und Kostüme. So konnte ich es nicht unterlassen, am letzten Tag meines Hamburg-Aufenthaltes den Laden kurz zu besuchen. Ich kaufte etwas und wurde von einem freundlichen Herrn bedient, der das Pensionsalter offensichtlich schon längst überschritten hatte. Als ich wieder zuhause war, packte mich die Neugier und ich begann, ein bisschen über den kuriosen Laden zu recherchieren.
Alles begann im Juni 1983, als die 23-jährige Heike Passarge mit ihrem Lebenspartner Götz Vincentz an der Gärtnerstrasse 30 das "Café Da Vinci" eröffnete. Mehr als Jux entwarf Vincentz zum zehnjährigen Jubiläum das Spiel "Normal ist das nicht", das sich in den folgenden zehn Jahren über 20'000 Mal verkaufte. Motiviert vom Erfolg des Spiels erfüllte sich Passarge einen Traum und gründete 1995 den "Da Vinci Spiele-Verlag". Götz Vincentz entwirft zwei weitere Spiele: "Mehr Meer für Sandy" und "Tamaras Mäandertal", die in den folgenden zwei Jahren erschienen. 1998 schlossen sich unter Federführung von Heike Passarge dreissig Spielautoren zur "Spiele-Hansa" zusammen, mit dem Ziel, einen gemeinsamen Katalog zu erschaffen. Das Hauptquartier der Interessengemeinschaft wurde das "Café Da Vinci". Infolge erschienen die Spiele "Eins, Zwei, Dreikäsehoch" von Christoph Cantzler und "Esperance" von Götz Vincentz, das zum bekannteste Spiel des Kleinverlags avancierte. Im Jahr 2000 musste das "Café Da Vinci" schliessen. Heute ist an derselben Lokalität das Café "Zum Glaskasten" zu finden. Der Spieleverlag war von der Schliessung nicht betroffen. Vielmehr hatte Heike Passarge nun endlich Zeit, ein eigenes Spiel zu entwickeln, dass 2001 erschien: "Dödel Dumm". Im Januar 2005 wurde schliesslich das "Da Vinci's Mercato Creativo" an der Gärtnerstrasse 28 eröffnet, eben jener kuriose Laden mit allerlei Faschings-Krims-Krams in der Auslage. Und im Februar wurden an der Spielwarenmesse Nürnberg die Spiele der "White Line" vorgestellt. Ein Jahr später strebte Passarge einen Rechtsstreit mit dem italienischen Spieleverlag "Da Vinci" an, der in der Spieleszene äusserst negativ aufgenommen wurde. So erschienen 2007 noch einige Spiele zum 555. Geburtstag von Leonardo Da Vinci, anschliessend wurde es ruhig um die umtriebigen Spielemacher aus der Gärtnerstrasse. 2008 starb der bekannte Maler und Grafiker Karel Novosad (*1944), der die meisten Da Vinci-Spiele illustriert hatte. Inwieweit dies Einfluss auf die Zukunft des Verlags hatte, kann ich nicht einschätzen. Die Webseite scheint auf dem Stand von 2007 sein. Aber sollte ich in naher Zukunft wieder einmal die Gärtnerstrasse besuchen, dann werde ich Götz Vincentz - der nette Herr, der mit 86 Jahren noch immer im Laden steht - bestimmt fragen. Spiele (Auszug): Götz Vincentz: Normal ist das nicht (1993) Götz Vincentz: Mehr Meer für Sandy (1997) Götz Vincentz: Tamaras Mäandertal (1997) Christoph Cantzler: Eins, zwei, Dreikäsehoch (1999) Götz Vincentz: Esperanca (1999) Heike Passarge: Dödel Dumm (2001) Pitanga - Mit Maria nach Bahia (2005) Piratas - Hiebe oder Liebe? (2005) Wer Wie Wat - Wer gewinnt die Strecke (2005) Wattwurm oder Schnecke? (2005) Rapido (2005) Lacuna (2005) Leer zum Meer (2005) Wer wie Watt (2005) Götz Vincentz: Da Vinci's Leonardo (2006) Götz Vincentz: Ana's Ananas (2006) Heike Passarge: Ana's Wattrennen (2006) Götz Vincentz: Ana's Ogopogo (2006) Götz Vincentz: Firenze, Milano, Roma und ich, Leonardo (2007) Götz Vincentz: Da Vinci's Leonardo Jubiläums-Edition (2007) Götz Vincentz: Da Vinci's Schnappszahlenspiel (2007) Ja, in diesem Haus lebte vor langer Zeit des Gretchen mit den langen, rabenschwarzen Zöpfen. Wir sassen zusammen im gleichen Schulzimmer, zuerst in dem der gestrengen Frau Kronauer, dann, im Schulhaus nebenan, in dem des milderen Walter Günter. Weil wir uns mochten, durfte ich das Gretchen ungestraft an seinen Zöpfen ziehen. Dafür liess ich es etwa beim Versteckenspielen oder beim Klettern an der Kletterstange gewinnen, und ich überreichte ihm kleine Geschenklein: es schöns Chräueli, Heugeli oder einen Schleckstengel, den ich beim "Emil Geiser" oder "Max Iff" hatte ergattern können. Robert Roth, Do isch doch Aube, Benteli Verlag 1985 Es ist inzwischen einige Jahre her, als ich aufgrund der Unterlagen zur Neugestaltung des Wuhrplatzes in Langenthal auf den Autor Robert Roth stiess. In seinen beiden Bücher "D'Langetu chunnt" (1978) und "Do isch doch aube..." (1985) erinnerte sich der Autor an Menschen und Begebenheiten, die in den 20er- und 30er-Jahren in Langenthal Geschichten geschrieben hatten. Doch was hat Robert Roth mit obigem Foto zu tun? Das Foto fand ich vor einem Jahr im persönlichen Fotoalbum meines verstorbenen Grossvaters und mich beschlich sofort das Gefühl, dass mit dem Foto eine Verbindung zu Roths Erinnerungen bestand.
Robert Roth wurde im Oktober 1919 in Langenthal geboren und wuchs mit seinen Eltern und seinem Bruder Hermann an der Bützbergstrasse auf. Im Haus nebenan wohnte damals der Kreisgeometer Weber mit seiner Frau und den beiden Töchtern Dori und Lucie. Und da war noch der "Herr Lehme-Hung", der durch die grossen Gartenanlagen der Villa Lehmann (heute Altersresidenz Lindenhof) streifte. Die stattliche Dogge gehörte Samuel und Marie Lehmann, ein wohlhabendes Ehapaar, das Ländereien und Plantagen in Guatemala besass. Später besuchte Robert Roth im Kreuzfeld die Primarschule und befreundete sich mit seiner Klassenkameradin Gretchen Lüthi. In der selben Klasse war auch der "Haudeler" Walter Siegfried, der später Schweizer Meister im Fliegengewicht wurde und erfolgreichster Schweizer Boxer an der Olympiade 1936 in Berlin war. Nach Beendigung der Sekundarschule dürfte Roth das Gretchen aus den Augen verloren haben. Er durchstreifte als Jüngling zu Fuss oder auf dem Fahrrad Ungarn, Jugoslawien, Schweden, einen Teil der Sahara und die unwegsamen Pripjetsümpfe, die heute zu Russland gehören. Er studierte in München und floh im April 1943 mit seiner Braut Rita wieder zurück in die Schweiz und war später im Hauptberuf als Statistiker tätig. Doch was hat Robert Roth nun schlussendlich mit obigem Foto zu tun? Die zentrale Person ist das Mädchen auf dem schwarzen Pony. Sie fiel mir bereits auf einem anderen Foto meiner Familie in's Auge: Zusammen mit meiner Urgrossmutter und zwei Schwestern meines Grossvaters posierte sie vor dem Berner Münster. Doch niemand in meiner Familie konnte mir sagen, wer dieses Mädchen war. Es war zwar bekannt, dass jener Familienzweig in engem Kontakt zur Familie Lüthi in der Wuhr stand, doch die Existenz von Gretchen war damals niemandem bekannt. Erst der Text von Robert Roth weckte in mir jenen Verdacht, der durch das Foto im Album meines Grossvaters noch zusätzlich genährt wurde. Ich beschloss, das Foto sorgfältig aus dem Album zu trennen und traute meinen Augen kaum: Die Rückseite war vollständig beschrieben. Die Entzifferung der Handschrift erwies sich aber als schwierig, da die Ränder beschnitten und grosse Flächen durch Leimflecken nicht mehr lesbar waren. Doch schlussendlich gelang es, die Textfragmente zu entschlüsseln und der Verdacht wurde zur Klarheit. Es war am Freitag, den 8. Februar 1924. Die Geschwister meines Grossvaters, Elise, Marie, Werner und Karl, wollten ihrer grossen Schwester Rosa einen Besuch abstatten. Sie feierte an jenem Tag ihren 19. Geburtstag, doch der Besuch kam aus unbekannten Gründen nicht zustande. Begleitet wurden die Geschwister von Gretchen Lüthi, die auf ihrem schwarzen Pony ritt. Das Pony war schon lange im Besitz ihrer Familie und immer lieb zu den Kindern. Gretchen hatte den gleichen Jahrgang wie Karl, der wiederum ein Tag älter als Robert Roth war. Es ist durchaus möglich, dass der jüngste Bruder meines Grossvaters mit Robert, Gretchen und Walter Siegfried die gleiche Schulklasse besuchte. Die Umstände, wie das Foto entstand, sind nicht bekannt. Die Wintersonne stand schon tief, so dürfte es am Nachmittag aufgenommen worden sein. Als Fotograf kommt Josef Gschwend in Frage, der zwischen 1901 und 1938 sein eigenes Geschäft in der damaligen "Neuen Post" führte. Der Schatten des Fotoapparat ist sogar auf dem Foto unten links zu erkennen. Die Rückseite des entwickelten Fotos wurde anschliessend mit Glückwünschen und einigen Informationen zu jenem 8. Februar vollgeschrieben. Ob Rosa die Glückwunschkarte jemals zu Gesicht bekam, ist nicht bekannt. Das Foto gelangte schliesslich in das Fotoalbum meines Grossvaters, wo es 90 Jahre später dem Gretchen Lüthi aus Robert Roths Erinnerungen ein Gesicht gab. Robert Roth wurde 67 Jahre alt und starb im Juni 1986. Margret "Gretchen" Lüthi überlebte Robert um 19 Jahre und starb im Dezember 2005 mit 86 Jahren. Walter "Wale" Siegfried, der am gleichen Tag geboren wurde, wie seine Klassenkameradin, siedelte in den 40er-Jahren in die USA aus. Er trat der US-Army bei und diente im Koreakrieg. Er starb im April 2002 mit 83 Jahren in Arizona. Hätte mir vor 31 Jahren jemand erzählt, dass ich im Jahr 2017 das damals fertig gestellte Spiel "Tresor Panic" neu überarbeiten würde, dann hätte ich ihn wohl für verrückt erklärt. Es ist auch nur glücklichen Umständen zu verdanken, dass die einzige Kopie des Spiels die Lagerung in feuchten Kellern und unzählige Umzüge auf einer 5.25"-Diskette überstanden hatte. Das Gefühl war dann auch nicht zu beschreiben, als die simple Grafik des Spiels nach knapp 30 Jahren wieder auf dem Schirm meines C64-Emulators auftauchte. Die grosse Ernüchterung folgte später, als ich das Spiel auf der Original-Hardware spielte und das "Game Over" bereits während des ersten Levels erfolgte. Das Spiel war viel zu schwer! Absolut unspielbar! Ich habe keine Ahnung, wie ich 1986 dieses Stück Software als "vollendet" betrachten konnte. Doch ich war glücklich, dass dieses Fragment meiner Jugend nicht der "digitalen Demenz" verfallen war. Es dauerte schliesslich noch zwei Jahre, bis die Idee reifte, das Spiel zu überarbeiten.
Commodore 64 Basic V2: Mich traf der Schlag, als ich das erste Mal versuchte, den PEEK und POKE verseuchten Code zu analysieren. Selbstredend, dass ich damals keine einzige REM-Zeile verschwendete, um auch nur einen Abschnitt im Programmcode zu dokumentieren. Zudem war das Hauptprogramm nur ausführbar, wenn zuvor der Loader gestartete wurde (ich weiss heute noch nicht, warum). Zudem waren in den PRINT-Zeilen diese eigenartigen Steuerzeichen, deren Sinn ich völlig vergessen hatte. So dauerte es einige Zeit, bis ich die einzelnen Abschnitte im Code verstand und die gewünschten Anpassungen machen konnte. So beginnt das Spiel nun mit einem moderaten Schwierigkeitsgrad, der sich von Level zu Level langsam steigert. Zudem wird die Punkteanzeige nun unmittelbar nach jeder Aktion aktualisiert, was eine unerwartete Modifikation der Highscore-Funktion nach sich zog. Aber schlussendlich war es vollbracht: Das Spiel war endlich spielbar! Nicht besser, aber spielbar. 31 Jahre später! Die aktualisierte Fassung kann in der Download-Sektion heruntergeladen werden. |
AutorTinu Lehme Archiv
Juni 2021
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